Jutta Schaarschmidt – Sie haben das größte Lesefestival der Welt mit auf die Beine gestellt: was können Sie noch erreichen?

Freitags um fünf: Was bewegt jetzt die Branche? Michael Lemsters Frage der Woche an „Leipzig liest“-Organisatorin Jutta Schaarschmidt.

Jutta Schaarschmidt

Jutta Schaarschmidt, im Hauptberuf Angestellte der Stadt Leipzig, wird jedes Jahr für sechs Monate an die Leipziger Buchmesse „ausgeliehen“, um Autoren, Verleger, Agenten für die Idee ihres Lebens zu begeistern. Das gelingt ihr so gut, dass sie mittlerweile pro Jahr 1500 prominente Vorleser versammeln kann.

Jutta Schaarschmidt – als Sie „Leipzig liest“ übernahmen, galt die Leipziger Buchmesse für viele als zukunftslos – haben Sie die Leipziger Buchmesse gerettet?

Jutta Schaarschmidt: Also vielleicht habe ich ein wenig mitgeholfen, das sind ja viele, die daran gewirkt haben.

Es heißt, Sie wollten ursprünglich Gartenbau studieren. Jetzt haben Sie 20 Jahre lang Ihren besonderen Acker bestellt – sind Sie zufrieden mit der Ernte?

Jutta Schaarschmidt: Ich kann es nicht anders sagen: ja. Wir haben Jahr für Jahr gute Ergebnisse eingefahren.

Sie haben das größte Lesefestival der Welt mit auf die Beine gestellt: was können Sie noch erreichen?

Jutta Schaarschmidt: (lacht) Sagen wir mal: Europas … Was ich noch erreichen kann? Wenn man diese Position einmal erreicht hat, kann man ganz schwer oben blieben. Oben bleiben ist schwerer als hochkommen. Das ist Arbeit genug.

Ist Ihnen schon mal für Ihre Adresskartei Geld geboten worden?

Jutta Schaarschmidt: Nein, das hat noch niemand gewagt. Der Preis wäre zu hoch (lacht).

Viele befürchten, dass eine Generation von Nichtlesern heranwächst. Was tun Sie dagegen?

Jutta Schaarschmidt: Ich persönlich helfe mit, dass die jungen Leute über Anreize, Lockungen, Atmosphäre zum Buch geführt werden. Auch die Messe selbst tut viel dazu mit dem Jugendprogramm.

Kann eine Institution wie Ihre es sich leisten, auf Facebook nicht präsent zu sein?

Jutta Schaarschmidt: Wir sind seit Dezember mit „Leipziger Buchmesse“ bei Facebook und haben mittlerweile rund 5.500 Freunde! (www.facebook.com/leipzigerbuchmesse)

Wir leben in einer schwierigen – manche würden sagen: hoffnungslosen – Zeit. Erinnern Sie sich an eine Begegnung oder Situation, die Sie Hoffnung schöpfen ließ?

Jutta Schaarschmidt: Ich habe immer wieder den Peter Ustinov in Erinnerung. Dem durfte ich kurz vor seinem Tod noch begegnen, da war er vom Alter bereits gezeichnet. Er hatte immer gute Laune und strahlte eine Wärme und Kraft aus, die mich tief berührte.

Michael Lemster, als langjähriger Programmleiter von buecher.de ein „Urgestein“ des elektronischen Buchhandels, berät Verlage, Buchhändler, Dienstleister und E-Commerce-Unternehmen bei Geschäftsentwicklung, Programm und Datenprozessen. Katalogdaten sind sein Spezialgebiet. Daneben veröffentlicht er Reportagen und Interviews.

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