Das Sonntagsgespräch Tom Erben über VLB-TIX und die Möglichkeiten der Markenprofilierung in digitalen Vorschauen

Das hatten wir gemeldet: Über 2000 neue Nutzer haben sich seit dem Start von VLB-TIX im Dezember 2015 in VLB-TIX registriert, rund die Hälfte davon Buchhändler [mehr…]. Neben sämtlichen Novitäten aus dem VLB finden sie hier Vorschauen, Aktionskataloge sowie die Backlist von mittlerweile über 150 Premiumverlagen.

Dass ein Verlag auf dieser Plattform seine Titel individuell mit Zusatzinformationen wie z.B. Leseproben, Trailer oder Innenansichten anreichern kann, leuchtet ein. Aber wie werden Vorschauen optimal in VLB-TIX präsentiert? Verlieren Verlage auf einer Online-Plattform nicht an Profil? Das war Anlass für Fragen an Tom Erben, den Leiter Marketing/Vertrieb VLB-TIX:

BuchMarkt: Seit Dezember läuft VBL-TIX in Echtzeitbetrieb, wie ist die Resonanz?

Tom Erben: Wir sind sehr erfreut über die Resonanz, seit dem Start haben wir täglich rund zwanzig Neuanmeldungen, das zeigt das große Interesse an neuen Formen der Kommunikation für unsere Branche.

bild(l, 40143)Wer nutzt denn VLB-TIX jetzt schon?

Das Spektrum der Nutzer reicht von den ganz Großen bis zu den ganz Kleinen, sowohl im Handel als auch bei den Verlagen. Rund die Hälfte der Nutzer sind Händler, die andere Hälfte Verlage. Die nächste große Nutzergruppe, nämlich Journalisten und Blogger können sich im März auf der Plattform anmelden.

Arbeiten denn Buchhändler schon tatsächlich aktiv mit VLB-TIX?

Natürlich wird jetzt erstmal ausprobiert, denn die Möglichkeiten der verlagsübergreifenden Novitätenrecherche sind ja schon immens: Jeder Nutzer kann den Pool der Neuerscheinungen aus dem VLB nach ganz persönlichen Kriterien filtern und auch wieder exportieren. Das kann der Special-Interest Versandhändler für die Sortimentsplanung ebenso nutzen wie der Etagenleiter. Und eben auch Journalisten oder Blogger, die ein bestimmtes Thema oder Genre im Blick haben.

Unser Thema sind aber eigentlich die Vorschauen… welche Verlage sind denn schon dabei?

Mittlerweile haben sich über 300 Verlage registriert, die Hälfte davon mit einem Premiumaccount, der Ihnen ermöglicht, Ihre Novitäten und Vorschauen anzureichern, zu versenden und zu individualisieren. Hier wird es jetzt interessant für das Thema Markenprofilierung, denn auch ein Verlagsprofil anzulegen geht natürlich nur, wenn ich mich als Premiumverlag registriere…

Heißt das, dass Verlage ohne Premiumstatus auch im VLB-TIX dabei sind?

Ja, alle Novitäten aus dem VLB werden in VLB-TIX eingespielt und sind für jeden Nutzer zu sehen, egal ob er ein VLB-Abo hat oder nicht. Um einem weiteren Missverständnis entgegenzutreten: Auch die komplette Backlist der Premiumverlage ist in VLB-TIX sichtbar und natürlich bestellbar. Der Verlag entscheidet darüber, welche Titel er aktiv verkaufen möchte – auch seine Backlist kann er unbegrenzt in Vorschauen oder Verlagskatalogen vermarkten und adressieren. Das ist ja gerade das Besondere an der digitalen Welt: Als Verlag habe ich nicht mehr nur eine identische Vorschau für alle Kunden, sondern ich erstelle Kataloge kundenindividuell, auch in der Auflage 1 Expl.

Wird das denn schon eingesetzt?

Wir haben nach sechs Wochen schon über 150 Frühjahrsvorschauen auf der Plattform und rund 500 individualisierte Kataloge. Das dürfen und müssen aber noch mehr werden, denn viele Buchhändler suchen „Ihre“ Verlage schon jetzt in VLB-TIX, weil sie ab Herbst 2016 oder spätestens im Frühjahr 2017 damit loslegen wollen. Ich zitiere stellvertretend Irene Nehen, die bei der AKS-Tagung am 19.2. gesagt hat: „Es wäre schön, wenn wir 2017 so richtig damit arbeiten könnten.“

Also sind jetzt die Verlage am Zug?


