Vito von Eichborn: „Meine Gefühle“

Heute wurde bestätigt, was wir gestern bereits meldeten: Bei Eichborn erhalten 35 Mitarbeiter die Kündigung [mehr…]. Christian von Zittwitz fragte den urspünglichen Verlagsgründer, Vito von Eichborn (Foto), was er dabei empfindet.

CvZ: Guten Tag, Vito. Was sagst du zu den Kündigungen in deinem ehemaligen Verlag?

bild(l,22465)Vito von Eichborn: Da hilft kein Lamentieren, und das ist ja auch nichts Neues. Seien wir doch Realisten: Wenn aus einem Unternehmen die Luft völlig raus ist, gibt’s zwei Möglichkeiten: Insolvenz oder Verkauf. Und bei letzterem Fall: Totalsanierung und Neubeginn. Wenn’s denn was wird.

CvZ: Worin siehst du denn die Ursachen für den Niedergang?

Vito von Eichborn: Im Programm, natürlich. Die haben ja viele gute Bücher gemacht, aber man konnte doch zuschauen, daß die Programme ökonomisch nicht trugen. Mir ist vollkommen schleierhaft, wie die diese zig Millionen nach dem Börsengang so schnell verbraten wurden. Der Umsatz ist jetzt, mit fast doppelt so viel Leuten, deutlich niedriger, als ich ausschied. Das ist absurd.

CvZ: Und? Hand aufs Herz: Wüßtest du ein Rezept?

Vito von Eichborn: Ach, das ist doch klar, seit ich gegangen bin. Die Kollegen wollten im Grunde dieselben Bücher machen wie die Großen. Das können die aber besser. Und alle wollen das Edle-Wahre-Gute. Damit verdient man aber nix. Eichborn muß das machen, was für den Bildungsbürger wie fürs Feuilleton als geschmacklos gilt. Da läßt sich das Geld verdienen, um sich auch was Schönes zu gönnen. Außerdem macht es einen Riesenspaß, subversive Bücher zu machen, Tabus zu knacken, das Komische und das Ungeheuerliche zu entdecken und zu pflegen. Das Kernmotto des Verlags war, Bücher unter der Überschrift zu machen: Das tut man nicht. Übrigens galt dies auch für das Merchandising. Und für die „Andere Bibliothek“, die ja sonst niemand haben wollte. Buchdruck und Bleisatz, dazu auch noch Anspruch, das galt als ökonomischer Blödsinn. Nur das Extreme kann der kleine, wendige Fisch vielleicht besser als die satten Karpfen im Teich.

CvZ: Also bist Du nicht nachtragend oder sauer auf Aufbau?

Vito von Eichborn: Ach was, ich wünsch doch dem Laden alles Gute. Es tut mir nur verdammt leid um die Mitarbeiter in Frankfurt. Aber so ging’s halt nicht weiter. Die Aufbau-Leute werden die Fülle an Substanzen fürs Taschenbuch nutzen. Und was die sonst hinkriegen: Lassen wir uns überraschen.

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