Lothar Schirmer (70)

Lothar Schirmer

Lothar Schirmer wird heute 70 Jahre alt. Tanja Graf gratuliert dem Schirmer/Mosel-Verleger zum runden Geburtstag:

„Lob des Papiers“ – so heißt die neue Ausstellung, die Lothar Schirmer seinen Freunden, Autoren, Kunden, vor allem aber sich selbst zum Geburtstag schenkt. Welch programmatischer Titel zu diesem Anlass! Denn dass er ewiger Papierfetischist ist, das sagt er nicht nur von sich selbst, das beweist er ständig aufs Neue mit den opulenten, grandios gedruckten Büchern seines Verlags. Und ebenso mit den großzügig und häufig verschickten Karten auf sahnigem, luxuriös schwerem Papier, mit denen er zu Vernissagen in den Schirmer/Mosel-Showroom einlädt, direkt unter die De-Chirico-Arkaden des Münchner Hofgartens, direkt neben seinem Lieblingscaterer Charles Schumann.

Als ich Lothar Schirmer vor mehr als zehn Jahren fragte, ob er mit mir einen Literaturverlag gründen wollte, war das mein Gedanke: Jemand, der so schöne Bücher herausbringt – Bücher, die zugleich sinnlich und puristisch sind und scheinbar erhaben über Marktgesetze – , jemand der Pionier auf seinem Gebiet war und sich dabei über Jahrzehnte seine Unabhängigkeit zu bewahren wusste, der kann nicht nur ein guter Verleger, sondern muss auch ein guter Geschäftsmann sein.

Ich hatte richtig gewettet, in jeder Hinsicht, und seine Neugier und unbändige Energie ließen ihn nicht lange zögern. Der SchirmerGraf Verlag war flugs gegründet und stieß auf Begeisterung allenthalben. Gewiss gefiel Lothar Schirmer dabei auch, dass er in einem Alter (damals kurz vor sechzig), wo andere schon an Rückzug denken, etwas Neues starten konnte, was seinem lang gehegten Interesse am Literarischen in der Kunst entsprach. Einige der ihm Nahestehenden rieben sich trotzdem die Augen, dass er, der Monolith, sich noch einmal auf ein Co-Geschäft einlässt. Zumindest ein paar schöne, kreative Jahre lang hat’s gehalten.

Woher nimmt der Mann bloß seine Energie? Täglich ab 9h30 hält er seine ebenso individualistische wie ergebene Verlagsfamilie auf Trab, keiner darf sich ihm ohne Stift und Block in der Hand nähern, denn die Ideen sprudeln nur so aus ihm heraus und wollen aufgefangen werden, ohne dass ein wertvoller Tropfen dabei verloren geht. Fünf Stunden später wird dann erschöpft nachgetankt beim Franzosen gegenüber, dann erfolgt die heilige Siesta, über die man hier berichten darf, weil Lothar Schirmer sich diesbezüglich selbst (sogar im Unterhemd) geoutet hat. In der geheimen „Abstellkammer“ auf der Verlagsetage nämlich „steht ein Bett für den Nachmittagsschlaf oder die berühmte große Pause, die ich auch zu anderen Tageszeiten ab und an mal brauchen kann. Ein Ort für Tagträume, Selbstgespräche und heilsamen Kurzschlaf.“

(Wenn er dann, verstrubbelt und erfrischt, spätnachmittags wieder auftaucht, zu neuen Taten bereit, ist er schon mal entrüstet, dass sich die Verlagsfamilie bereits in den Feierabend verabschiedet).

Dabei ist das Büchermachen bekanntlich nur eine seiner Leidenschaften. Als Galerist und Sammler hat er sich erst vorletztes Jahr ein Denkmal gesetzt, als er seine fantastische Joseph-Beuys-Sammlung dem Lenbachhaus schenkte: Ein Flügel dort ist nach ihm benannt, Ruhm, Ehre, „München leuchtet“ und das Bundesverdienstkreuz folgten, und vermutlich auch die Erleichterung seiner Putzfrau zu Haus, die sich fortan keine Sorgen mehr machen muss, wie sie den Beuysschen Besen reinigen soll.

Neugier, Chuzpe, Ideenreichtum, außerdem Bewunderung, Strenge und väterliche Liebe für die Künstler, die er vertritt und die Autoren, die er verlegt – all das möge ihm und seinen Fans noch lange erhalten bleiben.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Lothar Schirmer!

Wer auch gratulieren möchte: mail@schirmer-mosel.com

Möchten auch Sie jemandem aus Ihrer Buchhandlung/Ihrem Verlag zum „Runden Geburtstag“ gratulieren? Dann mailen Sie uns einen kleinen Text und ein Foto des Jubilars/der Jubilarin: redaktion@buchmarkt.de, Stichwort: Runde Geburtstage}

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