Goncourt-Preisträger Jérôme Ferrari auf Lesereise in Deutschland und der Schweiz

Das Foyer des Berliner Ensembles war bis auf den letzten Platz ausverkauft, als der französische Autor Jérôme Ferrari am Montagabend aus seinem Roman Predigt auf den Untergang Roms (Secession Verlag für Literatur) las, für den er 2012 in Frankreich den begehrten Prix Goncourt erhielt.

Jérôme Ferrari (l.), Christian Ruzicska

Der 1968 in Paris geborene Jérôme Ferrari ist Übersetzer und Philosophielehrer. Seit 2012 lehrt er am französischen Gymnasium in Abu Dhabi (weshalb er auch nur in den Schulferien auf Lesetour gehen kann). Bis dahin unterrichtete er in Algier und auf Korsika. Bei der Deutschlandpremiere las Jerôme Ferrari eine Passage des Romans auf Französisch, Secession-Verleger Christian Ruzicska, der das Buch „kongenial“ (Gabriele von Arnim) aus dem Französischen übersetzt hat, las den deutschen Part. Der Roman, der auch hierzulande im Feuilleton viel beachtet wird, erzählt von einer korsischen Dorfkneipe. Zwei Söhne des Dorfes haben ihr Philosophiestudium auf dem Kontinent vorzeitig beendet und übernehmen die Bar, um ganz im Sinne der Leibnizschen Lehre die „beste aller möglichen Welten“ zu errichten. Was aber ziemlich danebengeht…

In dem von Gabriele von Armin moderierten Gespräch spielte der Kirchenvater Augustinus eine große Rolle. Der Grund: Jedem Romankapitel hat Ferrari Glaubenssätze von Augustinus vorangestellt. Auch der Titel „Predigt auf den Untergang Roms“ bezieht sich auf ihn. Das Publikum dankte mit anhaltendem Applaus und es bildete sich eine lange Schlange vor dem Signiertisch.

Rudolf Müller
v.l.: Jérôme Ferrari, Pierre Korzilius,
Christian Ruzicska

Anschließend setzte Jérôme Ferrari seine Lesereise fort: Gestern Abend las er auf Einladung der Literaturhandlung Müller & Böhm im Düsseldorfer Heine Haus. Am Rhein gibt es seit Jahren eine Kooperation mit dem Institut français Düsseldorf – so saß gestern Abend Pierre Korzilius, Leiter des Instituts, mit auf dem Podium und dolmetschte wirklich in Echtzeit; Buchhändler Rudolf Müller las eindrucksvolle deutsche Textpassagen aus dem Roman so überzeugend, daß aus dem Publikum Rufe nach einem Hörbuch laut wurden.

Heute ist er in Kooperation mit der Buchhandlung Klaus Bittner in Köln zu Gast, am 11. April wird er im Literaturhaus Zürich lesen und am 12. April im Mousonturm in Frankfurt.

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