Heinold fragt: Wer war’s?

Lesen Sie aufmerksam folgenden Text und schicken Sie uns die richtige Lösung: Die Gründerin des Verlags, nach dem wir heute suchen, stammte aus einer bekannten Hamburger Bankiersfamilie. Sie heiratete ihren gleichnamigen Vetter und behielt so ihren Mädchennamen bei. Eingetragen wurde der Verlag 1935 zunächst unter einem Sachnamen.

Die Verlegerin durfte ihn aber nicht benutzen, weil er den neuen Machthabern zu ideologisch klang. So brachte sie ihr Programm unter ihrem eigenen Namen heraus, ersetzte aber ihren ersten Vornamen durch ihren zweiten, weil die Bankiersfamilie an der Verlagstätigkeit einer Baronin aus den eigenen Reihen Anstoß nahm. Kurioserweise benutzten 1946 die neuen Machthaber in der damaligen SBZ den gleichen Sachnamen, den die Baronin 1935 nicht hatte verwenden dürfen. Ein Zusammenhang mit deren Verlag bestand nicht. Sie ersetzten damit den Namen des Inhabers eines 1890 gegründeten Leipziger Verlags, den sie enteigneten. Dieser Verlag wurde für ihr Herrschaftsgebiet zum Marktführer für Bücher und Zeitschriften für den Teil der Bevölkerung, der dem Verlag den Namen gab. Die DDR-Führung verlieh ihm 1971 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber sowie den Orden Banner der Arbeit Stufe 1. In privatem Besitz, unter leicht abgewandeltem Namen und mit verändertem Programm, besteht der Verlag bis heute. Er hat seinen Sitz im „Haus des Buches“.

Wir aber suchen nicht nach diesem Leipziger Verlag, sondern nach dem 1935 gegründeten Unternehmen, das eine wechselvolle Geschichte erlebte, aber mit seinem klangvollen Namen nach wie vor für gute Unterhaltung steht. Die Gründerin verkaufte ihr Unternehmen 1961 an einen großen Konzern, der es sieben Jahre weiterführte. Als der Konzern seine Tochterfirmen auflöste und in einer Verlagsgruppe unter dem Konzernnamen zusammenfasste, behielt er zwar Bestände und Rechte, veräußerte aber den Verlagsnamen an einen bekannten rheinischen Sachbuchverlag, der bis 1988 unter diesem Label jährlich etwa sechs Titel produzierte. „Die Autorenliste dieser Jahre liest sich wie ein Who-is-Who der Unterhaltungsliteratur“, so der Verlag in einem Rückblick auf seine Geschichte.

Im Jahr 1996 schloss sich der rheinische Sachbuchverlag mit einer Münchner Verlagsgruppe zusammen. Bei dieser Gelegenheit wurde der von der Baronin gegründete Verlag unter dem alten Namen wiedereröffnet. Die neue Gruppe ging zwei Jahre später in den Besitz eines großen Zeitungskonzerns über, der sie mit einem in seinem Besitz befindlichen, bekannten Publikumsverlag fusionierte. Diese vereinigte Verlagsgruppe wiederum wurde vier Jahre später an einen großen ausländischen Verlagskonzern veräußert, weil sich der Zeitungskonzern zum Verkauf seiner gesamten Buchaktivitäten entschlossen hatte.

Der neue Inhaberkonzern etablierte die Gruppe unter dem Namen des Publikumsverlages in der Bundeshauptstadt, wo dieser 1877 als Zeitungsverlag gegründet worden war und seit 1903 Bücher verlegt hatte. Eines der Labels der Gruppe trägt den Namen eben jener Baronin, nach der wir heute fragen.

In dieser Verlagsgeschichte spiegelt sich der dynamische Fusions- und Konzentrationsprozess, der das deutsche Verlagswesen in den letzten 50 Jahren prägte. Der Name, den die Gründerin ihrem Verlag verlieh, hat in all den Jahren seine Faszination nicht verloren und strahlt sie noch heute aus.
Heinold fragt: Wie heißt der Verlag?

Senden Sie die Lösung an heinold@buchmarkt.de. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2011. Unter den Einsendern, deren Lösung komplett und richtig ist, verlosen wir ein Exemplar „Bücher und Buchhändler“ (Bramann) von Wolfgang E. Heinold.

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