Illustrationspreis für Kinder- und Jugendbücher 2014 für Shaun Tan

Kleine Ausstellung vor dem Kaisersaal

Zum 12. Mal vergab die Gemeinschaft der evangelischen Publizistik (GEP) heute den Illustrationspreis für Kinder- und Jugendbücher im Frankfurter Kaisersaal. Preisträger 2014 ist der Australier Shaun Tan, der die Auszeichnung für das Kinderbuch Die Regeln des Sommers, erschienen im Aladin Verlag Hamburg, erhielt. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.

Frankfurts Stadtkämmerer und Kirchendezernent Uwe Becker begrüßte die Gäste und würdigte die GEP als „multimediales Kompetenzzentrum der evangelischen Kirche in Deutschland.“ Er ergänzte: „Schön, dass die GEP in Frankfurt zu Hause ist.“

„Illustrationen“, sagte Becker, „verstärken den Inhalt guter Geschichten.“ In diesem Fall seien sie zudem Ausdruck des christlichen Wertekanons. Außerdem ließen uns Bücher am Schicksal anderer Menschen und Kulturen teilnehmen.

Der publizistische Vorstand des GEP, Arnd Brummer, begann seine Ausführungen in Anlehnung an den Siegertitel mit Regeln der Rede und spielte auf die in Familiendialogen meist genutzten Worte „immer“ („immer lässt du etwas liegen“) und „nie“ („nie räumst du auf“) an.
Anschließend nannte Brummer Worte wie Bild, Bildung, Ausbildung, Einbildung – „das sind Wörter, mit denen die nähere Beschäftigung lohnt“, sagte der Vorstand.
„Ich wünsche mir viele Fortsetzungen des Preises in der Bücherstadt Frankfurt“, hoffte er abschließend und wies auf das nachfolgende Video hin: „Hier sehen sie, dass ein literarisches Quartett nicht nur mit Menschen des Alters 70 plus, sondern auch mit Menschen, die wesentlich jünger sind, interessant sein kann.“

Auf der großen Leinwand stellte sich die Buchhandlung Sternschnuppe aus Hannover vor, deren Leiterin Birgit Nerenberg zur Jury des Illustrationspreises gehört. Die Kinder erzählten, warum sie das Buch von Shaun Tan, der nicht nur die Illustrationen gestaltete, sondern auch den Text schrieb, gut fanden. „Wir wünschen uns eine Fortsetzung“ und „es wäre schön, für jede Jahreszeit so ein Buch zu haben“, äußerten die kleinen Leser.

Joachim Schmidt, Bundesverband Evangelischer Ausbildungsstätten Neu-Ulm, erstattete den Bericht der Jury, der außerdem Prof. Dr. Dietrich Grünewald, Institut für Kunstwissenschaft/Bildende Kunst an der Universität Koblenz-Landau, Gabriele Kassenbrock, Geschäftsführerin des Evangelischen Literaturportals Göttingen, Thomas Linden, Journalist und Ausstellungskurator, Köln, und Inge Sauer, Grafikerin, Düsseldorf, angehörten.
In der Begründung der Jury heißt es: „Mit Shaun Tan wird einer der bedeutendsten Illustratoren unserer Gegenwart ausgezeichnet. In seinem aktuellen Werk Die Regeln des Sommers, dessen Sujet das Gesetz der Geschwisterfolge ist, erweist er sich als bildmächtiger Erzähler. Tan entwirft eine Brudergeschichte von alttestamentarischer Wucht, die er jedoch im Interieur unserer Gegenwart ansiedelt. Eine moderne Parabel über Macht und Ohnmacht, die er im Stil seiner eigens entwickelten surrealen Bildkompositionen erzählt. Tan entwirft Bilder von opulenter Farbigkeit, die mit dem differenzierten Spiel ihrer Symbole und ihrem sensiblen Gestenvokabular zu überzeugen wissen.“ Der Siegertitel war aus 199 Einsendungen von 72 Verlagen ausgewählt worden.

„Der Preis ist gut für die evangelische Kirche, weil er herausfordert“, stellte Schmidt fest. Und er verhindere Gleichgültigkeit. Schmidt ging zudem auf die Empfehlungsliste der GEP ein, in der weitere sieben Bücher genannt werden: Entdecke, was dir schmeckt, Illustration Lisa Rienermann, Text Anke M. Leitzgen, Beltz & Gelberg Verlag; Überall Linien von Jimi Lee, michael neugebauer edition; Der kleine Erdvogel, Illustration Eva Muggenthaler, Text Oliver Scherz, Beltz & Gelberg Verlag; Das Mädchen in Rot, Illustration Roberto Innocenti, Text Aaron Frisch, Gerstenberg Verlag; Dunkel, Illustration Jon Klassen, Text Lemony Snicket, NordSüd Verlag; Papa, hörst du mich?, Illustration Annemarie van Haeringen, Text Tamara Bos, Verlag Freies Geistesleben, sowie Garmans Geheimnis, Illustration und Text Stian Hole, Carl Hanser Verlag.

Die Laudatio auf den Preisträger Shaun Tan hielt Tomaso Carnetto, Direktor der Frankfurter Akademie für Kommunikation und Design. „Es sind Bilder, die berühren, weil sie an Erfahrungen gekoppelt sind, die uns bewegten“, urteilte Carnetto. Er forderte auf, sich intensiv mit den großformatigen Illustrationen zu beschäftigen und auf Entdeckungsreise zu gehen, es gebe wichtige Details, die dabei zu finden seien.

Klaus Humann, Geschäftsführer des erst seit anderthalb Jahren bestehenden Aladin Verlags, nahm den Preis für Shaun Tan, der leider nicht selbst anwesend sein konnte, entgegen. „Der Preis tut uns gut, weil es ein Preis für Bilder ist, die leider oft stiefmütterlich behandelt werden“, dankte Humann und erzählte von seiner ersten Begegnung mit Shaun Tan, den er als „neugierigen, witzigen und herzlichen Menschen“ beschrieb.

Per Video meldete sich der Preisträger selbst und dankte in seinem Statement auch seinem Übersetzer Eike Schönfeld.

Am Schluss der Veranstaltung bedankte sich Gabriele Kassenbrock bei Joachim Schmidt für 22 Jahre Jury-Arbeit – beide Juroren sind seit 1992 dabei: „Wir sind als Urgesteine übrig geblieben“, scherzte Kassenbrock.

JF

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