Alumni-Treffen der W8-Verlage: Motivationsspritze für das Wirtschaftsbuch

Richtig gehende Aufbruchstimmung herrschte am Ende des Alumni-Treffen der W8-Verlage, das gestern zu Ende ging. Kein Wunder: Drei hochkarätige und motivierende Redner hatte der Zusammenschluss der Wirtschaftsfachverlage, die die jährliche Buchhändlerfortbildung organisieren, nach Frankfurt gebracht.

Heute noch läuft der Basiskurs, den die Verlage Campus, Econ, Finanzbuch Verlag, GABAL, Hanser, Linde, und Wiley jährlich anbieten und bei dem sich neue Kollegen in der Wirtschaftsbuchabteilung über die Basics eines unterschätzten Segments aufklären lassen können. Anschließend steht ihnen dann auch das Alumni-Treffen offen. Neu auf dem Alumni-Treffen war das Speed-Dating mit den Verlagen, die exklusiv und ausführlich ihre neuen Programme und Verkaufsideen vorstellten. Die Vorschauen sind in den meisten Fällen kurz vorher fertig geworden.

Das Gastvortrag war mit dm-Gründer Dr. Götz Werner als Vortragenden erneut hochkarätig besetzt (letzte Jahr: Campus-Autor Reinhard Sprenger). „Sie handeln mit Büchern, aber eigentlich mit Kultur“, umgarnte er die Einzelhändlerkollegen gleich zu Beginn mit größtem Respekt. Dabei lenkte er vor allem den Blick auf die Kunden. Verlagen empfahl er, die Leser und nicht die Buchhändler als Kunden wahrzunehmen („Es gibt keine Lieferanten und Kunden, sondern Wertschöpfungspartner“). Von dem Wort „Kundenbindung“ hielt er in diesem Zusammenhang auch nichts. „Wir müssen uns mit den Kunden ver-binden“, setzt er dagegen, das sei mehr als nur ein Wortspiel, sondern erzeuge bei den Mitarbeitern eine andere Haltung. Denn Kunden gehen in dem Laden einkaufen, mit dem sie sich verbunden fühlten. Von ihm erscheint im kommenden Herbst ein neues Buch bei Econ: Womit ich nie gerechnet habe, lautet der Titel.

Augen geöffnet hat auch der Vortrag von Andreas Haderlein, dessen Buch Die digitale Zukunft des stationären Handels bei mi-Wirtschaftsbuch erschienen ist. Haderlein lobte die Initiative „Buy Local“ und ist überzeugt: „Der Kampf gegen die Innenstadtverödung muss auf einer höheren Ebene angesetzt werden.“ Überraschen konnte er mit der Feststellung: „Das World Wide Web ist ein Nah-Medium, denn ein Drittel aller Nachfragen bei Google beziehen sich auf die nächste Umgebung.“ Mit zahlreichen Beispielen konnte er deutlich machen, wie Online auch das stationäre Geschäft neu erfindet und Internetversender stationäre Läden gründen, die aber ganz anders aussehen. Von ihnen müsse der Handel lernen, war seine implizite Botschaft.

Das Thema Kunden war auch für die Buchhändler in den Gruppenarbeiten das zentrale Thema der Zukunft. „Den Kunden wertschätzen“, darin sahen die Buchhändler die Herausforderungen für die Zukunft. Dazu gehören Kundenbefragungen, aber auch die Vernetzung mit den Kunden zu optimieren. Einig waren sich die Buchhändler auch darin, dass mehr und schöner im Laden inszeniert werden müsse, dazu sei auch der Ladenbau gefragt, der eine flexiblere Gestaltung des Ladens zulassen müsse. Außerdem machten sich die Sortimenter Gedanken um die Organisation von Events für den Laden.

Naheliegende aber nur selten umgesetzte Ideen zum Thema Teambildung bot Richard de Hoop. Er konnte zeigen, dass eine Zusammenstellung von Top-Leuten nur selten zu einem Top-Team wird. Denn: „Wichtiger als die Organisation sind die Menschen, erst wenn die richtigen Typen zusammenarbeiten, dann könnten gemeinsam beste Ergebnisse erreicht werden.“ Er verglich ein Team mit einem Orchester, bei dem man Geiger auch nicht dazu zwingen könne, Trompete zu spielen. Mehr dazu ist in seinem Buch Machtmusik bei GABAL zu finden.

Verlagsvertreter Florian Andrews hat das Treffen, bei dem Händler und Verlage auch die guten Bedingungen für den persönlichen Austausch lobten, hervorragend moderiert.

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