„Neue Form von Zensur“: Wagenbach druckt künftig Kunst-Bücher ohne Bilder – um Ärger mit den Bildrechten zu umgehen

Das Anfang März bei Wagenbach erschienene Buch „Siegerkunst. Neuer Adel, teure Lust“ des Kunstkritikers Wolfgang Ullrich, mit dem der streitbare Autor eine aktuelle Diskussion provoziert, hat Verlegerin Dr. Susanne Schüssler nachdenklich gemacht – und dann zu einer radikalen Entscheidung „gezwungen“, wie sie sagt: „Wagenbach wird künftig nur noch Kunst-Bücher ohne Bilder drucken“.

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Der Anlass war das o.a. Buch, denn „pikanterweise wurde dem Verlag nun für acht der neunzehn vorgesehenen Abbildungen die Abdruckgenehmigung seitens der Künstler nicht erteilt.“ Wir spüren, „nicht länger scheint es für Künstler wichtig, öffentlich anerkannt in den Museen zu hängen, vielmehr berechnen sie selbst ihre Bedeutung ausschließlich auf der Basis des (freien) Marktwerts ihrer Kunst. “

Der Umgang mit ihnen werde immer schwieriger:“ Zum Teil machten die Künstler ihre Urheberrechte geltend, andere wollten gar das gesamte Manuskript vorab lesen (dazu hätte es z. B. bei „Siegerkunst“ ins Englische übersetzt werden müssen), um ihre Genehmigung davon abhängig machen, wie sie im Text dargestellt werden.

Schüssler deutlich: „Das ist eine neue Form der Zensur, die jeglichen kritischen oder wissenschaftlichen Umgang mit Kunst zu unterbinden versucht.“ sagt die Verlegerin. Damit gäeben die Künstler dem Autor Wolfgang Ullrich zwar Recht, der in seinem Buch über die neue Rolle der Künstler schreibt: „Längst sind sie nicht mehr Außenseiter, sondern treiben selbst ihre Spiele mit der Macht.“ Aber es reicht ihr jetzt: Sie hat nicht nur beschlossen, das Buch mit grauen Flächen anstelle der Fotos zu drucken – sodnern das soll jetzt für alle künftigen Kunst-Titel gelten.

Wobei sie sich wohl fühlt, schließlich muss überall gespart werden, und die Kunst sei ein hehres Gut. Was die Kalkulation von Büchern betrifft, so ist die bildfreie Variante für die Verlage jedenfalls durchaus interessant.

Es bleibt jertzt dabei: „Wir werden in Zukunft nur noch Bücher mit grauen Flächen statt der Abbildungen zu drucken – die Bildunterschriften allerdings bleiben stehen. Im Internet kann sich der Leser schließlich jederzeit die Abbildungen ansehen. Auch über bildlose Cover denken wir nach.“ Schüssler aber versöhnlich: „Gegen einen geringfügigen Aufpreis würden wir Bilder der Kunstwerke dann eventuell auf dem Postweg an ernsthafte Interessenten nachliefern“.

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