Erster Buchhandlungspreis in drei Kategorien verliehen / Auch 2016 wird es den Preis wieder geben – und dazu auch mit Gütesiegel für größere Läden

Feierliche Preisverleihung in der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt am Main war gestern Veranstaltungsort für die feierliche Verleihung des ersten Deutschen Buchhandlungspreises an insgesamt 108 Buchhandlungen. Drei Buchhandlungen artes liberales – Buchladen in Heidelberg, Literatur Moths in München und die Buchhandlung Rote Zora in Merzig wurden dabei „als besonders herausragende Buchhandlungen“ mit je 25.000 Euro ausgezeichnet.

Die Buchhandlungen Wist – Der Literaturladen in Potsdam, der Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau, die Buchhandlung Backhaus in Aachen, das BuchHaus Loschwitz in Dresden und die Jenaer Bücherstube wurden als „besonders herausragende Buchhandlungen“ geehrt und erhielten je 15.000 Euro

Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, begrüßte die Gäste im großen Saal und verwies darauf, dass an beiden Standorten in Frankfurt und Leipzig insgesamt 31 Millionen Medien gesammelt worden sind. Außerdem beherberge das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig von mittelalterlichen Handschriften über frühe Drucke bis hin zu Kunstbüchern 5000 Jahre Mediengeschichte.
Vor der Veranstaltung konnten sich die Buchhändler in einer Sonderführung über die Arbeit des Exilarchivs 1933-1945 informieren – viele hatten sich dafür angemeldet.
„Wir sind stolz auf ein engmaschiges Netz von Buchhandlungen in Deutschland“, schloss Niggemann.

Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, verriet im Gespräch mit Moderatorin Luzia Braun, dass sie zwei Lieblingsbuchhandlungen habe – eine in Berlin und eine in Bayern. Grütters griff zu Beginn ihrer Rede eine Bemerkung des Herausgebers Detlef Blum auf: So eine große Schar gut gelaunter Buchhändler wie an diesem Abend habe er noch nie gesehen. Sie lobte die engagierten Buchhändler und äußerte: „Das ist ein herrlicher Termin.“ Schließlich würden an diesem Abend 108 „Feinkostläden für Literatur“ ausgezeichnet.

„Politiker müssen die Freiheit insbesondere der kleinen Buchhandlungen sichern, denn die bieten den kleinen Verlagen ein Podium, das sie verdammt noch mal auch verdienen“, konstatierte Grütters.
Der insgesamt mit einer Million Euro ausgestattete Buchhandlungspreis sei vor allem ein ideeller Preis, der öffentlich sichtbar zeige: Dies ist eine ausgezeichnete Buchhandlung.

Die Ministerin dankte Stefan Weidle, dem langjährigen Vorsitzenden der Kurt Wolff Stiftung, der den Preis mit auf den Weg brachte.
Zudem dankte Grütters der siebenköpfigen Jury für ihre Arbeit und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels für die Erhaltung der Buchpreisbindung. „Wir setzen uns bei den TTIP-Verhandlungen auch noch durch“, versprach die Ministerin.

60 Prozent aller Bücher würden in Deutschland noch im stationären Buchhandel gekauft, 16 Prozent würden online geordert, sechs Prozent betrage der E-Book-Anteil, nannte Grütters Zahlen. „Der Buchhandlungspreis kann den Strukturwandel nicht aufhalten, aber er kann Motivation für innovative Wege sein“, stellte die Ministerin fest. „Neue Rezepte zur Ausbreitung enthemmter Leselust werden von den Buchhandlungen entwickelt“, fügte Grütters hinzu.

Künftig, so ergänzte die Ministerin, werde der Buchhandlungspreis auch ein nicht dotiertes Gütesiegel für Buchhandlungen mit mehr als einer Million Jahresumsatz beinhalten.

Jo Lendle, Hanser Verlag, trat ans Mikrofon: „Die Stimmung hier ist ähnlich der auf einer Klassenfahrt oder einem Abi-Ball – alle hier haben gewonnen.“ Der Buchhandlungspreis sei eine kluge, richtige und notwendige Initiative. „Der deutsche Buchhandel sollte Weltkulturerbe werden, wie das Wattenmeer – auch im Buchhandel gibt es den Tidenhub“, schlug Lendle vor. Buchhändler müssten sich mit vielen Büchern beschäftigen, der wahre Aufwand liege dabei im Lesen dessen, was man besser verschweige.

„Mein Urgroßvater war Papierfabrikant, das deutete schon auf meine spätere Entwicklung hin“, erzählte der Verleger. Doch bei der Berufsberatung in der Schule spuckte der Computer als passenden Job für Lendle Tankwart aus. „Mir gefällt der Vergleich der Buchhandlungen mit Tankstellen nicht so gut“, meinte Lendle. Das Sortiment in Buchhandlungen sei ungleich breiter als das in einer Tankstelle. Buchhandlungen seien eigentlich nicht mit anderen Einzelhändlern oder Dienstleistern zu vergleichen.

Auf seine Reise zur Buchmesse nach Brasilien anspielend, würde er die Wanderpalme als passendes Symbol für Buchhandlungen empfehlen: Sie balanciere zwischen Verankerung und Beweglichkeit – genau wie gute Buchhandlungen.

„Als Verleger, Autor und Leser brauchen wir Sie – die Buchhändler“, schloss er.

In einer Video-Grußbotschaft gratulierte der amerikanische Autor James Patterson zum Deutschen Buchhandlungspreis und wünschte, dass es auch in seinem Land so etwas gäbe.
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, würdigte das Engagement der Buchhändler und verwies auf die aktuelle Initiative von Börsenverein, Frankfurter Buchmesse und LitCam Bücher sagen Willkommen. „Diese Aktion wurde von den Buchhändlern begeistert aufgenommen. Dabei kann man auch im Laden schnell miteinander ins Gespräch kommen“, erklärte Skipis.

Britta Jürgs, Aviva Verlag und Vorsitzende der Kurt Wolff Stiftung, lobte die herausragende Arbeit der Buchhändler. „Ich bin stolz, dass die Kurt Wolff Stiftung den Preis mit ins Leben gerufen hat“, sagte sie.

Anschließend wurden 100 Buchhandlungen mit Urkunden, Gütesiegeln und je 7000 Euro für ihre hervorragende Arbeit ausgezeichnet.

Fünf Buchhandlungen – Wist – Der Literaturladen Potsdam, der Buchladen am Freiheitsplatz Hanau, die Buchhandlung Backhaus Aachen, das BuchHaus Loschwitz Dresden und die Jenaer Bücherstube wurden als besonders herausragende Buchhandlungen geehrt und erhielten je 15.000 Euro.

Jury-Vorsitzende Iris Radisch bemerkte, dass der Preis das ehrenamtlich arbeitende Auswahlgremium vor eine schwierige Aufgabe gestellt habe. „Wir mussten das jeweils eigenwilligste Profil herausfinden“, formulierte die Jurorin.

Drei Buchhandlungen – artes liberales – Buchladen Heidelberg, Literatur Moths München und die Buchhandlung Rote Zora Merzig freuten sich als besonders herausragende Buchhandlungen über je 25.000 Euro.

Jan Wagner hielt die Laudatio für die Ausgezeichneten und erzählte von seinem Buchhändler, Herrn M. „Das große Ganze ist nirgendwo so wunderbar zu erkunden, wie in einer Buchhandlung“, lautete Wagners abschließendes Credo.

Für die geehrten Buchhändler ergriff Ulrich Dombrowsky das Wort. „Buchhändler zu sein bedeutet Arbeit und Vergnügen, Berufstätigkeit und Freizeit gehen ineinander über.“ Doch Buchhändler seien keine sich selbst ausbeutenden Opfer, sie hätten bereits Stürme wie die der Großbuchhandlungen und den Internetbuchhandel überstanden. Schönster Dank sei es, wenn Kunden die Buchhandlung als dritten Platz in ihrem Leben, nach Arbeit und Familie, sehen. „Die Auszeichnung ist wie ein auf die Buchhandlung gerichteter Scheinwerfer“, schilderte Dombrowski.
Er dankte Autoren, Illustratoren, Verlegern – „und Übersetzern“, wurde dazwischengerufen – denn ohne sie wären die Buchhandlungen Wüsten.

JF

Eine Prämie in Höhe von jeweils 7.000 Euro sowie ein Gütesiegel wurden in der Kategorie hervorragende Buchhandlungen an hundert weitere Buchhandlungen vergeben:

BADEN-WÜRTTEMBERG

Hassbeckers Galerie & Buchhandlung; Heidelberg

Bücherstube an der Tiefburg; Heidelberg

Botnanger Buchladen; Stuttgart

Buch im Süden; Stuttgart

Bücher-Lack GmbH; Fellbach

Halder Buchhandlung; Winnenden

Buchhandlung Gastl; Tübingen

Buchhandlung Schmidt; Schwäbisch Gmünd

Buchhandlung Akzente; Offenburg

Buchhandlung Schwarz; Freiburg

Buchhandlung Müller; Weil am Rhein

Lesebar; Ochsenhausen

Buchhandlung Wälischmiller; Markdorf

Buchhandlung Mahr; Langenau

BAYERN

Lillemors Frauenbuchladen; München

Buchpalast; München

Bücherjolle Starnberg; Starnberg

Peissenbuch; Peißenberg

Barbaras Bücherstube; Moosburg

Gerblinger; Wertingen

Ilse Wierny Literarische Buchhandlung; Erlangen

Dorn; Neustadt an der Aisch

Buchhandlung Ulrich Dombrowsky; Regensburg

Bücher Lang; Freyung

BERLIN

Tucholsky Buchhandlung; Berlin

Pro qm thematische Buchhandlung; Berlin

Georg Büchner Buchladen; Berlin

Buchladen zur schwankenden Weltkugel; Berlin

Anakoluth; Berlin

Autorenbuchhandlung Berlin; Berlin

Bücherbogen am Savignyplatz; Berlin

Marga Schoeller Bücherstube; Berlin

Prinz Eisenherz Buchladen; Berlin

Buchladen Bayerischer Platz; Berlin

Krumulus; Berlin

Buchhandlung Dante Connection; Berlin

Buchhandlung Stadtlichter; Berlin

BuchSegler – Der Kinderbuchladen; Berlin

Buchhandlung Braun & Hassenpflug; Berlin

Starick Buchhandlung in Schmargendorf; Berlin

BRANDENBURG

Verlagsbuchhandlung Ehm Welk; Angermünde

BREMEN

Logbuch Literatur & Design; Bremen

HAMBURG

Lesesaal Buchhandlung; Hamburg

cohen+dobernigg BUCHHANDEL; Hamburg

Büchereck Niendorf Nord; Hamburg

HESSEN

Büchereck am Rathaus; Vellmar

Land in Sicht Buchladen ; Frankfurt/ Main

Ypsilon Buchladen & Café; Frankfurt/ Main

Autorenbuchhandlung marx & co; Frankfurt/ Main

TFM – Centro do Livro e do Disco de Lingua Portuguesa; Frankfurt/ Main

Buchhandlung Bollinger; Oberursel

Buchhandlung litera; Langen

Literaturhandlung Paperback; Bad König

Buchhandlung Eulenspiegel; Hochheim am Main

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Buchhaus Lange; Pasewalk

Friedrich-Wagner-Buchhandlung; Ueckermünde

Andere Buchhandlung; Rostock

NIEDERSACHSEN

Friedrich Schaumburg Buchhandlung; Stade

Die Schatulle; Osterholz-Scharmbeck

Buch- und Schreibwaren Patz; Bienenbüttel

Buchhandlung Viola Taube; Nordhorn

Buchhandlung zur Heide e.K.; Osnabrück

NORDRHEIN-WESTFALEN

Buchhandlung „Kafka & Co.“; Detmold

Buchhandlung Blume; Oerlinghausen

Text Bergmann; Borgholzhausen

Müller & Böhm Literaturhandlung im Heine Haus; Düsseldorf

Buchhandlung BiBaBuZe; Düsseldorf

Buch- und Kunstkabinett Konrad Mönter; Meerbusch Osterath

Buchhandlung Weber; Erkrath

Petra Esser Buchhandlung; Kaarst

transfer.bücher und medien; Dortmund

Proust Wörter + Töne GmbH; Essen

Bücherträume OHG; Mülheim a. d. Ruhr

Buchhandlung Hilberath & Lange; Mülheim a. d. Ruhr

Buchhandlung Scheuermann; Duisburg

Der andere Buchladen GmbH; Krefeld

Lengfeld’sche Buchhandlung; Köln

Agnes-Buchhandlung; Köln

Mobiler Buchsalon; Bergisch-Gladbach

Hansen & Kroeger; Wiehl

Buchhandlung Böttger; Bonn

buchLaden 46; Bonn

UNSERE BUCHHANDLUNG am Paulusplatz; Bonn

Parkbuchhandlung; Bad Godesberg

Buchhandlung Akzente; Hamm

RHEINLAND-PFALZ

Nimmerland Kinderbuchhandlung; Mainz

Herr Holgersson lesen & leben; Gau-Algesheim

SAARLAND

der buchladen; Saarbrücken

SACHSEN

Büchers Best; Dresden

Buchhandlung Radeberg; Radeberg

Buchhandlung Findus; Tharandt

Connewitzer Verlagsbuchhandlung; Leipzig

Buchhandlung drift; Leipzig

Buchhandlung Engler; Delitzsch

Lessing und Kompanie Buchhandlung; Chemnitz

Taschenbuchladen; Freiberg

SACHSEN-ANHALT

Buchhandlung „Am Bodetal“; Thale

SCHLESWIG-HOLSTEIN;

BUCHSTABE; Neustadt i. Holstein

THÜRINGEN

Buchhandlung Herold & Krahmer; Hermsdorf

LESEZEICHEN – Die Buchhandlung; Schmalkalden

Kleinere inhabergeführte Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland konnten sich für die Auszeichnung mit dem Deutschen Buchhandlungspreis bewerben. Die Jury, der Vertreterinnen und Vertreter aus dem Verlagswesen, der Medien, der Kurt Wolff Stiftung, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. sowie Schriftsteller und Literaturexperten angehören, hatte unter den 614 eingereichten Bewerbungen 108 Buchhandlungen, die ein anspruchsvolles und vielseitiges literarisches Sortiment führen, ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten, innovative Geschäftsmodelle verfolgen bzw. sich im Bereich der Lese- und Literaturförderung für Kinder und Jugendliche engagieren, für die erste Preisverleihung nominiert.

Auch 2016 wird es den Preis wieder geben – und dazu auch mit Gütesigel für größere Läden

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