Interview mit Rainer Nitsche zur Vertriebskooperation „Buchkoop Konterbande“

Die Verlage A 1, Edition Nautilus, Edition Fünf und Transit schließen sich ab 1. Januar 2011 unter dem Namen Buchkoop Konterbande zu einer Vertriebskooperation zusammen. BuchMarkt mit Transit-Verleger Rainer Nitsche über die Kooperation gesprochen.

buchmarkt.de: Konterbande? Das klingt nach Schmuggel. Wollen Sie Ihre Bücher auf Schleichwegen in den Buchhandel bringen?

Rainer Nitsche: Wir vier Verlage haben Bücher, mit denen sich jede Buchhandlung schmücken kann, mit denen man Leserinnen und Leser auf Ungewöhnliches stoßen und sich damit von der üblichen Melange absetzen kann. Konterbande ist ein schönes, altmodisches Piratenwort: wir kooperieren, um unsere besondere und wertvolle Ware, sprich unsere Bücher, dem Buchhandel nicht heimlich, sondern ganz offen auf die Tische zu hieven.

Wie profitieren die Buchhandlungen von der Zusammenarbeit der vier Verlage?

Wir haben eine Auslieferung (die SOVA), gleiche Konditionen, bündeln alles auf eine Rechnung; wir haben einen gemeinsamen Vertrieb, mit dem man alles von Lesungen, Büchertischen bis zu Sonderaktionen, Backlistaktionen und Sonderkonditionen etc verabreden kann. Außerdem wollen wir uns z.B. bei den Vertretern konzentrieren: langfristig wird es vielleicht auf einen von uns vier Verlagen gemeinsam finanzierten Exklusiv-Vertreter hinauslaufen, der gleichzeitig zentrale Vertriebsaufgaben übernimmt.

Warum haben Sie sich gerade jetzt für die Kooperative entschieden?

Die Situation für kleinere Verlage auf dem Buchmarkt hat sich verschärft – wenn wir jetzt nichts auf der Vertriebsebene machen, droht die kommunikative und kaufmännische Verbindung zu vielen Buchhandlungen zu schwinden.

Warum arbeiten gerade diese vier Verlage zusammen?

A1, Nautilus und Transit sind Verlage, die seit langer Zeit auf dem Buchmarkt Spezialisten für das Besondere sind, für das Ausgefallene, zu Unrecht Vergessene und für das schön gemachte Buch. Gleichzeitig sind wir aber immer wieder gut für kommerzielle Überraschungen, d.h. für Bücher, die gegen alle Erwartungen die Bestseller-Listen erobern. Und auf dieser gemeinsamen Tradition und nicht zuletzt auch auf Sympathie basierend wollen wir die Beziehungen zum Buchhandel verfeinern und optimieren. Die neugegündete Edition FÜNF passt insofern gut dazu, weil sie wichtige, erfolgreiche Romane der letzten Jahrzehnte wieder ins Bewusstsein rückt.

Dürfen auch noch weitere Verlage dazu kommen?

Ja, aber nicht zu viele – die Koop soll überschaubar bleiben und sich sinnvoll, d. h. vom Programm her ergänzen. Wir würden z.B. gern noch einen guten politischen Verlag dazuholen.

Planen Sie gemeinsame Marketingmaßnahmen?

Das ist ja mit ein Grund für die Kooperation. Wir werden gemeinsam Werbe-Aktionen anbieten, uns an speziellen Werbeaktionen der Buchhandlungen beteiligen und auch gemeinsam Publikumsprospekte produzieren. Und im Übrigen: Wir sind offen für Anregungen der Buchhandlungen, und umgekehrt kann unser gemeinsamer Vertrieb, wenn gewünscht, auch gezielte Angebote machen.

Wie wollen Sie den Vertrieb koordinieren?

Wir werden ein gemeinsames Vertriebsbüro in Leipzig haben, mit dem alle vier Verlage bestens vernetzt sind, und das deswegen auch schnell agieren kann.

Können Sie uns schon Namen nennen?

Personen sind in unserem Gewerbe ja entscheidend. Im Norden wird uns der bewährte Konrad Singer vertreten, in Baden-Württemberg der unschlagbare Tilmann Eberhardt und im übrigen Bundesgebiet der Newcomer Christian Geschke, der gleichzeitig unser Vertriebskoordinator sein wird.

Christian Geschke ist für unsere Branche tatsächlich ein bemerkenswerter Neuzugang: er war vorher von Beruf Schauspieler und dann Banker (zuständig für Firmengründer und mittelständische Betriebe!) – und er hat dort seinen gut dotierten, sicheren Job gekündigt und sich zum riskanten Branchenwechsel entschlossen, weil ihn die Buchbranche und da besonders die kleinen Verlage und die unabhängigen Buchhandlungen seit langem faszinieren. Da kann man nur den Hut ziehen und freundlichst die Türe öffnen…

ML

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