Die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt am Main war gestern Veranstaltungsort für die feierliche Verleihung des ersten Deutschen Buchhandlungspreises an insgesamt 108 Buchhandlungen. Drei Buchhandlungen artes liberales – Buchladen in Heidelberg, Literatur Moths in München und die Buchhandlung Rote Zora in Merzig wurden dabei „als besonders herausragende Buchhandlungen“ mit je 25.000 Euro ausgezeichnet.
Die Buchhandlungen Wist – Der Literaturladen in Potsdam, der Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau, die Buchhandlung Backhaus in Aachen, das BuchHaus Loschwitz in Dresden und die Jenaer Bücherstube wurden als „besonders herausragende Buchhandlungen“ geehrt und erhielten je 15.000 Euro
Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, begrüßte die Gäste im großen Saal und verwies darauf, dass an beiden Standorten in Frankfurt und Leipzig insgesamt 31 Millionen Medien gesammelt worden sind. Außerdem beherberge das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig von mittelalterlichen Handschriften über frühe Drucke bis hin zu Kunstbüchern 5000 Jahre Mediengeschichte.
Vor der Veranstaltung konnten sich die Buchhändler in einer Sonderführung über die Arbeit des Exilarchivs 1933-1945 informieren – viele hatten sich dafür angemeldet.
„Wir sind stolz auf ein engmaschiges Netz von Buchhandlungen in Deutschland“, schloss Niggemann.
Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, verriet im Gespräch mit Moderatorin Luzia Braun, dass sie zwei Lieblingsbuchhandlungen habe – eine in Berlin und eine in Bayern. Grütters griff zu Beginn ihrer Rede eine Bemerkung des Herausgebers Detlef Blum auf: So eine große Schar gut gelaunter Buchhändler wie an diesem Abend habe er noch nie gesehen. Sie lobte die engagierten Buchhändler und äußerte: „Das ist ein herrlicher Termin.“ Schließlich würden an diesem Abend 108 „Feinkostläden für Literatur“ ausgezeichnet.
„Politiker müssen die Freiheit insbesondere der kleinen Buchhandlungen sichern, denn die bieten den kleinen Verlagen ein Podium, das sie verdammt noch mal auch verdienen“, konstatierte Grütters.
Der insgesamt mit einer Million Euro ausgestattete Buchhandlungspreis sei vor allem ein ideeller Preis, der öffentlich sichtbar zeige: Dies ist eine ausgezeichnete Buchhandlung.
Die Ministerin dankte Stefan Weidle, dem langjährigen Vorsitzenden der Kurt Wolff Stiftung, der den Preis mit auf den Weg brachte.
Zudem dankte Grütters der siebenköpfigen Jury für ihre Arbeit und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels für die Erhaltung der Buchpreisbindung. „Wir setzen uns bei den TTIP-Verhandlungen auch noch durch“, versprach die Ministerin.
60 Prozent aller Bücher würden in Deutschland noch im stationären Buchhandel gekauft, 16 Prozent würden online geordert, sechs Prozent betrage der E-Book-Anteil, nannte Grütters Zahlen. „Der Buchhandlungspreis kann den Strukturwandel nicht aufhalten, aber er kann Motivation für innovative Wege sein“, stellte die Ministerin fest. „Neue Rezepte zur Ausbreitung enthemmter Leselust werden von den Buchhandlungen entwickelt“, fügte Grütters hinzu.
Künftig, so ergänzte die Ministerin, werde der Buchhandlungspreis auch ein nicht dotiertes Gütesiegel für Buchhandlungen mit mehr als einer Million Jahresumsatz beinhalten.
Jo Lendle, Hanser Verlag, trat ans Mikrofon: „Die Stimmung hier ist ähnlich der auf einer Klassenfahrt oder einem Abi-Ball – alle hier haben gewonnen.“ Der Buchhandlungspreis sei eine kluge, richtige und notwendige Initiative. „Der deutsche Buchhandel sollte Weltkulturerbe werden, wie das Wattenmeer – auch im Buchhandel gibt es den Tidenhub“, schlug Lendle vor. Buchhändler müssten sich mit vielen Büchern beschäftigen, der wahre Aufwand liege dabei im Lesen dessen, was man besser verschweige.
„Mein Urgroßvater war Papierfabrikant, das deutete schon auf meine spätere Entwicklung hin“, erzählte der Verleger. Doch bei der Berufsberatung in der Schule spuckte der Computer als passenden Job für Lendle Tankwart aus. „Mir gefällt der Vergleich der Buchhandlungen mit Tankstellen nicht so gut“, meinte Lendle. Das Sortiment in Buchhandlungen sei ungleich breiter als das in einer Tankstelle. Buchhandlungen seien eigentlich nicht mit anderen Einzelhändlern oder Dienstleistern zu vergleichen.
Auf seine Reise zur Buchmesse nach Brasilien anspielend, würde er die Wanderpalme als passendes Symbol für Buchhandlungen empfehlen: Sie balanciere zwischen Verankerung und Beweglichkeit – genau wie gute Buchhandlungen.
„Als Verleger, Autor und Leser brauchen wir Sie – die Buchhändler“, schloss er.
In einer Video-Grußbotschaft gratulierte der amerikanische Autor James Patterson zum Deutschen Buchhandlungspreis und wünschte, dass es auch in seinem Land so etwas gäbe.
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, würdigte das Engagement der Buchhändler und verwies auf die aktuelle Initiative von Börsenverein, Frankfurter Buchmesse und LitCam Bücher sagen Willkommen. „Diese Aktion wurde von den Buchhändlern begeistert aufgenommen. Dabei kann man auch im Laden schnell miteinander ins Gespräch kommen“, erklärte Skipis.
Britta Jürgs, Aviva Verlag und Vorsitzende der Kurt Wolff Stiftung, lobte die herausragende Arbeit der Buchhändler. „Ich bin stolz, dass die Kurt Wolff Stiftung den Preis mit ins Leben gerufen hat“, sagte sie.
Anschließend wurden 100 Buchhandlungen mit Urkunden, Gütesiegeln und je 7000 Euro für ihre hervorragende Arbeit ausgezeichnet.
Fünf Buchhandlungen – Wist – Der Literaturladen Potsdam, der Buchladen am Freiheitsplatz Hanau, die Buchhandlung Backhaus Aachen, das BuchHaus Loschwitz Dresden und die Jenaer Bücherstube wurden als besonders herausragende Buchhandlungen geehrt und erhielten je 15.000 Euro.
Jury-Vorsitzende Iris Radisch bemerkte, dass der Preis das ehrenamtlich arbeitende Auswahlgremium vor eine schwierige Aufgabe gestellt habe. „Wir mussten das jeweils eigenwilligste Profil herausfinden“, formulierte die Jurorin.
Drei Buchhandlungen – artes liberales – Buchladen Heidelberg, Literatur Moths München und die Buchhandlung Rote Zora Merzig freuten sich als besonders herausragende Buchhandlungen über je 25.000 Euro.
Jan Wagner hielt die Laudatio für die Ausgezeichneten und erzählte von seinem Buchhändler, Herrn M. „Das große Ganze ist nirgendwo so wunderbar zu erkunden, wie in einer Buchhandlung“, lautete Wagners abschließendes Credo.
Für die geehrten Buchhändler ergriff Ulrich Dombrowsky das Wort. „Buchhändler zu sein bedeutet Arbeit und Vergnügen, Berufstätigkeit und Freizeit gehen ineinander über.“ Doch Buchhändler seien keine sich selbst ausbeutenden Opfer, sie hätten bereits Stürme wie die der Großbuchhandlungen und den Internetbuchhandel überstanden. Schönster Dank sei es, wenn Kunden die Buchhandlung als dritten Platz in ihrem Leben, nach Arbeit und Familie, sehen. „Die Auszeichnung ist wie ein auf die Buchhandlung gerichteter Scheinwerfer“, schilderte Dombrowski.
Er dankte Autoren, Illustratoren, Verlegern – „und Übersetzern“, wurde dazwischengerufen – denn ohne sie wären die Buchhandlungen Wüsten.
JF
Eine Prämie in Höhe von jeweils 7.000 Euro sowie ein Gütesiegel wurden in der Kategorie hervorragende Buchhandlungen an hundert weitere Buchhandlungen vergeben:
BADEN-WÜRTTEMBERG
Hassbeckers Galerie & Buchhandlung; Heidelberg
Bücherstube an der Tiefburg; Heidelberg
Botnanger Buchladen; Stuttgart
Buch im Süden; Stuttgart
Bücher-Lack GmbH; Fellbach
Halder Buchhandlung; Winnenden
Buchhandlung Gastl; Tübingen
Buchhandlung Schmidt; Schwäbisch Gmünd
Buchhandlung Akzente; Offenburg
Buchhandlung Schwarz; Freiburg
Buchhandlung Müller; Weil am Rhein
Lesebar; Ochsenhausen
Buchhandlung Wälischmiller; Markdorf
Buchhandlung Mahr; Langenau
BAYERN
Lillemors Frauenbuchladen; München
Buchpalast; München
Bücherjolle Starnberg; Starnberg
Peissenbuch; Peißenberg
Barbaras Bücherstube; Moosburg
Gerblinger; Wertingen
Ilse Wierny Literarische Buchhandlung; Erlangen
Dorn; Neustadt an der Aisch
Buchhandlung Ulrich Dombrowsky; Regensburg
Bücher Lang; Freyung
BERLIN
Tucholsky Buchhandlung; Berlin
Pro qm thematische Buchhandlung; Berlin
Georg Büchner Buchladen; Berlin
Buchladen zur schwankenden Weltkugel; Berlin
Anakoluth; Berlin
Autorenbuchhandlung Berlin; Berlin
Bücherbogen am Savignyplatz; Berlin
Marga Schoeller Bücherstube; Berlin
Prinz Eisenherz Buchladen; Berlin
Buchladen Bayerischer Platz; Berlin
Krumulus; Berlin
Buchhandlung Dante Connection; Berlin
Buchhandlung Stadtlichter; Berlin
BuchSegler – Der Kinderbuchladen; Berlin
Buchhandlung Braun & Hassenpflug; Berlin
Starick Buchhandlung in Schmargendorf; Berlin
BRANDENBURG
Verlagsbuchhandlung Ehm Welk; Angermünde
BREMEN
Logbuch Literatur & Design; Bremen
HAMBURG
Lesesaal Buchhandlung; Hamburg
cohen+dobernigg BUCHHANDEL; Hamburg
Büchereck Niendorf Nord; Hamburg
HESSEN
Büchereck am Rathaus; Vellmar
Land in Sicht Buchladen ; Frankfurt/ Main
Ypsilon Buchladen & Café; Frankfurt/ Main
Autorenbuchhandlung marx & co; Frankfurt/ Main
TFM – Centro do Livro e do Disco de Lingua Portuguesa; Frankfurt/ Main
Buchhandlung Bollinger; Oberursel
Buchhandlung litera; Langen
Literaturhandlung Paperback; Bad König
Buchhandlung Eulenspiegel; Hochheim am Main
MECKLENBURG-VORPOMMERN
Buchhaus Lange; Pasewalk
Friedrich-Wagner-Buchhandlung; Ueckermünde
Andere Buchhandlung; Rostock
NIEDERSACHSEN
Friedrich Schaumburg Buchhandlung; Stade
Die Schatulle; Osterholz-Scharmbeck
Buch- und Schreibwaren Patz; Bienenbüttel
Buchhandlung Viola Taube; Nordhorn
Buchhandlung zur Heide e.K.; Osnabrück
NORDRHEIN-WESTFALEN
Buchhandlung „Kafka & Co.“; Detmold
Buchhandlung Blume; Oerlinghausen
Text Bergmann; Borgholzhausen
Müller & Böhm Literaturhandlung im Heine Haus; Düsseldorf
Buchhandlung BiBaBuZe; Düsseldorf
Buch- und Kunstkabinett Konrad Mönter; Meerbusch Osterath
Buchhandlung Weber; Erkrath
Petra Esser Buchhandlung; Kaarst
transfer.bücher und medien; Dortmund
Proust Wörter + Töne GmbH; Essen
Bücherträume OHG; Mülheim a. d. Ruhr
Buchhandlung Hilberath & Lange; Mülheim a. d. Ruhr
Buchhandlung Scheuermann; Duisburg
Der andere Buchladen GmbH; Krefeld
Lengfeld’sche Buchhandlung; Köln
Agnes-Buchhandlung; Köln
Mobiler Buchsalon; Bergisch-Gladbach
Hansen & Kroeger; Wiehl
Buchhandlung Böttger; Bonn
buchLaden 46; Bonn
UNSERE BUCHHANDLUNG am Paulusplatz; Bonn
Parkbuchhandlung; Bad Godesberg
Buchhandlung Akzente; Hamm
RHEINLAND-PFALZ
Nimmerland Kinderbuchhandlung; Mainz
Herr Holgersson lesen & leben; Gau-Algesheim
SAARLAND
der buchladen; Saarbrücken
SACHSEN
Büchers Best; Dresden
Buchhandlung Radeberg; Radeberg
Buchhandlung Findus; Tharandt
Connewitzer Verlagsbuchhandlung; Leipzig
Buchhandlung drift; Leipzig
Buchhandlung Engler; Delitzsch
Lessing und Kompanie Buchhandlung; Chemnitz
Taschenbuchladen; Freiberg
SACHSEN-ANHALT
Buchhandlung „Am Bodetal“; Thale
SCHLESWIG-HOLSTEIN;
BUCHSTABE; Neustadt i. Holstein
THÜRINGEN
Buchhandlung Herold & Krahmer; Hermsdorf
LESEZEICHEN – Die Buchhandlung; Schmalkalden
Kleinere inhabergeführte Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland konnten sich für die Auszeichnung mit dem Deutschen Buchhandlungspreis bewerben. Die Jury, der Vertreterinnen und Vertreter aus dem Verlagswesen, der Medien, der Kurt Wolff Stiftung, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. sowie Schriftsteller und Literaturexperten angehören, hatte unter den 614 eingereichten Bewerbungen 108 Buchhandlungen, die ein anspruchsvolles und vielseitiges literarisches Sortiment führen, ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten, innovative Geschäftsmodelle verfolgen bzw. sich im Bereich der Lese- und Literaturförderung für Kinder und Jugendliche engagieren, für die erste Preisverleihung nominiert.
Auch 2016 wird es den Preis wieder geben – und dazu auch mit Gütesigel für größere Läden