Das Autorengespräch Jürgen Schwandt über sein Buch „Sturmwarnung. Das aufregende Leben von Kapitän Schwandt“

Ein Leben wie ein ewiges Abenteuer: Orkane auf See, Stürme im Rotlicht der Häfen, Momente zwischen Leben und Tod. Kapitän Jürgen Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Aufgewachsen in den Trümmern Hamburgs, ging er früh zur See – und tauchte ein in jene exotische Welt aus Fernweh und Sternenstaub, von der er immer geträumt hatte.

Dabei lernte er auch früh die Schattenseiten der Seefahrt kennen. Heute spricht er sich engagiert gegen ganz andere Schatten aus: In seiner wöchentlichen Kolumne „Hier spricht der Käptn“ in der Hamburger Morgenpost bezieht er immer wieder vehement Stellung gegen AfD, Pegida und Co. – und stößt auch bei der seinen fast 56.000 (!) Facebook-Fans auf breite Zustimmung. Sein offener Brief an Alexander Gauland wurde viele Tausende Male geteilt. Seine turbulente und amüsante Biografie Sturmwarnung (mit Stefan Krücken), ein Buch voller Weisheit, Toleranz und Zigaretten, ist Mitte April im Ankerherz Verlag erschienen.

Warum haben Sie das Buch für wen geschrieben?

Alle mal herhören:
Hier spricht der Käptn
Jürgen Schwandt!

Jürgen Schwandt: Die Idee zu diesem Buch kam von Ankerherz-Verleger Stefan Krücken. Für sein erstes Buch Orkanfahrt hat er alte Kapitäne ausgegraben und dabei auch mich aus dem Mausoleum geholt. Ich war ganz brauchbar zu Lesungen einsetzbar, wir kamen uns menschlich näher und er befand, dass mein Leben interessant genug für ein Buch wäre. Ich glaube auch, dass es nicht mehr so viele Zeitzeugen gibt, die von den Lebens- und Arbeitsbedingungen auf See dieser Jahre berichten können. Für wen? Inzwischen habe ich viele „Freunde“ auf Facebook, beinahe 56.000. Für die könnte es interessant sein.

Was ist die Hauptaussage Ihres Buches? Und was hat die Zeit an Bord Sie gelehrt?

Auf meinen Reisen habe ich überall auf der Welt gute Menschen kennengelernt. Und auch ein paar Arschgeigen. Das hat nichts mit Hautfarbe, Pass oder Religion zu tun.
Gelernt habe ich, wie man mit anderen Menschen klarkommt, denn an Bord gibt es keine Alternative. Das ist das eine. Das andere: Wie unbedeutend jeder von uns ist. Wenn man da auf einer Nussschale über die Weltmeere tuckert, dann wird man bescheiden und demütig.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das am besten wem verkaufen?

Es ist die authentische Geschichte eines harten, spannenden Lebens – und die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben. Es ist sicher interessant für Menschen, die mehr über die Kriegs- und Nachkriegsjahre und das Leben auf See erfahren möchten.
Was die Leute zu mögen scheinen ist, dass ich authentisch bin. Ich muss auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen, ich bin von niemandem abhängig. Ich kann der Gesellschaft, immer dann, wenn ich es für geboten halte, fleißig links und rechts was um die Ohren hauen.

Gibt es schon Resonanz, über die man sich freut, sie weitererzählen zu können?

Durch Klick auf Cover
zum Buch

Ein Leser schrieb, dass er das Buch nur kurz anlesen wollte, dann aber so gefesselt war, dass sein heutiger Zeitplan durcheinander geriet. Die Rückmeldungen zum Buch sind bisher toll – sowohl zum Inhalt als auch zu den schönen IIlustrationen und Fotos. Ich habe auch schon viele Interviews gegeben, vom Vorwärts über die Lüneburger Zeitung bis zur GQ, ich werde bei Markus Lanz zu Gast sein und zu Lesungen bei zwei Ankerherz-Kreuzfahrten und in vielen Städten zu Besuch sein – von Wismar bis Storkow, vom Harbour Front Festival in Hamburg bis München. Und weiß der Teufel wo noch!

Wie fühlt es sich an, auf einmal ein eigenes Buch in der Hand zu halten?

Ich war schon immer und bin ein Vielleser, von Jugend auf an. Z.B. habe ich sämtliche Nobelpreisträger für Literatur gelesen, mich durch den Ulysses von James Joyce gekämpft. Daher weiß ich die Bücher des Ankerherz-Verlags zu schätzen, sehr liebevoll, aufwändig gestaltete Bücher. Es ist schon beinahe ein sinnlicher Genuss, sie in die Hand zu nehmen. In Abwandlung eines Wortes von Winston Churchill „Das Leben ist zu kurz, um Schritt zu reiten und schlechte Zigarren zu rauchen“ sage ich“ Das Leben ist zu kurz, um das Rauchen aufzugeben und Trivialliteratur zu lesen.“

Zur Person: Kapitän Jürgen Schwandt wurde 1936 in Hamburg geboren und ging mit 16 Jahren zur See. Nach vielen Jahren auf dem Meer ging er seiner Frau zuliebe an Land und wurde Chef des Hamburger Hauptzollamtes. Heute schreibt er eine wöchentliche Kolumne in der Hamburger Mopo, ist bei Facebook höchst aktiv und nicht nur in Norddeutschland längst Kult. Das Meer vermisst er immer noch und fährt darum nach wie vor jedes Jahr auf See.

Durch Klick auf Abbildungen zum Buch.

Zum Autorengespräch der letzten Woche: Annette Langen über ihren neuen Millionentitel [mehr…]

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert