Martina Gercke verkündet Einigung über ihr Plagiat, aber Random House weiß von nichts

Sie ließ sich als Kindle-Bestsellerautorin feiern [mehr…], gab Interviews, ihr Buch erschien sogar in gedruckter Form – und plötzlich war alles vorbei: Abgeschrieben bei Bestsellerautorin Sophie Kinsella sei ihr Roman Holunderküsschen, lautete der schwere Vorwurf [mehr…].

Flugs nahmen Verlag und Amazon die Gercke-Produkte vom Markt [mehr…], die Liste der Übereinstimmungen download(Plagiatsvorwuerfe_Martina_Gercke final.pdf) zeigte, in welchem Maße Holunderküsschen nach dem Guttenbergschen Prinzip Copy & Paste entstanden sein muß. Von der Urheberin des Plagiats aber kein Wort. Bis sie am 23. Dezember in einer frohen Video-Botschaft an die „lieben Leser und Fans“ verkündete, man habe sich nun geeinigt. Wir holten Goldmann-Justitiar Rainer Dresen aus dem Weihnachtsurlaub, um von ihm Details der „Einigung“ zu erfahren. Dresen aber war baß erstaunt: Von einer Einigung hatte er noch nie etwas gehört…

BuchMarkt: Herr Dresen, wo erreichen wir Sie denn „zwischen den Jahren“?

Rainer Dresen

Rainer Dresen: Zu Hause. Ich kraule Kasimir, meinen Hamster. Und ich lese. Eine neue Bismarck-Biographie und den Briefwechsel Handke/Unseld. Hauptsache endlich mal keine Manuskripte oder neue Plagiatsfälle.

Es geht um den alten. Deshalb melden wir uns. Frau Gercke verkündet in einem rührenden Filmchen auf ihrer Homepage (inzwischen leider entfernt), in einem ganz in unschuldigem Weiß gehaltenen Arbeitszimmer sitzend, dass in der Plagiatssache eine Einigung erzielt wurde.

Rainer Dresen: Ach, das ist ja interessant. Ich weiß von nichts, und eigentlich müsste ich davon wissen, wenn es denn so wäre.

Was meinen Sie damit? Frau Gercke wird ja wohl kaum eine Einigung verkünden, wenn es keine gibt.

Rainer Dresen: Mein letzter Stand war, dass mir der Gercke-Anwalt einen Einigungsvorschlag übersandte, den ich in zahlreichen Punkten abgeändert und ihm ein paar Tage vor Weihnachten zurückgeschickt habe. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm oder seiner Mandantin gehört, was ja auch ok ist, schließlich hatten wir Weihnachten, da herrscht üblicherweise Stillstand der Rechtspflege.

Von einer Einigung also keine Rede, oder?

Rainer Dresen: Wenn der Anwalt zu all meinen Vorschlägen „Ja“ sagt, ich das irgendwie auch noch von ihm erfahre, bevor ich mein Angebot wieder zurückziehe und wir beide ein Papier unterzeichnen, dann erst haben wir eine Einigung. Bisher aber habe ich nichts gehört oder gelesen und schon gar nichts unterschrieben.

Weshalb aber spricht Martina Gercke dann schon von einer Einigung?

Rainer Dresen: Keine Ahnung. Vielleicht war das weihnachtliche Sehnen nach Frieden und Vergebung übermächtig und sie wollte nicht mehr warten, bis tatsächlich eine Einigung erzielt ist. Falls ja, dann wäre das nicht sehr professionell. Ähnlich dilettantisch, BuchMarkt-Leser erinnern sich vielleicht, agierte vor ein paar Monaten ja schon einmal der WWF, der ebenfalls eine Einigung verkündete, bevor sie offiziell war. Man ist offenbar nur noch von Amateuren umgeben in diesen krisenhaften Zeiten.

Martina Gercke spricht in ihrer Stellungnahme davon, die übernommenen Stellen ursprünglich als „Platzhalter“ vorgesehen zu haben und sie dann in der Eile der Textfertigstellung und Aufregung der Jungautorin versehentlich im Manuskript belassen zu haben. Was halten Sie davon?

Rainer Dresen: Na, das ist ja mal ein origineller Erklärungsversuch. Ich persönlich hätte es aber besser gefunden, wenn sie wirklich reinen Tisch macht. Ich bin deshalb neugierig, ob ihr ihre Leserinnen und die anderen self-publisher diese lahme Eklärung wirklich abnehmen.

Wie geht es jetzt weiter?

Rainer Dresen: Ich lese erst mal weiter in meinem Bismarck und wenn ich dann, innerlich gestärkt, im neuen Jahr ins Büro komme, werden wir ja sehen, ob eine Einigung mit Frau Gercke erzielt wird.

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