Verlage Christian Strasser kauft Europa Verlag Wien und eröffnet Niederlassungen in München und Berlin

Jetzt ist es offiziell, was wir im aktuellen BuchMarkt-Heft schon angedeutet hatten: Christian Strasser, bereits Inhaber der Verlage Scorpio und Trinity und einstiger Gründer des Verlagshaus Goethestraße und verlegerischer Geschäftsführer der ehemaligen Verlagsgruppe Ullstein Heyne List, hat mit Wirkung zum 30. April vom Alleingesellschafter Johannes Thiele die Europa Verlag GmbH, Wien, erworben.

Mit der Wiederbelebung soll sich der Europa Verlag Berlin München Wien mit einem ausgewählten Programm „den künftigen politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklungen widmen, sowie den Personen, die den anstehenden globalen Veränderungsprozess durch ihr Handeln nachhaltig beeinflussen können“, wie Strasser sagt. Sein erster Titel ist Deutschland stirbt im Westen.

Der Europa Verlag hat eine spannende Geschichte: Er wurde 1933 von Emil Oprecht in der Schweiz gegründet, um verfolgten Autoren und verbotenen Manuskripten ein Forum zu bieten. Emil Oprecht gehört zu den legendären Verlegern des vergangenen Jahrhunderts, der in täglichem Kampf für die Unterstützung Verfolgter, gegen zunehmenden Druck auch der schweizerischen Zensur und gegen alle ökonomischen Widerstände aufrecht blieb. In dem halben Jahrhundert des Bestehens seines Verlages standen im Programm Autoren und Bücher im Vordergrund, die für die Würde und Freiheit des Menschen eintraten.

Auch der 1946 von ihm in Wien gegründete Schwesterverlag, der 1947 sein erstes Programm vorlegte, sah es als seine Aufgabe an, der in Zürich begründeten Tradition zu folgen und „im Ringen der Anschauungen für europäischen Geist und humanitäre Gesinnung eine Tribüne zu sein“. Im Jahr nach Oprechts Tod, 1953, ging das Wiener Unternehmen an den Österreichischen Gewerkschaftsbund, der das Werk von Arthur Koestler fortsetzte, Manès Sperber entdeckte und ein allgemeines belletristisches und Sachbuch-Programm verlegte. Vierzig Jahre später, 1993, wurde der Wiener Verlag stillgelegt, der Europa Verlag ging in den Besitz von Otto Wolff von Amerongen und Salomon Oppenheim über und zog nach München, später dann, nach dem Erwerb durch die Senator Entertainment AG nach Hamburg. Im Jahr 2005 wurden die verlegerischen Aktivitäten eingestellt [mehr…].

Der Züricher Schwesterverlag Europa Verlag Zürich wurde vor einigen Jahren von Lars Schultze-Kossack ebenfalls wieder eröffnet [mehr…]. Beide Verlage haben vereinbart, künftig „eine kollegiale Koexistenz zu führen und sich dabei gegenseitig zu unterstützen“.

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