Rainer Dresen zum Ende des Elfenmond-Strafverfahrens

Gestern berichteten wir vom überraschenden Ende des Strafverfahrens gegen Rainer Dresen (Foto) – heute beantwortet der Random House-Justitiar unsere Fragen zum Prozess.

buchmarkt.de: Nach all dem Hin und Her: Ist das Elfenmond-Verfahren nun wirklich zu Ende oder ist zu befürchten, dass sich die Staatsanwaltschaft wieder etwas einfallen lässt?

Rainer Dresen:
„Mein Vertrauen in
den Rechtsstaat war
vor dem Verfahren
deutlich höher“

Rainer Dresen: Ich kann es selbst kaum glauben, aber nachdem nun die Generalstaatsanwaltschaft als die oberste Bayrische Strafverfolgungsbehörde die Revision zurückgenommen hat, ist dieses Verfahren tatsächlich rechtskräftig beendet.

Darüber freue ich mich, keine Frage, aber kein Licht ohne Schatten: Mein Buchprojekt Beim ersten Umschluss wird alles anders – Yoga hinter Gittern liegt bis auf weiteres auf Eis.

buchmarkt.de: Wie erklären Sie sich im Nachhinein den Eifer der Strafverfolgungsbehörde, den sie in diesem aus Verlagssicht doch eher banalen und alltäglichen Fall einer Titelähnlichkeit an den Tag gelegt hat?

Rainer Dresen: Diese Frage wurde mir ab und zu auch im Verlag von Kollegen und Vorgesetzten gestellt, die meine Art, Juristerei zu betreiben, kennen und schätzen gelernt haben. Eine Antwort darauf habe ich aber trotz intensiven Nachdenkens bis heute nicht.

Da ich verlagsdurchsuchenden Oberstaatsanwältinnen und den sie begleitenden Kriminalhauptkommissaren stets eine Cola-Light ausgebe und ich deshalb in Justizkreisen nach eigener Einschätzung als sehr umgänglich gelten dürfte, muss einfach ein großes Missverständnis in Bezug auf das deutsche Titelschutzrecht vorgelegen haben. Aber das dürfte ja dank der gründlichen Befassung diverser gerichtlicher Instanzen behoben sein.

buchmarkt.de: Was bleibt bei ihnen persönlich zurück? Es kommt ja eher selten vor, dass man als Rechtsanwalt auf der Anklagebank Platz nehmen muss.

Rainer Dresen: Nachdem sich die anfängliche Fassungslosigkeit darüber gelegt hatte, dass eine bis dahin von mir hoch geschätzte, angeblich neutrale deutsche Behörde sich bar jeder Kenntnis der wirtschaftlichen Realitäten, scheinbar blindlings den Weisungen der Behördenleitung folgend, in einen eher nichtigen Titelschutz-Fall verbeißt, ist der Ehrgeiz erwacht, zusammen mit meinem Verteidiger Dr. Wegner und unterstützt von Börsenvereins-Justitiar Dr. Sprang der Staatsanwaltschaft freundlich aber bestimmt zu zeigen, wo die Robe weht.

Dass dies nun nach längeren Anstrengungen gelungen ist, dürfte der gesamten Branche eine gewisse Rechtssicherheit verschaffen. Mein Vertrauen aber in den Rechtstaat, und das meine ich nun wirklich Ernst, war vor dem Verfahren deutlich höher.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert