Frankfurt: Literaturfass zieht in die Buchgasse

Eichenfass mit Branding

Das hatte Claus-Peter Leonhardt schon lange geplant: Mit einem alten Leiterwagen und Pferden die Zelte für das Buchgassenfest in der Buchgasse in Frankfurt aufschlagen.

Die Performance am gestrigen Abend fiel etwas kleiner aus. Acht Pferdeköpfe symbolisierten das Gespann, das Original-Fass schob der findige Initiator und Vorsitzende des Verbands Deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) selbst per Handkarre vom Restaurant „Margarete“ am Haus des Buches in der Braubachstraße bis zur Buchgasse.

Einige Autorinnen und Autoren begleiteten ihn auf seinem Weg. Ein Zwischenstopp wurde vor der Paulskirche eingelegt: Unter den strengen Blicken des Sicherheitsdienstes wurde der Paulsplatz für Minuten zum „Platz des freien Wortes“, Leonhardt verlas ein Manifest am historischen Ort des ersten deutschen Parlaments.

Im Manifest heißt es: „Nicht allein Überwachung durch Staaten und Geheimdienste gefährdet Freiheit und Demokratie. Es sind die Einschränkungen der Berichterstattung, der Entzug der Lebensgrundlage von Künstlern und Sachbuchautoren durch niedriges Honorar und die direkte Bedrohung von Schreibenden durch Folter, Gefängnis oder Ermordung.

Denkende und Schreibende leben global entweder am Rande der Existenz oder sind durch Willkür gefährdet. Die Bevölkerungen sollten wissen, dass die Einschränkung des freien Wortes sie von Informationen abschneidet. Freie Information ist die Voraussetzung, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Wir fordern, dass die Rechte der Autorinnen und Autoren aktiv durch Urheberrecht und gegen Willkür geschützt werden.“

Anschließend begab sich der Zug weiter zur Buchgasse, ein Foto vor der von Franz Mon 2008 geschaffenen Glas-Stele, die an die Ursprünge der Buchmesse im 15. Jahrhundert zu Zeiten Johannes Gutenbergs an diesem Ort erinnert, durfte nicht fehlen.

Das Fass, damals übliches Transportmittel für bedruckte, ungebundene Bögen, steht nun im Lebenshaus St. Leonhard in der Buchgasse 1. Dort wird am 6. und 7. November 2015 das vierte Buchgassenfest mit Lesungen, Musik, Vorträgen und Gesprächen stattfinden.

Mitte Dezember soll das Frankfurter Literatur Vaz – Claus-Peter Leonhardt wählte die im 15. Jahrhundert gebräuchliche Schreibweise – wieder zurück ins Restaurant „Margarete“ und dort zum Literaturstammtisch werden.

JF

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