Beckmann kommtiert Die neue KNOe-Statistik zur Buchpreisentwicklung rückt die Preisbindung in ein neues positives Licht

Ein bisschen zu still ist es in den Medien, in der Öffentlichkeit um unsere Preisbindung geworden, in der Branche scheint irgendwie der Eindruck vorzuherrschen, sie sei auf immer und ewig gesichert. Man wird sich aber – hoffentlich – noch an das zähe, erbitterte Ringen erinnern, das im deutschsprachigen Raum länderübergreifend während der 1990er Jahre mit der Wettbewerbskommission der EU geführt werden musste.

Ihre neoliberalen Gegner behaupteten felsenfest, der feste Ladenpreis diene letztlich bloß zur Finanzierung und Konservierung einer anachronistischen, in sich erstarrten Branchenstruktur mit ökonomisch „ineffizient“ arbeitenden Verlagen und Sortimenten, auf Kosten des lesenden Publikums. Denn, so hieß es immer wieder, durch die Preisbindung seien Bücher eben wesentlich teurer.

Ist dem wirklich so? Nicht nur, doch besonders in Großbritannien, wo seit den 1980er Jahren innerhalb der Branche – vor allem zwischen Groß- und Kleinverlagen – eine ähnlich heftige Auseinandersetzung um das dortige „Net Book Agreement“ tobte, behaupteten die Traditionalisten schlicht das Gegenteil, dass nämlich Bücher ohne den festen Ladenpreis teurer würden.

Die Frage nach dem Zusammenhang von Ladenpreisentwicklung und Buchpreisbindung hat ein befreundeter junger Lektor in einem Telefonat wieder angestoßen, als er meinen Leitartikel („Der gefühlte Buchpreis“ ) im BUCHMARKT-Februarheft gelesen hatte. Er hat Recht, ihn auf Grund der jüngsten Statistik des Barsortiments KNOe zu thematisieren.

Denn dass, wie Rudolf Sommer von KNOe bekannt gab und erklärte, der durchschnittliche Ladenpreis in Deutschland nach einem Absinken um 0,75 Prozent im vergangenen Jahre aktuell wieder auf dem Niveau von 1997 steht, bedeutet ja nicht einfach nur, dass er heute im Vergleich mit dem allgemeinen statistischen Warenkorb um den über zwölf Jahre akkumulierten prozentualen Preisanstieg von etwa zwölf Prozent niedriger liegt als das Konsumgütermittel. (Warum breite Schichten der Bevölkerung irrtümlich meinen, Bücher seien zu teuer und würden immer teurer, wird in dem oben erwähnten BUCHMARKT-Leitartikel erläutert.)

Es belegt eben auch, dass die neoliberale These, der feste Ladenpreis verursache eine Verteuerung von Büchern, wie so vieles andere aus dieser Ecke eine bloße ideologische Behauptung war, dass sie schlicht falsch, dass sie unhaltbar ist und längst auf den Schrottplatz neoliberaler Märchen und Mythen gehört.

Ist nun also, wie der junge Lektor in seinem Überschwang meinte, unsere Preisbindung Grund und Ursache dafür, dass Bücher in Deutschland, vom kumulierten generellen mittleren Preisanstieg abgekoppelt und heute nicht teurer sind als vor zwölf Jahren? So weit sollte man wiederum nicht gehen. Doch sie hat diese Entwicklung immerhin ermöglicht und sich damit – was ihre Gegner kategorisch zum Ding der Unmöglichkeit abstempelten – als über die Maßen konsumentenfreundlich erwiesen. Es gibt Anlass, offen und öffentlich positiv über den festen Ladenpreis und die Buchbranche zu sprechen.

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