„Warum nicht gleich auch mit Amazon kooperieren?“: ALDI Süd wird Stifterratsmitglied der Stiftung Lesen – nicht allen im Buchhandel gefällt das

Zum 1. Juni 2015 hat die Stiftung Lesen ihren Stifterrat erweitert: Die Unternehmensgruppe ALDI Süd ist das erste Stifterratsmitglied aus dem Lebensmitteleinzelhandel, das sich für die Leseförderung engagiert. Zukünftig berät die Stiftung Lesen die Unternehmensgruppe zudem bei der Auswahl und inhaltlichen Gestaltung ihres Buchangebots – was im Buchhandel derzeit mit gemischten Gefühlen aufgenommen wird, wie man den ersten Reaktionen im Netz anmerkt.

Christiane Munsberg (Blaues Sofa) etwa moniert, dass die Stiftung sich als Partner ausgerechnet einen preisagressiven Discounter sucht. Sie sagt : „Ich verstehe ja, dass die Stiftung Lesen ihren umfangreichen Projekte durch Industrie und Handel finanzieren muss. Dass man nun mit einem Discounter kooperiert, der in dem attraktiven Kinder-und Jugendbuchgeschäft im direkten Wettbewerb zum Buchhandel steht, halte ich für problematisch“- zumal der dann „auch mit dem Gütesiegel Stifung werben“ könnte, wie andere Buchhänder befürchten. Immerhin handele es sich, wie die Stiftung hervorrhent, „nicht um eine einzelne Aktion, sondern um eine mehrjährige qualitative Betreuung der Aldi Süd-Buchaktionen durch die Stiftung Lesen“.

Christian Munsberg verweist aber auch auf einen Artikel im Februar in der WELT, der sehr gut den Hintergrund der neuen Qualitätsoffensive von ALDI und LIDL beschreibt, die dadurch auch kritische Kundenschichten gewinnen oder halten wollen: http://www.welt.de/wirtschaft/article137612117/Wie-Aldi-und-Lidl-kritische-Kunden-gewinnen-wollen.html

Auf der Facebookseite der Stiftung Lesen finden sich weitere kritische Stimmen: Klaus Walke etwa fragt: “ Das ist nicht wahr? Mit Aldi? Das ist ein weiterer Baustein den flächendeckenden Bucheinzelhandel abzutragen. Vielen Dank, liebe Stfitung! Ihre Ziele in Ehren, die knallharten Umsatzinteressen von Aldi kennt man.“ Tenor: „..denke, es ist ihnen nicht bewusst, was das für den Buchhandel bedeutet“ …. „Warum dann nicht gleich auch mit Amazon kooperieren? Die Pflege des buchhändlerischen Sortiments und damit der Bereitstellung einer flächendeckenden Versorgung mit Büchern scheint nicht (mehr) zu den vorrangigen Zielen der Stiftung Lesen zu zählen.“

Die Stiftung selbst sagt bisher: Die Zusammenarbeit soll „unter anderem“ mittels eines Kriterienkatalogs erfolgen,“anhand dessen beispielsweise die inhaltliche, gestalterische und lesedidaktische Qualität von Büchern beurteilt wird.“

Und Ralf-Thomas Reichrath, Stellvertreter des Geschäftsführers im Bereich Qualitätswesen der Unternehmensgruppe Aldi Süd erklärt das Engagement bei und die Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen: „Lesekompetenz ist der Schlüssel zur Bildung und damit zu einem erfolgreichen und eigenständigen Leben. Wir freuen uns, wenn wir mit unseren Buchangeboten bei Kindern und ihren Eltern den Spaß am Lesen und Vorlesen wecken. Die Förderung der Lesekompetenz ist der Schlüssel für den Zugang zur Sprache und damit auch zur Bildung. Mit der Stiftung Lesen haben wir nun einen inhaltlich versierten Partner, der uns bei qualitativen Fragestellungen bestmöglich beraten kann.“

Bei der Betreuung der Buchaktionen soll unter anderem ein Kriterienkatalog zum Einsatz kommen, anhand dessen die Qualität von Büchern beurteilt werden soll. Wie die Stiftung hervorhebt, handele „es sich nicht um eine einzelne Aktion, sondern um eine mehrjährige qualitative Betreuung der Aldi Süd-Buchaktionen durch die Stiftung Lesen“. Der Kriterienkatalog umfasst:

Nachtrag: Inzwischen wird bekannt, das es ab 22. Oktober (nur) bei Aldi Süd eine neue Buchreihe „Die Bloggerbande“ geven wird, – und kurz vor dem bundesweiten Vorlesetag am 20. November wll Aldi Süd am 12. November auch „Vorlesegeschichten“ anbieten.

Mehr dazu morgen auf buchmarkt.de im Gespräch mit der Stiftung

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