Kuscht der Buchhandel vor dem WWF? – Interview mit Klaus Altepost

„Buchhandel kuscht vor WWF“: Auf Seite 1 der gestrigen FAS, am Samstag in der Literarischen Welt [mehr…] und heute im Spiegel geht es um das Schwarzbuch WWF (Gütersloher Verlagshaus), das mittlerweile praktisch nur noch über den Verlag zu beziehen ist. [mehr…]. Wir sprachen mit dem Verleger Klaus Altepost.

BuchMarkt: Gestern berichtete die FAS groß auf Seite 1, heute beschäftigt der Vorgang auch den SPIEGEL: Wie kam es, dass zahlreiche Buchhändler Schwarzbuch WWF von Walter Huismann, erschienen im Gütersloher Verlagshaus, still und heimlich aus dem Sortiment genommen haben, obwohl es gar keine EV gegen das Buch gibt?

Klaus Altepost

Klaus Altepost: Der WWF ist offenbar wild entschlossen, gegen das Schwarzbuch die ganz große juristische Keule zu schwingen. Als die von den Naturschützern mandatierte Promi-Medienkanzlei aus Berlin den Verlag und den Autor abgemahnt hatten, informierten sie parallel dazu große Buchanbieter von diesem Umstand und warnten diese, man werde auch gegen andere „Störer“ vorgehen. Als der Verlag wegen des unabsehbaren Umfangs der Abmahnungen nicht bereit war, den Händlern alle Kostenrisiken eines möglichen Rechtsstreits abzunehmen, strichen viele von ihnen umgehend den Titel aus dem Programm.

BuchMarkt: Ist es gerechtfertigt, wenn die FAS jetzt davon schreibt, der Buchhandel „kusche“ vor dem WWF?

Klaus Altepost: Das halte ich für zu hoch gegriffen. Zum einen gibt es zahlreiche, meist eher kleine Buchhandlungen, die den Titel weiter anbieten (die meisten dürften aber auch keine Post vom Anwalt erhalten haben). Zum anderen verstehe ich auch die Großen in gewisser Weise, die bei einem Titel wie dem vorliegenden, der ja ein eher sperriges Thema hat und kein sicherer Bestsellerkandidat war, vielleicht gerade in diesen Zeiten wirtschaftliche Vorsicht über buchhändlerischen Ethos und Wagemut stellen.

BuchMarkt: Wie geht es jetzt weiter?

Klaus Altepost: Zuerst ist es nunmehr an der Zeit, sich beim WWF und seinen anwaltlichen Beratern für deren „Strategie“ der größtmögliche juristischen Eskalation zu bedanken. So wurde erst die Aufmerksamkeit und Empörung der führenden deutschen Zeitungen und Zeitschriften für das Vorgehen des WWF geweckt, wodurch die Thesen des Autors dann wirklich bundesweit bekannt wurden und das Buch nun eine Zierde für jede mutige Buchhandlung ist.

Davon unbeeindruckt schießt der WWF weiter aus allen Rohren gegen Verlag und Autor, erst am Freitagnachmittag erreichte uns eine weitere Abmahnung. Am 15.Juni verhandelt das Landgericht in Köln über die diversen EV-Anträge der WWF-Anwälte. Bis dahin kann das Buch bedenkenlos verkauft werden und wegen der Banalität und Haltlosigkeit der meisten, wenn nicht aller abgemahnten Passagen hoffentlich auch noch darüber hinaus.

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