Taiye Selasi eröffnete das Internationale Literaturfestival Berlin

Immer wenn das Internationale Literaturfestival Berlin (ilb) eröffnet wird, zieht es die Literaturfreunde in Scharen ins Haus der Berliner Festspiele in Berlin Wilmersdorf. So war es auch gestern Abend, als Intendant Thomas Oberender und Festivalleiter Ulrich Schreiber den Startschuss für die die 13. Ausgabe des Festivals [mehr…] gaben. Den Festvortrag hielt die Schriftstellerin Taiye Selasi (Foto).

Sie gilt als Shooting-Star der internationalen Literaturszene. Taiye Selasi wurde in London geboren; ihre Eltern sind beide Ärzte, die Mutter stammt aus Nigeria, der Vater aus Ghana. Taiye Selasi ist in Amerika aufgewachsen, sie hat in Oxford studiert und lebt heute in Rom. Im Frühjahr erschien im S. Fischer Verlag ihr Romandebüt Dinge geschehen nicht einfach so, der die Geschichte einer afrikanischen Familie erzählt, deren Mitglieder über alle Kontinente zerstreut leben. Für eine neue Generation von Weltbürgern mit afrikanischen Wurzeln hat die Schriftstellerin den Namen „Afropolitans“ erfunden. „Afrikanische Literatur gibt es nicht“ lautete der provokante Titel ihrer Eröffnungsrede, die in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung abgedruckt ist.

Wenn Literatur universell ist, verdiene sie sie es, nach Kriterien eingeteilt zu werden, die nicht auf Rassenunterschieden basieren, sondern die Funktionsweise des menschlichen Herzens widerspiegeln, sagte Taiye Selasi. Es gelte, die Feinheiten und Nuancen der verschiedenen Kulturen ernst zu nehmen. „Die Verwendung des Wortes ‚afrikanisch‘ impliziert, dass es sich nicht lohnt, die verschiedenen Nuancen der Länder und Kulturen dieses Kontinents zu beachten“. Über 2000 Sprachen werden auf dem Kontinent gesprochen.

Sie betrachte sich selbst als Westafrikanerin mit noch anderen kulturellen Identitäten und als Schriftstellerin mit noch anderen kreativen Identitäten, betonte Taiye Selasi in ihrer Humorvollen, immer wieder von Beifall unterbrochenen Rede. Aber sie sei keine afrikanische Schriftstellerin, denn beim Schreiben habe sie kein Gefühl von nationaler Identität und daher sei sie auch keine afropolitische Autorin. „Afropolitan“ beziehe sich nur auf die persönliche Identität. Daher sollte Literatur sollte nicht nach Ländern, sondern nach der Identität des Textes, nach Inhalten kategorisiert werden, schlug Selasi vor.

Ulrich Schreiber (Mitte) mit
Taiye Selasi und Daniel Kehlmann

Später am Abend zog es die Gäste, die die Pause bei sommerlichen Temperaturen im Garten des Hauses der Berliner Festspiele genossen, wieder in den Saal. Auf dem Programm stand die Buchpremiere von Daniel Kehlmanns neuem Roman F (Rowohlt).

Für die Büchertische sorgen in diesem Jahr wieder die internationale Kinderbuchhandlung Le Matou und die Buchbox. Beide bieten die Titel der Autoren des Festivals in der Regel auch in der Originalsprache an.

ml

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