Thomas Schierack: Geht Bastei Lübbe jetzt den Eichborn-Weg?

Erst vor zwei Jahren hatte sich Bastei Lübbe Geld auf dem Kapitalmarkt geholt, jetzt unternimmt das Kölner Unternehmen den Börsengang. Wir fragten den Kaufmännischen Geschäftsführer Thomas Schierack, warum.

buchmarkt.de: Wollen Sie jetzt den Eichborn-Weg gehen?

Thomas Schierack

Thomas Schierack: Das Ende natürlich nicht, den Anfang unbedingt, da hat Eichborn sehr erfolgreich zehn Mio. Euro einsammeln können.

Ist das etwa die Höhe, die Sie erwarten?

Wir hätten gerne mehr.

Wieviel?

Die Summe liegt im Bereich der Anleihe, die wir vor zwei Jahren aufgenommen haben. Mit der Anleihe haben wir erste Erfahrungen am Kapitalmarkt gemacht. Wir wollen uns breiter aufstellen und als Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben.

Also bei 30 Mio. Euro. Soll die Anleihe in Aktien umgewandelt werden?

Nein, die Anleihe werden wir vereinbarungsgemäß 2016 zurückzahlen.

Was wollen Sie mit dem Geld machen?

Wir wollen weiter in den digitalen Bereich investieren. Wir brauchen noch mehr Inhalte, die wir international selbst vertreiben werden. Bislang sind wir bereits in den USA und in China vertreten und vertreiben unsere Romane, wie zum Beispiel Jerry Cotton, erfolgreich auf Englisch und Mandarin. Doch um das digital noch besser bespielen zu können, müssen wir in Technik investieren. Wir haben bereits begonnen, eine eigene IT aufzubauen. Wir wollen die Inhalte multimedial 360 Grad nutzen.

Das heißt, Sie wollen die Wertschöpfungskette erweitern?

Genau. Wenn es mit dem klassischen Sortiment kein weiteres Wachstum gibt, müssen wir unseren Inhalten auf anderen Feldern eine Erweiterung verschaffen. Das geht nur, wenn wir dies intensiv betreiben.

Wenn Sie mehr Inhalte wollen, heißt das, Sie nehmen Geld auf, um Autoren abzuwerben?

Das könnte man versuchen, aber es geht uns eher darum, Autoren aufzubauen. So ist auch die verlagseigene Autorenschule Bastei Lübbe Academy eine logische Konsequenz. Und wir brauchen auch Autoren, die die Bereitschaft haben, mit uns alle Verwertungsstufen auszuschöpfen.

Sie haben ja bereits die Filmfirma „Family Entertainment“ gekauft. Wollen Sie auch in Filmproduktionen investieren?

Family Entertainment hat uns interessiert, weil die eine eigene Animationstechnik besitzen, und diese ist für die Verwertung im digitalen Bereich enorm spannend, zum Beispiel für den Kinder- und Jugendbuchbereich. Das reicht von der App bis hinein in die Spieleproduktion. Ich glaube, an diesem Punkt ist die Entwicklung noch ganz am Anfang.

Das ist also nicht ganz der Weg von Bertelsmann, der Lübbe Fernsehkanal kommt nicht auf uns zu.

Wir gehen einen andern Weg als Bertelsmann und verkaufen gern unsere Senderechte an die Fernsehsender und Produktionsfirmen. Wir sind und bleiben ein Inhalte-Haus, das die die Inhalte auf allen erdenklichen Wegen digital vermarkten und verwerten wird, seit einiger Zeit auch digital. Derzeit gibt es beispielsweise nur fünf bis sechs große Plattformen, auf denen so etwas geschieht.

Wollen Sie dann also eine eigene Plattform aufbauen?

Wir sind schon dabei, eine eigene Plattform aufzubauen, die nächstes Jahr an den Start gehen soll. Darauf wollen wir dann unsere Serieninhalte weiter vermarkten.

Wie soll man sich das vorstellen?

Da können wir Serien wie Jerry Cotton oder John Sinclair noch einmal ganz anders präsentieren, Communities pflegen und Zusatzinformationen anbieten. Das könnte auch für andere Verlage mit Serien spannend sein, wie zum Beispiel Perry Rhodan, wir wollen nicht nur eigene Produkte anbieten.

Im Verlagsgeschäft ist man froh, wenn man eine Rendite von fünf Prozent erzielt. Die Bertelsmänner freuen sich, wenn sie über 10 Prozent liegen. Was können Sie bieten?

Wir konnten in den letzten drei Jahren ein Ebit über 10 Prozent ausweisen. Und wir sind überzeugt, wir können 12 bis 13 Prozent schaffen.

In Ihrer Pressemeldung verweisen Sie zu Recht auf Ihre gewinnträchtigen Autoren. Was passiert, wenn plötzlich mal einer nicht mehr liefern kann? Oder abgeworben wird?

Klar, Verlage leben von Autoren. Wir werden mit dem Börsengang aber auch noch interessanter für unsere Autoren. Wir können ihnen weiterhin eine exzellente Vermarktung und Verwertung garantieren und ihnen damit über den reinen Geldbetrag hinaus mit unserer Rundumverwertung einen außergewöhnlichen Mehrwert bieten. Wir werden entscheidende Argumente haben, bei uns zu bleiben.

Mit dem Börsengang gibt Bastei Lübbe auch sein Image als Familienunternehmen auf, das es gern gepflegt hat.

Wir wollen auch mit dem Börsengang ein familiengeführtes Unternehmen bleiben. Stefan Lübbe wird die Mehrheit behalten.

In welchen Größenordnungen wollen Sie Anteile streuen und wieviel will Stefan Lübbe abgeben?

Ich denke, wir werden am Anfang einen Anteil von 40 Prozent ausgeben. Auch wenn damit eine Sperrminorität möglich wäre, diese kann ja laut Aktienrecht nur bei ganz gravierenden Entscheidungen wie Fusionen ausgeübt werden. Unter 55 Prozent wird Stefan Lübbe auf keinen Fall gehen. Wir sehen den Börsengang vor allem als Finanzierungselement.

Die Fragen stellte Matthias Koeffler

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