Literaturpreise Bilderbuchpreis Huckepack an „Ein großer Freund“ verliehen

Nicht nur die Auszeichnungen des Bilderbuchs Ein großer Freund (Baobab) wurde am Montagabend im großen Saal der Phantastischen Bibliothek Wetzlar gefeiert, sondern „ein interkultureller Brückenschlag, der ironischerweise von Iraner zu Iraner geschlagen wurde“, berichten die Veranstalter. „Denn während Kinderbuchautor Babak Saberi (Foto, l.) als praktizierender Arzt im iranischen Yazd lebt und arbeitet, hat der Künstler Mehrdad Zaeri (Foto, r.) seine Heimat schon vor 30 Jahren verlassen und fühlt sich als waschechter Mannheimer.“

Babak Saberi, Mehrdad Zaeri

Das mit dem 2016 erstmals verliehenen Bilderbuchpreis Huckepack ausgezeichnete Buch Ein großer Freund habe die beiden zusammengebracht – und Mehrdad Zaeri seinem Heimatland wieder näher. Ein großer Freund erzählt in wenigen Sätzen und sehr reduzierten Bildern von der ungleichen Freundschaft eines Rabenmädchens zu einem Elefanten, die der Rabenmutter nicht gefällt. Wegen des Größenunterschiedes fürchtet sie um die Sicherheit ihrer Tochter. „Dabei gibt es eigentlich gar keine Größenunterschied,“ führte Saberi seine Idee weiter aus. „Die Liebe der beiden Freunde zueinander ist genau gleich groß – und letztlich kommt es eigentlich nur darauf an.“

Eigentlich habe er gar keine Zeit gehabt, einen Auftrag anzunehmen, als die iranische Literaturagentin Lili Hayeri ihn gebeten hatte, sich Saberis Text anzusehen, erklärte Mehrdad Zaeri im Rahmen der Preisverleihung. Doch als er die kleine Geschichte gelesen hatte, war ihm sofort klar, dass er sie illustrieren musste. „Was Babak da geschrieben hat, war meine Geschichte,“ erklärte der Künstler im Interview. „Nachdem wir aus dem Iran nach Deutschland gekommen waren, hatten meine Eltern immer Angst, ich würde an die falschen Freunde geraten. Ich musste sie immer beruhigen.“

Abgesehen von der Größe geht es in dem Bilderbuch auch um andere Unterschiede. So kann sich die Rabenmutter nicht vorstellen, wie sich die so ungleichen Freunde verständigen. „Mit Zeichen und Blicken“, erklärt das Rabenmädchen. „Wir werden uns die schönsten Geschichten erzählen.“

Es seien „diese Zeichen von interkultureller Aufgeschlossenheit, der respektvolle Dialog zwischen Mutter und Tochter, das selbstbewusste Auftreten und selbstverständliche Eintreten des Rabenmädchens für den Freund“, die die Jury dazu bewogen hat, dieses Buch als erstes mit dem Bilderbuchpreis Huckepack auszuzeichnen, heißt es in der Pressemitteilung. Huckepack steht sinnbildlich für das Gefühl von Geborgenheit, das Kinder empfinden, die von ihren (vorlesenden) Eltern im übertragenen Sinne auf deren Schultern genommen werden. Wer oben sitzt, kann weiter sehen – auch für die im Bilderbuch vermittelte Weitsicht steht der mit 1.000 Euro dotierte Preis, der auf Betreiben von Prof. Dr. Jochen Hering vom Bremer Institut für Bilderbuchforschung vom pädagogischen „Verlag das Netz“ gestiftet wird. Hinter dem Preis steht das von Dipl. Bibl. Bettina Twrsnick initiierte Wetzlarer Projekt „Vorlesen in Familien“, das jetzt sein zehnjähriges Jubiläum feierte. Dieses Projekt gibt Kindern in „buchfernen“ Familien die Gelegenheit, durch geschulte, regelmäßig in die Familien kommende Vorleserinnen und Vorleser zu mehr Selbstwirksamkeit zu gelangen.
Mehr Infos unter www.phantastik.eu.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert