Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Klaus-Peter Wolf?

Seit dem 6. Dezember 2015 (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“. Unseren „anderen“ Fragebogen beantwortet heute Klaus-Peter Wolf, dessen neuer Kriminal-Roman „Ostfriesenschwur“ am 2. Februar erscheinen wird.

Klaus-Peter Wolf (c) Foto Gaby Gerster

1.

Welcher Tag war Ihr schönster im letzten Jahr?
Der Tag, an dem ein Freund von mir erfuhr, dass er seinen Krebs besiegt hat.

2.

Worüber haben Sie sich 2015 am meisten geärgert?
Über Politiker, die glauben, Flächenbombardements seien eine Lösung.

3.

Was war 2015 Ihr schönster Erfolg?
Von Null auf Platz 1 mit meinem Krimi „Ostfriesenwut“, sechs Wochen Platz 1, 20 Wochen in den Top Ten – da stehe ich staunend davor.

4.

Und Ihr traurigster Misserfolg war…?
Jemand, den ich für meinen Freund hielt, entpuppte sich als blöder Blender und ich bin voll drauf reingefallen.

5.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag im letzten Jahr?
Ich liebe engagierte Menschen, die ihren Beruf lieben und mit Leidenschaft vorwärts gehen. Lieblingsbuchhändler in 2015: Veit Hoffmann aus Achim. Und liebste Verlage habe ich gleich zwei: Den Jumbo/Goyalit-Verlag in Hamburg. Die renommierteste und älteste Hörbuchschmiede in Deutschland. Und bei meinem Fischer-Taschenbuchverlag fühle ich mich sehr wohl, sonst würden wir nicht seit so vielen Jahren zusammen arbeiten.

6.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im neuen Jahr nichts mehr lesen?
Dass wir ganz dringend eine Bank oder einen Großkonzern retten sollen.

7.

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?
Wovon ich mehr lesen will? Oh, da gibt es eine Menge. Gern würde ich lesen, dass Wissenschaftler eine Pille gegen Doofheit gefunden habe und eine gegen Krebs. Wobei ich mir nicht sicher bin, welche gerade wichtiger wäre … Gern würde ich auch von Schulen lesen, in denen der Deutschunterricht Spaß macht und ich wünsche mir große Berichte über Politiker, die Leseförderung ernst nehmen und dafür sogar finanzielle Mittel bereitstellen.

8.

Welchen Fehler aus dem letzten Jahr möchten Sie im neuen Jahr vermeiden?
Ich sollte keine Briefe mehr an Politiker schreiben, mit denen ich versuche, sie für Leseförderung zu gewinnen, sondern stattdessen besser am Deich spazieren gehen und mir den Wind durch die Haare wehen lassen.

9.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?
Ich befürchte fast, ich werde trotzdem wieder solche Briefe schreiben und versuchen, Politiker, die dafür gewählt wurden und die dafür zuständig sind, davon zu überzeugen, dass es gut wäre, den Bödecker-Kreis zu unterstützen und mehr Mittel für Bibliotheken bereitzustellen.

10.

Welches Buch hat Ihnen im letzten Jahr besonders viel Freude gemacht?
Von meinen eigenen das Kinderbuch „Die Nordseedetektive – Das Gespensterhotel“, gemeinsam mit Bettina Göschl geschrieben, die wunderbaren Grafiken sind von Franziska Harvey. Es ist der zweite Band der Reihe und wurde vom Handel und von den jungen Leserinnen und Lesern sehr gut aufgenommen.
Von Kollegen: Ich hatte Spaß an Bannalec: „Bretonischer Stolz“.

11.

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?
Für mich selbst ist das natürlich mein Roman „Ostfriesenschwur“, der zehnte Band meiner Krimireihe, der am 2. Februar erscheinen wird. Bei Kollegen: Ich verspreche mir sehr voel von Christian Jaschinskis: „Der Tag, an dem ich feststellte, dass Fische nicht klettern können“.

12.

Von wem würden Sie auch gern mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?
Von Ulrich Maske, denn der Mann ist eine Legende und hat viele Künstler in unserem Land maßgeblich beeinflusst.

13.

Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gern beantwortet?
Mit welchen politischen Forderungen wollen Sie Deutschland wieder zum Land der Dichter und Denker machen?

14.

Hier können Sie die auch beantworten:
1. Härtere Strafen für alle, die Bibliotheken schließen oder Kultureinrichtungen die Mittel kürzen wollen, denn sie unterstützen den internationalen Terrorismus auf lokaler Ebene.
2. Kürzung der Altersbezüge für alle Deutschlehrer und Schuldirektoren, die im Laufe ihrer Karriere es nicht geschafft habe, einen Autor an ihre Schule zu holen.
3. Kürzung des Kindergelds für alle Eltern, die ihren Kindern nicht vorlesen.
4. Jedes Kind hat das Recht auf mindestens ein eigenes Buch pro Monat. Die hierfür notwenigen finanziellen Mittel werden mit dem Kindergeld als Sachgutschein ausgehändigt, einzulösen in einer beliebigen Buchhandlung.
5. Wenn in deutschen Talkshows speziell zum Thema „Schule“, „Integration“, „Mobbing“ oder „Auslandseinsätze der Bundeswehr“ diskutiert wird, sollten nicht nur Schauspieler, Köche, Kabarettisten oder Politikerdarsteller eingeladen werden, sondern Schriftsteller, die zu dem Thema etwas zu sagen haben und dazu gearbeitet haben. Zum Beispiel Autoren des Bödecker-Kreises, die ständig in Schulen im ganzen Land unterwegs sind und daher ein bisschen darüber wissen, was den Menschen auf den Nägeln brennt, und die den Bildungsnotstand nicht aus dem Fernsehen kennen oder aus Illustrierten, sondern aus täglichem eigenen Erleben, denn für die ist ein Lehrerzimmer Backstage.
Gestern antwortete Claudia Wuttke [mehr…]; morgen antwortet Stefan Weidle

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