Morgen außerordentliche Mitgliederversammlung der VG Wort: Für Zündstoff ist gesorgt – und Rainer Dresen hat natürlich (s)eine Meinung dazu – auch hier

Unter der Überschrift „Großangriff auf die VG Wort“ hat gestern die FAZ über die morgige außerordentliche Mitgliederversammlung der VG Wort berichtet, bei der es vordergründig zwar „nur“ um die Rückzahlungsproblematik aufgrund des sog. „Vogel-Urteils“, laut FAZ-Redakteur Michael Hanfeld aber um nichts weniger als die Zukunft der VG Wort gehen wird.

Diesen Artikel nahm der Medienjournalist und jüngst erst der VG Wort als veritables Mitglied beigetretene Stefan Niggemeier zum Anlass für einen Kommentar http://uebermedien.de/7962/showdown-im-hofbraeukeller/#comment-7462.

In einem der Leserkommentar ‎hierzu wurde unser BuchMarkt-Kolumnist Rainer Dresen, offenbar unter Anspielung auf seine seinerzeitige Bewertung des sog. Vogel-Urteils und seines Berichts über die letzte http://www.buchmarkt.de/content/66267-ausgeflipptes-happening-oder-doch-eher-serioese-fachtagung-ein-erlebnisbericht-von-der-versammlung-der-vg-wort-wahrnehmungsberechtigten.htm,VG Wort-Jahresversammlung zu einem Kommentar aufgefordert, mit den Worten: „Jetzt kommt gleich wieder der Dresen vorbei und schreibt in 120 Zeilen, dass er die Aufregung nicht verstehen kann…“

Wer „den Dresen“ kennt, weiß, dass er tatsächlich selten aufgeregt ist und auch einem oder einer „Chris“ antwortet:

Aber gerne, lieber Chris, wer auch immer Sie sein mögen, komme ich „vorbei“. Zumindest morgen im Hofbräukeller. Was für ein seltsamer Ort übrigens für eine derartige Versammlung. Allerdings, lieber Chris, kann ich die Aufregung bei Autoren und Verlagen und auch im FAZ-Feuilleton sehr gut verstehen. Wo gibt es denn so etwas schon einmal quasi in Echtzeit zu bestaunen, dass sich ein in den Augen Vieler höchst erfolgreicher Interessenverband selbst zu zerlegen droht? Die Verlage sind deshalb auch alles andere als entspannt, was die morgige Versammlung betrifft, dafür ist die Sache einfach zu wichtig.

Ich meine allerdings nach wie vor, dass die VG Wort, so wie sie über Jahrzehnte von Autoren und Verlagen verstanden und praktiziert wurde, ein Erfolgsmodell war. Die Gründe dafür und die Gegenargumente sind hinreichend ausgetauscht. Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen. Ob die Autoren, so wie es einige nun offenbar anstreben, auf sich allein gestellt wirklich mehr erreichen? Erlauben Sie mir, da skeptisch zu sein. Ich habe jeden Tag mit Autoren zu tun. Es gibt nicht nur für mich, sondern eigentlich für alle, die auch nur einen Tag im Verlag gearbeitet haben, kein persönlich angenehmeres weil anregenderes berufliches Umfeld.

Nirgendwo sonst hat man mit derart kreativen, interessanten und inspirierenden Menschen zu tun. Diese Menschen aber sind per se Individualisten. Sonst könnten sie nicht das so gut tun, was sie tun. Das mag auch erklären, warum sich lange Jahre kaum jemand mit der auch für Experten schwer verständlichen Materie einer Verwertungsgesellschaft beschäftigen wollte. Das deutet aber für mich auch darauf hin, dass es zukünftig nicht leicht für die Autoren werden wird, die verbandsmäßige „Schlagkraft“ aufzubringen, die es braucht, um mit den lobbytechnischen Vollprofis von der Geräteindustrie mitzuhalten. Aber wenn die Versammlung morgen so verläuft, wie sich das die Neumitglieder der VG Wort laut FAZ vorstellen, ist das voraussichtlich nicht mehr mein Problem. Ich bin jedenfalls gespannt.

Noch eine Bemerkung zu Stefan Niggemeiers alles andere als fernliegender Deutung der eigentlichen Streitursachen: „Hinzu kommen teils über viele Jahre entstandene persönliche Verletzungen und Feindschaften der Beteiligten.“ Auch da hat er völlig Recht, wie ja seine Ausführungen gewohnt präzise und nun sogar erfreulich ausgewogen sind. Jeder, der sich jemals mit Herrn Vogel unterhalten hat, merkte schnell, dass dieser brillante Jurist tief verletzt ist. Verletzt offenbar davon, dass seine jahrzehntelange, juristisch wohl selten leicht zu widerlegende Kritik an der offenbar mangelbehafteten gesetzlichen Fundierung der aber von allen Beteiligten seit Anbeginn ihrer Gründung gewollten VG Wort-Praxis über viele Jahre Kopfschütteln („Was meint der Mann, was will der Mann, wir sind uns doch alle einig“) bei allen, auch den Autoren-Zuhörern auslöste.

In der Kombination mit seinem messerscharfen Verstand hat sich Herrn Vogels offenbar auch persönlich motiviertes juristisches Handeln bislang stets als durchschlagend erwiesen. Wo dieser Schlag aber endet, ob danach vom Objekt seiner Schläge noch etwas übrig ist und ob es ihm vielleicht nicht auch gut zu Gesicht stünde, die Hand zur Versöhnung zu reichen, das kann man sich durchaus fragen.

Zumal Herr Vogel mit den auf Seiten der heute bei der VG Wort verantwortlich Handelnden, das wird auch er selbst bestätigen, kein persönliches Problem hat. Dies schon deshalb, weil es schlicht unmöglich ist, mit den umsichtigen und selbst in hitzigsten Debatten – wer jüngst in Berlin war, wird es bestätigen können, wer morgen nach München kommt, wird es erleben – ruhig und sachlich agierenden Herren Staats und Just über eventuelle Divergenzen in der Sache hinaus persönliche Animositäten zu entwickeln. Die Person aber, um die es (Herrn Vogel) nur gehen kann, der langjährige, scheinbar allmächtige Spitzenfunktionär der VG Wort, der ist schon seit 2009 nicht mehr im Amt.

Das klarzustellen ist wichtig. Von angeblichen Feindschaften der „Beteiligten“ zu sprechen, trifft das Thema also wenn überhaupt nur zur Hälfte. Die Sachfragen aber, um die es hier geht, die sind doch eigentlich viel zu wichtig, um alte Rechnungen zu begleichen.

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