Melinda Nadj Abonji gewinnt den Deutschen Buchpreis/Bilder von der Veranstaltung

Melinda Nadj Abonji nimmt den Preis
von Gottfried Honnefelder entgegen

Melinda Nadj Abonji (Foto) heißt die diesjährige Gewinnerin des Deutschen Buchpreise. Das ausgezeichnete Werk Tauben fliegen auf erschien bei Jung und Jung.
Melinda Nadj Abonji (geb. 1968 in Becsej/Vojvodina) lebt in Zürich als Schriftstellerin, Musikerin und Performerin. Sie ist Verfasserin literarischer Texte und nahm 2004 am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb teil. Sie tritt auch als Solo-Performerin und Musikerin auf. Ihr Buch steht auch auf der Shortlist des Schweizer Buchpreises.

Die Autorin „erzählt, aus der Perspektive der Tochter Ildiko, die Geschichte einer ungarischen Familie aus der serbischen Vojvodina, die sich eine Existenz in der Schweizer Gastronomie gründet. Sie erzählt es mit einer eigenen und äußerst lebendigen Stimme, zunächst noch mit dem Blick des Kindes auf die Welt, dem alles neu ist und sich doch von selbst versteht, dann der jungen Frau, die allmählich die Brüche in und zwischen diesen sehr verschiedenen Welten wahrnimmt, immer aber mit einer großen Empathie und Humanität. Was als scheinbar unbeschwerte Balkan-Komödie beginnt, wenn die Familie mit einem klapprigen braunen Chevrolet die sommerliche Reise in die alte Heimat antritt – darauf fallen bald die Schatten der Geschichte und der sich anbahnenden jugoslawischen Kriege. So gibt das Buch ‚Tauben fliegen auf‘ das vertiefte Bild eines gegenwärtigen Europa im Aufbruch, das mit seiner Vergangenheit noch lang nicht abgeschlossen hat“, so die Begründung der sieben Jury-Mitglieder.

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2010 gehören an: Jobst-Ulrich Brand (Focus), Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin), Ulrich Greiner (Die ZEIT), Burkhard Müller (Süddeutsche Zeitung), Ulrike Sander (Osiandersche Buchhandlung, Tübingen), Cornelia Zetzsche (Bayerischer Rundfunk) und Jury-Sprecherin Julia Encke (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung).

„Trotz aller Risiken muss es den innovativen, riskanten Preis geben: Ganz gleich, ob am Ende die Entscheidung der Jury auf Zustimmung oder Kritik stößt, der Gewinner ist in jedem Fall die Literatur. Sie gewinnt Aufmerksamkeit und mit der Aufmerksamkeit die nötigen Leser. Und unter den Lesern wächst die Freude und das Gespür für literarische Qualität, Standards vertiefen sich und Innovationen werden entdeckt“, sagte Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins und Vorsitzender der Akademie Deutscher Buchpreis, bei der Begrüßung der rund 400 Gäste im Kaisersaal des Römers.

Melinda Nadj Abonji hat sich durchgesetzt gegen: Jan Faktor (Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag, Kiepenheuer & Witsch), Thomas Lehr (September. Fata Morgana, Carl Hanser Verlag), Doron Rabinovici (Andernorts, Suhrkamp Verlag), Peter Wawerzinek (Rabenliebe, Galiani Berlin), Judith Zander (Dinge, die wir heute sagten, Deutscher Taschenbuch Verlag).

Sie erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisträgerin wurde in mehreren Auswahlstufen ermittelt. Die Jury hat insgesamt 148 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2009 und dem 8. September 2010 erschienen sind. Aus diesen Romanen wurde eine 20 Titel umfassende Longlist zusammengestellt. Daraus haben die Juroren sechs Titel für die Shortlist gewählt.

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