Wir empfehlen den Verlagen in jeden Fall, sich rechtzeitig mit dem Change-Prozess zu beschäftigen, der ja das gesamte Datenmanagement betrifft. Einige tun es auch schon sehr intensiv: wir sind sehr erfreut, wieviel Mühe und Einfallsreichtum die Verlage schon jetzt in die Erstellung und Präsentation ihrer Kataloge investieren. Denn dass Verlagsvorschauen so unterschiedlich wie Verlage sind, gilt auch in der Online-Welt. Um anderen Verlagen zu zeigen, was da geht, haben wir eine Liste mit 11 Best-Practice-Beispielen zusammengestellt …

… das hatten wir ie ja am Freitag schon gemeldet …

… die Beispiele reichen von DTV bis Klett Cotta, von Erich Schmidt bis zum frechverlag…
Ja, und die Beispiele zeigen, dass das neue Medium individuelle und dennoch überzeugende Möglichkeiten der Produkt- und Markendarstellung bietet. Das kann sich übrigens HIER jeder anschauen, auch ohne Registrierung oder Anmeldung.

Sie sind aber nicht allein auf dem Markt, es gibt mit edelweiss+ und novi24 zwei weitere Plattformen, die schon länger genutzt werden. Wie sehen Sie die drei Systeme?

Es haben sich bereits viele Händler für VLB-TIX ausgesprochen, von den Filialisten wie Hugendubel, Mayersche, Osiander und Pustet bis zu den Independants wie Dussmann, Wittwer u.v.a. Auch die vielen kleinen und mittleren Sortimenter haben sich bei VLB-TIX registriert. Letztlich aber entscheiden die Verlage, die diese Plattformen finanzieren, in welche Wettbewerber sie ihr Vertrauen setzen. Da liegen wir mit der Anzahl und Qualität der Premiumverlage bei VLB-TIX schon ziemlich gut im Rennen. Auch die Anbindung an das VLB und damit die vollständige Marktübersicht über alle deutschsprachigen Novitäten – unabhängig vom VLB-Abo! – spricht für eine von vielen gewünschte einheitliche Branchenlösung.

Heißt das jetzt, dass wir in drei Jahren gaz anders einkaufen werden als bisher, wird es dann überhaupt noch Vertreter geben?

Selbstverständlich wird es weiter Vertreter geben! Weder Verlage noch Buchhändler können auf kundenindividuelle Beratung verzichten. VLB-TIX ist aber eine Plattform, die den Austausch zwischen Verlagen, Händlern, Vertretern, Journalisten, Bloggern und Dienstleistern erleichtert und damit den Arbeitsalltag für alle diese Gruppen effizienter macht.

Mein Frau möchte auf ihre Printvorschau nicht verzichten. Sie reißt z.B. Seiten aus der Vorschau aus und legt sie auf einen Stapel. Monatlich arbeitet sie dann den Stapel ab: Den Mai-Stapel, den Juni-Stapel, den August-Stapel.

Oh, das kann man digital viel einfach machen, das wird sie sehr bald merken, Merklisten sind auch nach Erscheinungstermin zu filtern. Aber ein System wie VLB-TIX kann viel, voel mehr: Buchhändler geben beispielsweise den Namen des Verteters ein, der nächste Woche kommt und erhalten mit einem Klick dessen sämtliche Vorschauen – kein Suchen und Wühlen mehr in der Hängeregistratur. Oder die Bestelllisten, die von mehreren Kollegen bearbeitet werden können, egal ob sie gerade zu Hause sitzen oder in der Buchhandlung. Es ist ja alles online.

Sind denn alle Buchhandlungen technisch schon optimal dafür ausgestattet…?

Na ja, wir hören von vielen Buchhändlern, dass sie sich ein Tablet wünschen…. Wir kennen alle die rasante Verbreitung der Digitalisierung, aber vielleicht brauchen wir hier eine Branchen-Initiative…

Und wann schaffen die Verlage die Vorschauen ab?

