Das Autorengespräch Friedrich Ani über seinen Ausflug in die Hardboiled Literatur

Immer freitags ab 14 Uhr hier ein Autorengespräch: Heute mit Friedrich Ani über seinen neuen Roman Nackter Mann, der brennt bei Suhrkamp.

Herr Ani, worum geht es in Ihrem neuen Roman?

Friedrich Ani: „Jede Buchhandlung ist ein Glücksort“

Friedrich Ani: Nackter Mann, der brennt handelt vom Flehen eines Mannes, der bis heute nicht verstehen kann, warum Gott, an den er als Kind so fest geglaubt hat, das Grauen nicht verhinderte.

Können Sie kurz die Handlung umreißen?

In meinem Roman kehrt ein Mann, der die meiste Zeit seines Lebens in der Halbwelt von Berlin verbracht hat, in die enge Welt seines Geburtsortes zurück. Traumatisiert von Erinnerungen aus früher Zeit, fühlt er sich gezwungen, eine alte Schuld abzutragen. Seit seinem Verschwinden aus dem Dorf im Alter von vierzehn Jahren quält ihn eine einzige Frage: Warum ist er zu feige gewesen, seinen Freunden zu helfen, als diese zu willfährigen Opfern der Dorfgemeinschaft wurden, und zu verhindern, dass unschuldige Kinder ermordet wurden?

Wir wollen ja dem Buchhandel verkaufen helfen. Was glauben Sie, mit welchem Argument der Buchhändler Ihren Roman am besten verkaufen könnte?

Ich stelle mir vor, dass jeder Buchhändler und jede Buchhändlerin einen sehr persönlichen Grund finden kann, das Buch zu empfehlen. Auf diesen Roman, glaube ich, muss man sich einlassen, und ich wünschte mir, dass Ludwig Dragomir, die Hauptfigur, in der Vorstellung meiner Leser und Leserinnen zu einem Schmerzensmann wird, dessen Wunden nur bedingungslose Liebe heilen könnte.

Eine erste Leserstimme sagt, Ihr Roman sei der wohl ungewöhnlichste Krimi, den Sie bislang veröffentlicht hätten, Ihr „Ausflug in die Hardboiled Literatur sei aber keine bloße Fingerübung – sondern ein großartiger, pechschwarzer Rachekrimi von alttestamentarischer Wucht“…

Zum Buch durch Klick auf Cover

Was stimmt: Der Roman ist voll von schwarzem Humor. Was nicht stimmt, ist die Idee mit der Fingerübung – ich habe mit meinen Büchern immer wieder versucht, das Genre von verschiedenen Seiten zu betrachten, auszuweiten, zu sprengen vielleicht auch, ohne zerstören zu wollen, eher, um was Eigenes aus dem Chaos entstehen zu lassen. Der Kriminalroman hat mich ja vor zwanzig Jahren aus einer kompletten Schreiblähmung befreit, ist ja klar, dass sowas dann zu Übermut führt …

Und immer wieder auch dazu, den Verlag zu wechseln?

Das ergab sich so. Mein erster „Süden“-Roman erschien bei Heyne, dann folgte ich dem Verleger Hans-Peter Übleis zu Droemer. Dann kam ich über meine Jugendbücher zu Hanser und Zsolnay, machte noch ein paar „Süden“-Bücher bei Droemer und hatte das unfassbare Glück, dass der Suhrkamp-Cheflektor Raimund Fellinger sein Interesse an mir aufrecht erhielt, obwohl ich ihm mehrmals wegen bestehender Verträge absagen musste. Fellinger ist ein großer Ermutiger, ein magischer Schwellenwächter für jeden Autor.

Sie haben bisher fast 30 Bücher geschrieben, über Jahre ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Buchhandel gemacht. Gibt es etwas, was Sie als Zwischenfazit Ihrer langen Karriere sagen möchten?

Jede Buchhandlung ist ein Glücksort, und wir müssen alles dafür tun, dass diese Orte erhalten bleiben. Sie sind Oasen in der wachsenden Wüstenei der allgemeinen Blödigkeit.

Wäre schön, wenn wir uns da mal treffen könnten..

Kein Problem. Ich bin im Herbst auf Lesereise quer durch Deutschland, schauen Sie einfach mal vorbei. Es gibt kühle Getränke überall dort, wo der Nackte Mann brennt …

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz. Durch Klick auf Foto zum Autorenporträt von Friedrich Ani auf der Krimi-Couch.

In der letzten Woche befragten wir Dorothea Redeker [mehr…].

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