Gestern Abend: Auftakt zu „Frankfurt liest ein Buch“

Gerti Elias, Mirjam Pressler, dahinter
Peter Lerchbaumer, Bernd Loebe, Barbara Englert

In der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt fand am gestrigen Abend die Eröffnungsveranstaltung zur Reihe Frankfurt liest ein Buch statt. Das Opening ist immer etwas Besonderes. In diesem Jahr, zur sechsten Auflage des Lesefestes, war es das in mehrfacher Hinsicht [mehr…].

Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, gedachte in ihrer Begrüßung zum Auftakt zu Grüße und Küsse an alle. Die Geschichte der Familie von Anne Frank des am 16. März 2015 verstorbenen Cousins von Anne Frank, Buddy Elias. „Dass heute seine Frau Gerti Elias da ist, bewegt uns sehr“, betonte Niggemann. Die Deutsche Nationalbibliothek habe Frankfurt liest ein Buch von Anfang an begleitet und sehe darin eine Verpflichtung.

Niggemann verwies im Zusammenhang mit der Familiengeschichte der Franks außerdem auf die virtuelle Ausstellung Künste im Exil sowie die Sammlung Exil-Literatur 1933 – 1945 am Standort Leipzig und das Deutsche Exilarchiv 1933 – 1945 im Frankfurter Haus.

Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth unterstrich: „Buddy Elias hätte sich sicher gewünscht, dass seine Frau ihn beim Lesefest vertritt.“ Weiter bemerkte der Stadtrat: „Was der Familie Frank geschehen ist, passierte mitten unter uns – auch das dürfen wir nie vergessen.“ Er meinte damit die Vertreibung der jüdischen Frankfurter Familie während der Nazizeit. Anne Frank erzählt in ihrem weltberühmten Tagebuch von den Gedanken eines hoffnungsvollen jungen Menschen. Abrupt endete Annes Leben vor 70 Jahren im KZ Bergen-Belsen. Ihre Briefe zeigten, dass sie ein „herzzerreißend normales Mädchen“ gewesen sei.
Der Nachlass der Familie Frank ist dem Jüdischen Museum übergeben worden. „Nach Fertigstellung des Museums kann sich die Öffentlichkeit weiter über das Leben der Franks informieren“, sagte Semmelroth und bedankte sich ausdrücklich bei Gerti Elias für die Übergabe der Dokumente und Objekte.

Neun Vorleser trugen anschließend Passagen aus dem Buch Grüße und Küsse an alle von Mirjam Pressler unter Mitarbeit von Gerti Elias, erschienen im S. Fischer Verlag, vor: die Regisseurin und Schauspielerin Barbara Englert, Raphael Gross, Direktor des Jüdischen Museums, Nina Wolf, Schülerin der Wöhlerschule, der Autor Matthias Altenburg, Mala Emde, die im Film Meine Tochter Anne Frank die Rolle der Anne verkörperte; der Schauspieler Peter Lerchbaumer, Bernd Loebe, Intendant der Oper Frankfurt; Helmut Reitze, Intendant des Hessischen Rundfunks, und Autorin Mirjam Pressler. Sie führten durch die Geschichte der Familie Frank von der Judengasse im 16. Jahrhundert bis zur ersten Wiederbegegnung von Annes Vater Otto Frank mit seiner Schwester Leni Elias nach dem Krieg 1946.

Nach diesen Eindrücken trat Peter Sillem, Programmgeschäftsführer des S. Fischer Verlags, ans Mikrofon: „Danke an alle Vorleser, die das Buch zum Klingen gebracht haben.“ Dass Gerti Elias das Konvolut von Dokumenten vor einigen Jahren im Haus ihrer Schwiegermutter und Anne Franks Tante Leni Elias gefunden hatte, sei ein Glücksfall gewesen. „Damit wird das Umfeld von Anne viel deutlicher“, erklärte Sillem.

Zum Schluss der Veranstaltung trat Gerti Elias ans Rednerpult: „Eine Reise geht zu Ende. Ich muss sie nun allein beenden. Der kleine Junge auf dem Buchtitel ist Buddy. Er hat durch die Arbeit an dem Buch seine Heimat wiederentdeckt.“ Mit der Gründung des Familie Frank Zentrums werde diese Familie endgültig nach Frankfurt zurückkehren. „Danke, dass sich das Publikum für diese Geschichte interessiert“, schloss Gerti Elias bewegt.

Bis zum 26. April steht das Buch Grüße und Küsse an alle im Mittelpunkt des Frankfurter Lesemarathons. Details zum Programm sind unter www.frankfurt-liest-ein-buch.de zu finden.

JF

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