Das Sonntagsgespräch Klaus-Peter Wolf darüber, warum Autoren selbst aktiv werden

Der Autor Klaus-Peter Wolf hat zum zweiten Mal auf weitgehend eigene Kosten eine Werbe-Zeitung für seine Ostfriesenkrimis gemacht. Das war Anlass für ein Gespräch mit dem Autor

Klaus-Peter Wolf www.klauspeterwolf.de, geboren 1951 in Gelsenkirchen, veröffentlichte mit 14 Jahren seine erste Kurzgeschichte in einer Tageszeitung. Er wurde jüngstes Mitglied im Schriftstellerverband und brachte bereits vor dem Abitur sein erstes Buch heraus. Inzwischen wurde sein Werk in 24 Sprachen übersetzt und mehr als 8 Millionen Mal verkauft. Fünf seiner Romane wurden verfilmt und eine Jugendbuchserie ebenfalls. Er erhielt viele internationale Preise, u.a. den Anne-Frank-Preis (Amsterdam), den Erich-Kästner-Preis (Berlin), den Magnolia Award (Shanghai) und den Rocky Award (Banff, Kanada). Derzeit schreibt er am fünften Band seiner Ostfriesen-Reihe. Der soll „Ostfriesenfalle“ heißen.

Herr Wolf, muss man als Autor heute selber die Werbetrommel rühren, wenn man Erfolg haben will?

Ich denke, es schadet zumindest nicht, wenn man die Leser persönlich erreicht. Ich habe mal nachgerechnet: Im letzten Jahr habe ich meine sechstausendste Veranstaltung gemacht. Kein Scherz! Ich liebe das und vermutliche brauche ich diesen Kontakt zum Publikum auch.

Wie kommt solch eine hohe Zahl zusammen?

Morgens bin ich meist in Schulen und abends in Buchhandlungen oder Bibliotheken. Da kommen die richtigen Fans. Die haben oft schon drei, vier zerlesene Bücher unter dem Arm und wollen sie sich signieren lassen. Die Leser kennen sich aus in den Büchern. Viele kennen meine Stimme auch schon von den Hörbüchern. Dann werde ich abends viel gefragt: „Wie geht es weiter mit Ann Kathrin Klaasen?“ „Geht sie zu ihrem Mann zurück?“ „Bekommt sie Ärger mit dem Staatsanwalt?“ Aber auch viele Fragen zu meiner Arbeit als Autor. „Stimmt es, dass Sie Ihre Bücher mit dem Füller schreiben?“ „Kannten Sie Böll und Max von der Grün?“

Bei soviel Terminen kommen Sie dann noch auf die Idee zu einer eigenen Krimizeitung?

Tatsächlich haben genau diese Fragen an so einem Abend dazu geführt.

Aber Sie machen die Zeitung nicht allein?

Nein, ich habe natürlich Bündnispartner – einmal Holger Bloem vom „Ostfrieslandmagazin“, der auch als Figur in meinen Kriminalromanen mitspielt. Ohne seine Hilfe hätte ich das nicht hingekriegt, aber er hatte auch Spaß an dem Experiment, eine Zeitung für die Leser meiner Ostfrieslandkrimis zu machen. Und der Fotograf Martin Stromann, der wunderschöne Bildbände über Ostfriesland gemacht hat und sicherlich zu den besten Fotografen an der Küste zählt, war auch gleich mit im Boot. Wir wollten ja kein billig kopiertes Werbeding für Bücher, sondern einen hochwertigen Farbdruck.

Warum eine zweite Ausgabe?

Ganz einfach, die erste Auflage von 15.000 war schnell weg; viele, viele Buchhändler wollten Nachschub. Deshalb ist die neue Auflage höher. 82.500. Aber ein Teil davon geht als Zeitungsbeilage weg, der Rest über ausgesuchte Buchhändler.

Wie finanzieren Sie das?

Das Ostfrieslandmagazin und die SKN Druckerei waren sehr hilfreiche Partner. Und natürlich sind meine Verlage mit im Boot: „Goyalit“, das Erwachsenenlabel von Jumbo, wo meine Krimihörbücher erscheinen, half und natürlich der Fischer Verlag. Die fanden das Konzept sofort gut und waren dabei. Die neue Krimizeitung wird auch von „Script5“ unterstützt, da erscheint ja mein Thriller „Todesbrut“.

Wenn Sie soviel unterwegs sind – „Sehen“ Sie unterwegs übrigens noch Buchhandlungen?

Nun ich könnte vielleicht ohne Kneipen leben, aber nicht ohne Buchhandlungen. Ich besuche in jeder Stadt auf der Durchreise die Buchhandlungen und stöbere. Oft entdecke ich Bücher und nehme sie gleich mit.

Und finden Sie dort auch Ihre Bücher?

Leider so gut wie nie. Ich tröste mich damit, dass Krimileser spontane Käufer sind, der Kriminalroman ist ein Mitnahmeartikel. Wenn meine Ostfrieslandkrimis irgendwo liegen, dann ist der Stapel wohl immer rasch weg. Aber Spaß beiseite: Ich fühle mich vom Buchhandel gut behandelt – aber wohl auch, weil ich ihm gut verkäufliche Bücher und treue Kunden liefere.

Wie meinen Sie das?

Einmal infizierte Leser bestellen dann auch gezielt den nächsten Band. Für solche Stamm-Leser bin auch ich dankbar, denn der erste Kontakt geschieht meist durch den Buchhandel, der die Titel bereit hält und gut präsentiert. Das ist bei den Hörbüchern nicht anders. Wo sie liegen, da laufen sie auch.

Was halten Sie vom E-Buch?

Da bin ich gespannt auf die Entwicklung, es gibt meine Krimis ja auch als E-Books. Aber ich selbst bin altmodisch, ich muss so ein Buch in der Hand halten. Ich habe ein fast erotisches Verhältnis zum Buch. Ich verleihe sie auch nicht gerne. Ich lade mir auch keine Hörbücher runter, ich brauche das physische Produkt, das Booklet dazu. Ich zünde abends zusammen mit Bettina Kerzen an und dann legen wir ein Hörbuch ein. Man kann im Booklet blättern und es entsteht ein bisschen eine Lagerfeueratmosphäre im Wohnzimmer.

Sie haben um die 150 Bücher geschrieben, so richtig kam der Erfolg aber erst mit den Krimis?

Ich lebe seit 30 Jahren vom Schreiben. Ich hatte natürlich auch einige Tiefs und harte Rückschläge. Zweimal ging ein Verlag pleite und ich brauchte eine Weile, mich davon zu erholen. Der Kontakt zu den Lesern, die ausgedehnten Lesereisen, haben mir oft geholfen. Manchmal hätte ich ohne das als Künstler nicht überlebt. Wenn es in Deutschland mal nicht so gut lief, haben mich auch oft Honorare aus dem Ausland gerettet. Auch meine Literatur- und Filmpreise habe ich meist aus dem Ausland bekommen. Kanada, China, Holland, die Schweiz.

Die großen Feuilletons nahmen meine Arbeit nur selten zur Kenntnis, die Leser aber umso mehr.

Der Erfolg meiner Taschenbücher hat mich selbst total überrascht. Vor allen Dinge, weil meine Ostfrieslandkrimis auch im Süden laufen, selbst in der Schweiz und in Österreich. Es gibt ja in Deutschland ein schreckliches Missverständnis: Wenn ein Krimi aus dem Ausland kommt, ist das ein internationaler Bestseller, spielt er in Deutschland, ein Regionalkrimi. Dies ist Blödsinn. Zum Beispiel Ian Rankin gilt als internationaler Bestsellerautor, aber alle seine Krimis spielen in Edinburgh.

Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

Ich komme ja vom „Tatort“ und vom „Polizeiruf 110″, habe das Krimischreiben beim Fernsehen gelernt. Immer waren unsere Filme klar in Zeit und Ort verankert. Dies muss auch so sein, schließlich ist ein Kriminalroman keine Fantasyliteratur.

Was ist jetzt geplant?

Ich schreibe am fünften Band der Serie und bin gerade auf Lesereise: Geplant sind noch

Wolf mit Lebensgefährtin Bettina:
„Zünde abends Kerzen an
und dann legen wir ein Hörbuch ein“

Zürich, Luzern, Sankt Gallen, Bozen, Meran.

Alles nicht gerade Küstenstädte

Aber meine Krimizeitung liegt auch dort aus. Mein Freund Holger Bloem lacht darüber, er sagt, das ist gut für Ostfriesland.

Sie sollten sich auch vom ostfriesischen Tourismus-Büro sponsern lassen…

Ich glaube, die wissen, dass sie dafür kein Geld mehr ausgeben müssen – ich bin sicher, meine Krimis locken sowieso schon viele Touristen an. Viele meiner Leser wollen nämlich wissen, ob es hier wirklich so aussieht. Aber ich schreibe ja aus eigener Anschauung. Ich selbst wohne in der ältesten ostfriesischen Stadt, in Norden, genau wie meine Kommissarin. Im gleichen Viertel wie sie. Ja sogar in der gleichen Straße, im Distelkamp. Manchmal sehe ich Touristen auf Fahrrädern durch die Siedlung fahren. Sie suchen das Haus der Kommissarin.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz.

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