Die Printkataloge werden sich verändern. Wieso soll ich meterlange Bibliographien abdrucken, die ohnehin schon in den Bestellsystemen verzeichnet sind? Auf der anderen Seite bleibt die emotionale und individuelle Ansprache der Händler – und auch der Journalisten – der Kern der Verlagskommunikation. Die Orientierungsfunktion von Verlagsmarken wird wichtiger werden. Da bin ich wieder bei meinen Best-Practice-Beispielen, die belegen, dass Vorschauen in VLB-TIX mehr sind als Datenbankeinträge – wenn man die Features klug zu nutzen weiß. Nichts Neues, eigentlich – das war schon immer der Job der Werbe- und Marketingabteilungen. Kurzfristig ersetzt werden können aber m.E. die Key Account-Unterlagen. Die geliebten Vorschauen werden uns also – verändert – noch etwas begleiten. Aber wir sind längst in der Transformationsphase.

Einige von uns haben den Eindruck, hier wird die Branche von den Zwängen der Ketten in eine Richtung gedrängt… ist das nicht eher nur was für die „Großen“?

Nein, das sehe ich nicht so. Ich bin überzeugt, dass Effizienz auch im Interesse gerade des mittelständischen Buchhandels liegt. In den vielen Gesprächen, die wir mit Unternehmern führen, sind die Reaktionen einhellig über das Potenzial, das in der Optimierung der Einkaufsprozesse gesehen wird. Da mag es durchaus unterschiedliche Mentalitäten bei den Mitarbeitern geben, aber strategisch führt an der Entwicklung kein Weg vorbei. Das sieht nach meiner Erfahrung übrigens auch die Mehrzahl der Buchhändler ganz pragmatisch.

Kommt das denn auch beim unabhängigen, kleinen Buchhandel an (der in Gesamtheit ja auch ein wichtiger Kunde der Verlage ist)? Hier scheint man der digitalen Vorschau doch überwiegend skeptisch gegenüber zu stehen…

Ich höre das immer wieder, aber aus meiner Erfahrung bei den vielen vielen Gesprächen mit Buchhändlern vor Ort, z.B. auf den Vertreterbörsen, mache ich immer wieder die Erfahrung: Ja, da gibt es Ängste und Sorgen, man wolle „den Kleinen“ etwas wegnehmen. Aber wenn ich diesen Buchhändlern zeige, wie sie das System nutzen können, ernte ich ganz überwiegend positives Erstaunen, was da so alles geht… Und im Übrigen erhalten wir auch viele hilfreiche Verbesserungsvorschläge – denn das sei auch gesagt: Wir sind gerade dabei, ein System komplett neu zu erfinden, das kann nicht über Nacht perfekt sein. Das wird auf Grund der Erfahrungen, die wir jetzt gemeinsam sammeln, weiter verbessert werden.

Vielleicht wurde das bislang falsch vermarktet, und man sollte nicht davon sprechen, die „Vorschau zu ersetzen“ sondern davon, den „Arbeitsalltag zu erleichtern“…

Da könnten Sie Recht haben. Aber ich erinnere mich an ein Interview im BUCHMARKT aus dem Oktober 2014, in dem Ronald Schild angekündigt hat: „Wir wollen das Leben der Buchhändler einfacher machen.“
 
Und wo und wie kann man sich das anschauen?

Buchhändler können sich auf vlbtix.de kostenlos registrieren und – auch ohne VLB-Abo oder Börsenvereinsmitgliedschaft – den gesamten Umfang der Online-Plattform nutzen: von der verlagsübergreifenden Novitätenrecherche bis zur Bearbeitung von Verlagsvorschauen mit Kollegen. Für Neueinsteiger gibt es auch eine Guided Tour.

Und was machen die Verlage?

Verlage können unter www.vlbtix.de kostenlos einen dreiwöchigen Premium-Testaccount buchen und einfach mal ausprobieren, wie ihre Titel in VLB-TIX zu präsentieren sind. Eine Anleitung zur Vorschauerstellung finden Sie hier: So erstellen Sie ganz individuell Verlagsvorschauen, Sonderkataloge, Aktionsfolder u.v.m.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

Mehr Infos:

Unter vlbtix.de gibt es seit kurzem auch einen Videotrailer

Kostenlose Webinare

Und VLB-TIX ist auch auf derLeipziger Buchmesse.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert