Buch-Geschenk für Hilmar Hoffmann und Kultur-Interessierte

Hilmar Hoffmann

Im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt fand heute eine besondere Buchpremiere statt: Vorgestellt wurde Der Kulturpolitiker. Hilmar Hoffmann, Leben und Werk. Geschrieben hat es der Journalist Claus-Jürgen Göpfert (Frankfurter Rundschau).

Das vom Deutschen Filminstitut herausgegebene Buch beleuchtet in sechs großen Abschnitten ein Leben unter dem Motto Kultur für alle. Fast die Hälfte der Fotos stammen aus Hoffmanns Privatbesitz und sind bisher noch nie veröffentlicht worden. Wenige Tage vor dem 90. Geburtstag des langjährigen Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffman wurde der Band der Öffentlichkeit präsentiert.

„Wir sind froh, Herausgeber dieses Buches zu sein. Es ist ein Zeichen der Dankbarkeit für eine langjährige, hervorragende Zusammenarbeit. Und wir befinden uns hier praktisch im Kommunalen Kino, einer Einrichtung, die Hilmar Hoffmann ins Leben rief“, begrüßte Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts, die Gäste im Kinosaal des Hauses. Hoffmann war von 1982 bis 2011 Vorsitzender des Verwaltungsrats des Instituts.

„Im vorliegenden Buch werden die Verbindungslinien in einem langen Arbeitsleben nachgezeichnet. Erstmals wird auch die Kindheit und Jugend Hoffmanns im Bremer Elternhaus in der Nazizeit beleuchtet, werden Kriegserfahrungen und Gefangenschaft thematisiert“, erklärte Dillmann.

Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth unterstrich: „Hilmar Hoffmann hat Kultur als wesentliches Element auf die Agenda gesetzt. Er ist bekannt für hartnäckiges, leidenschaftliches und manchmal listiges Engagement für die Sache der Kultur.“ Das Buch sei zugleich eine Zeit-, Kultur- und Stadtgeschichte.

Hilmar Hoffmann, mit 27 Jahren 1952 jüngster Leiter einer Volkshochschule (in Oberhausen), 1954 Gründer des Zeitgenössischen Schauspiels ebenfalls in Oberhausen, von 1990 bis 1993 Mitbegründer der Stiftung Lesen, von 1993 bis 2002 Präsident des Goethe-Instituts und Autor von vielen Publikationen, blickt nicht nur auf ein arbeitsreiches Leben mit vielen Stationen. Der (noch) 89-Jährige ist nach wie vor am lokalen und globalen Geschehen interessiert, liest täglich drei Zeitungen – die Feuilletons und das Lokale, schreibt diszipliniert an seinem nächsten Buch.

Im anschließenden Gespräch las Claus-Jürgen Göpfert drei Episoden aus Der Kulturpolitiker und unterhielt sich nach den Passagen mit Hilmar Hoffmann darüber. Geboren 1925 in Bremen, wuchs der Junge mit seinen zwei Brüdern bei seiner Mutter auf. Der Vater tauchte unter. „Ich habe diese Zeit unbewusst erlebt, wusste nicht, dass es weltweit Alternativen zur Naziherrschaft gab“, erklärte Hoffmann. Von Riefenstahl-Filmen war er als Junge begeistert: „Wir alle wollten so sein, wie der blonde Trommler“, erzählte er. Die subkutane Propaganda der Nazis beschäftigte ihn sein ganzes Leben.

Um das Not-Abitur zu bekommen, unterschrieb er eine Mitgliedschaft in der NSDAP. „14 Tage war ich in der Partei, hatte nie ein Mitgliedsbuch“, erläuterte Hoffmann.
Nach Krieg und amerikanischer Gefangenschaft, in der er Dokumentarfilme über die Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager sah – „das war ein einschneidendes Erlebnis für mich“, sagte er heute, kommt er 1947 nach Deutschland zurück, wird in Mülheim Dolmetscher der Britischen Rheinarmee und baut mit 22 Jahren in Oberhausen das British Information Centre Die Brücke auf.

Sechs Wochen verbringt er in Wilton Park, einer Re-Education-Einrichtung der Briten, kommt mit Büchern von Bertrand Russell in Kontakt, begegnet dem späteren Literatur-Nobelpreisträger selbst. Eine prägende Zeit.

1987, da ist Hilmar Hoffmann bereits 17 Jahre Kulturdezernent in Frankfurt, gelingt ihm ein grandioser Coup: Die Stadt kauft für zweieinhalb Millionen DM Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch, eine Installation von Joseph Beuys, der 1986 gestorben war. „Natürlich wollte die Stadt nicht so viel Geld ausgeben. Da habe ich vorgeschlagen, im Museum für Moderne Kunst ein Drehkreuz vor diesem Werk einzurichten. Jeder Besucher sollte fünf DM einwerfen, um das Kunstwerk sehen zu können. Wir haben den Beuys. Ein Drehkreuz aber hat es nie gegeben“, erzählte Hoffmann lachend.

JF

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