Matthias Koch zur Insolvenz bei Eichborn

Der Insolvenzantrag kam schneller als erwartet, buchmarkt.de fragte Matthias Koch, ob er daran einen Anteil hatte.

Matthias Koch

Buchmarkt.de: Herr Koch, hat Sie die heutige Meldung von der Insolvenz bei Eichborn kalt erwischt?
Matthias Koch: Nein, das war leider zu befürchten.

Im Januar haben Sie mit Herrn Fresenius angekündigt, dass Aufbau und Eichborn unter einem Dach in Berlin weitergeführt werden sollen. War das nicht ein bisschen voreilig?
Wir sind bewusst vorgeprescht, um dem verunsicherten, angeschlagenen Unternehmen einen Rettungsweg zu eröffnen.

Aber hätte man sich nicht vorher besser absprechen müssen, um eine öffentliche Debatte zu vermeiden?
Schwierig jetzt darüber zu spekulieren. Wir wollten nach vorne gucken.

Im Mai hat Eichborn angekündigt, aus eigener Kraft in Frankfurt weitermachen zu wollen, wie haben Sie dazu gestanden?
Alle in der Branche wissen, dass der Verlag in Frankfurt seit Jahren Verluste schreibt und dort nicht überleben kann. Niemand wollte in den Erhalt dieses Standorts investieren.

Wieso konnten Sie als Mehrheitsaktionär die Geschicke von Eichborn nicht bestimmen?
Ich sollte die Sanierung komplett finanzieren, wurde aber nicht zu den Verhandlungen über den Sozialplan zugelassen und durfte kein einziges Mal einer Mitarbeiterversammlung meine Pläne erläutern.

Woran ist die Fusion von Eichborn mit Aufbau denn letztlich gescheitert?
Es ist leider nicht gelungen, den Mitarbeitern zu vermitteln, dass Eichborn in Berlin seine Identität erhalten könnte.

Herr Koch, die Frage liegt auf der Hand: Haben Sie Eichborn in die Insolvenz getrieben?
Im Gegenteil: Herr Fresenius und ich waren die einzigen, die Eichborn vor der Insolvenz retten wollten. Ich hatte die Fortführung des Betriebes in Berlin angeboten – ohne Insolvenz, mit der Übernahme von 15 Mitarbeitern. Was jetzt mit dem Verlag geschieht, ist ungewiss. Das hätte auch ich mir anders gewünscht.

Aber der öffentlich gewordene Antrag einer Liquidation hat doch seinen Beitrag geleistet.
Nein, eine Liquidation wäre für das Unternehmen leichter zu steuern gewesen als eine Insolvenz.

Was geschieht nun mit den Mitarbeitern in Frankfurt?
Der Eichborn-Pressesprecher Herr Muscholl hat gestern bekannt gegeben, dass bereits ein Viertel der Mitarbeiter andere Arbeitsplätze gefunden hat. Der Insolvenzverwalter hat nun zu entscheiden, ob der Betrieb mit den restlichen Mitarbeitern fortgeführt wird. Andernfalls werden sie hoffentlich ebenfalls schnell eine Alternative finden.

Wird Aufbau nun Teile von Eichborn übernehmen?
Wir werden uns unverzüglich mit dem Insolvenzverwalter in Verbindung setzen, um die Vertriebsarbeit für das Herbstprogramm zu sichern. Das ist die Voraussetzung für eine mögliche Fortführung des Verlages. Was Aufbau dazu beitragen kann, wird sich in weiteren Gesprächen erweisen.

Wie sehen Sie die Zukunft für unabhängige Verlage? Planen Sie weitere Verlagszukäufe oder -Kooperationen?
Wir halten unser Geschäftsmodell für das einzig zukunftsfähige und werden es weiter verfolgen: eine Gruppe programmatisch unabhängiger Verlage mit einem gemeinsamen Backoffice im Aufbau Haus in Berlin.

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