Spanische Leiharbeiterin fühlt sich in ARD-Amazon-Doku falsch verstanden

Eine der Hauptzeugin der ARD-Reportage Ausgeliefert! über die Situation der Leiharbeiter bei amazon.de macht jetzt einen teilweisen Rückzug. Laut Kreisanzeiger in Bad Hersfeld fühlt sich die Zeitarbeiterin Silvina Cerrada, die namentlich genannt wird, vom Team des Hessischen Rundfunks falsch verstanden: „Vieles ist zwar wahr, aber Vieles ist auch sehr verdreht dargestellt“, sagt sie.

Cerrada war vom Redakteur der Kreiszeitung leicht ausfindig zu machen, weil sie aus Spanien zurückgekommen ist und nun in der Ferienanlage Seepark als Service-Kraft arbeitet. Sie war dort während ihrer Zeit als Leiharbeiterin von der Leiharbeitsfirma untergebracht und hatte dort parallel einen 400 Euro-Job angenommen. Durch den Fernsehbericht sei nun auch der Ferienpark in Verruf gekommen. Entsteht nun ein Interessenkonflikt?

„So sei es richtig, dass es über die Einschaltung der Zeitarbeitsfirma und die Arbeitsverträge mit geänderten Lohnzahlungen Irritationen gegeben habe“, wird sie wiedergegeben. Jedoch seien viele ihrer Sätze aus dem Zusammenhang gerissen und mit weiteren, eigenen Erklärungen versehen worden. „Oft war das dann das Gegenteil von dem, was ich gesagt habe“, sagt sie laut Kreiszeitung.

o Zum Beispiel, als sie beim Schlafen auf der Couch gezeigt wurde, angeblich, weil sie in ihrem Bett nicht schlafen könne: „In Wahrheit habe ich dort meine Siesta gemacht. Das Wohnzimmer hat ein großes Fenster mit Blick auf den Wald, man hört die Vögel, das fand ich sehr schön.“ Es habe ihr im Seepark gefallen.

o Das „Abfüttern“ der Zeitarbeiter in einem Keller sei dazugeschnitten worden, „denn einen Keller gibt es hier gar nicht.“ Die Verpflegung sei vielmehr gut gewesen und auch Abends sei reichlich aufgetischt worden.

o Die Security sei allerdings ein Problem gewesen und habe einschüchternd gewirkt, das hätte zu Aggressionen geführt. Aber von einer rechten Gesinnung sei nichts zu spüren gewesen. Man hätte aber ohne die Sicherheitsleute auskommen können.

Wegen der Berichte über die Security sieht auch der Geschäftsführer des Seepark Hotels, Andreas Engelhoven, den Ruf seines Unternehmens durch die Reportage nachhaltig geschädigt, sagt er gegen über dem Kreisanzeiger. Gegen ein juristisches Vorgehen wolle der Seepark aber verzichten, um das Thema nicht noch weiter in den Medien aufzubauschen.

Inzwischen berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), dass es „beim Einsatz von Zeitarbeitern durch den Versandhändler Amazon zu Verstößen gegen das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz gekommen“ sei. Damit widersprach die Bundesagentur für Arbeit auf Nachfrage der FAZ einer Darstellung des im Beitrag angesprochenen Zeitarbeitsunternehmens Trenkwalder. Um welche Verstöße es sich handelte, wurde aus Gründen des Datenschutzes nicht gesagt, heißt es in der Nachricht.

Trenkwalder erklärt in einer Pressemitteilung unter anderem: „Aus administrativen Gründen wurde Trenkwalder von der Firma Amazon gebeten, diese Mitarbeiter anzustellen und zu überlassen. Daraus ergab sich für diese Mitarbeiter kein Nettolohn-Nachteil.
Alle durch Trenkwalder an die Firma Amazon überlassenen Mitarbeiter erhielten mindestens den gültigen Tariflohn.“

Inzwischen kommentiert auch der Stern das Thema Leiharbeit. „Der Skandal um ausgenutzte und schikanierte Leiharbeiter ist kein Einzelfall – er liegt in der DNA des Handelsgiganten. Dass Amazon die belasteten Partnerfirmen sofort fallen lässt, zeugt nicht von Anstand, sondern gehört zum System der ausgelagerten Verantwortung. Das ist immer gleich: Finde einen skrupellosen Subunternehmer und schaue selbst nicht so genau hin. Der macht die Drecksarbeit. Wenn es schief geht, wird die Zusammenarbeit beendet und mit dem nächsten Handlanger weitergeführt“, heißt es dort unter dem Titel Die hippen Menschenschinder

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