Verlage forcieren E-Book, Sortimenter eher skeptisch

Claudia Paul, Alexander Skipis, Jürgen Horbach,
Hans Huck präsentieren die Studie

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels stellte heute Vormittag in Frankfurt am Main die erste Studie über E-Books in Deutschland vor, die gemeinsam mit der GfK Panel Services Deutschland erarbeitet wurde.

Claudia Paul, Pressesprecherin des Börsenvereins, Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Jürgen Horbach, Schatzmeister des Börsenvereins und Vorsitzender der GF des KV&H-Verlags sowie Hans Huck, Sprecher des AK Elektronisches Publizieren im Börsenverein, Vertriebsleiter E-Commerce und E-Boook bei Koch, Neff & Volckmar präsentierten die Zahlen auf fast 30 Folien.

In der Studie wurden 1.800 Sortimenter und 1.850 Verleger Anfang dieses Jahres befragt. Die Hochrechnung der Absätze und Umsätze stammt aus dem GfK Verbraucherpanel mit insgesamt 20.000 Personen, die monatlich zu ihren Bucheinkäufen befragt werden, die Konsumentenbefragung stützt sich auf die Aussagen von 10.000 Endverbrauchern.

Einen Durchbruch für das E-Book in Deutschland sieht Alexander Skipis noch in diesem Jahr und hält sich dabei an Zahlen: So wollen künftig fast 80 Prozent der Verlage E-Books in ihr Programm aufnehmen, fast 40 Prozent der Novitäten werden auch elektronisch erscheinen. E-Books sind vor allem in den Segmenten wissenschaftliche und Fachbücher heute schon mit 30 bzw. 28 Prozent Anteil an den Titeln vertreten.

Anders sieht es im Handel aus: Hier beteiligen sich bislang zwei Drittel des Sortimentsbuchhandels nicht am E-Book-Markt, 46 Prozent könnten sich das jedoch mittelfristig vorstellen. Ein wenig absurd mutet an, dass im Handel zum Teil nur E-Books oder nur E-Reader angeboten werden – hier ist noch ein großer Nachholbedarf vor allem in kleineren und mittleren Buchhandlungen.

Als entscheidende Barriere für ein Umdenken in den Buchhandlungen sehen diese die geringe Nachfrage. Kompliziertes Handling, geringe Gewinnmargen, hohe Investitionskosten und Konkurrenz zum gedruckten Buch folgen bei den Einwänden.

Natürlich stellt sich die Frage, wie man bei einem Anteil von 0,5 Prozent E-Book-Käufer (540.000) am Buchkäufer-Markt im Jahr 2010 – sie kauften 2 Millionen E-Books für insgesamt 21,2 Millionen Euro – von einem bevorstehenden Umbruch sprechen kann. Alexander Skipis machte deutlich, dass es dabei nicht um den Ist-Zustand geht, sondern um vorhandene Angebote und steigendes Interesse, auch das spiegeln die Zahlen wider. „2011 wachsen Angebote und Nachfrage und gehen über die Lesegeräte zusammen“, erklärte er.

Dem Käufer geht möglicherweise durch den Kopf: Wozu brauche ich beim Kauf eines elektronischen Buches noch den Buchhandel? Downloaden geht doch auch woanders! „Die Beratungsleistung findet der Käufer nur im Buchhandel. Wir haben von der Musikindustrie gelernt, die hat ihre Vertriebssysteme nahezu komplett vernichtet; das passiert uns nicht!“, ist sich Skipis sicher und fügt hinzu: „Der kleinste Buchladen kann auf seiner Website mehr ausrichten als elektronische Versender.“

Einen steigenden Umsatz von Lesegeräten, besonders Tablets, erwartet Hans Huck für das vierte Quartal 2011. Auch die Auswahl der Geräte wird sich vergrößern, das zieht Änderungen in den Preisen nach sich.

Die bisherige Zurückhaltung in der Nutzung von E-Books spiegelte sich im Übrigen auch bei den anwesenden Journalisten wider: Nur zwei Prozent hatten bereits Erfahrung mit elektronischen Büchern.

Fazit: E-Books und gedruckte Bücher wird es noch lange nebeneinander geben, mindestens bis 2015 wird das physische Buch seinen Löwenanteil am Umsatz behaupten. Aber die Sortimente sollten sich rechtzeitig auf beides vorbereiten.

JF

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