Das Sonntagsgespräch Ralf Müller über den Trend zu Bücher- Apps für iPhone & Smartphones

Für den neuen Fitzek Thriller hat der Verlag in Zusammenarbeit mit id.on design gmbh, hannover (www.id-on.de) eine App für das iPhone entwickelt, die im Preis an den HC Buchpreis von €16,99 gekoppelt ist. Das aber nicht nur als Promotionidee für einen bekanntermaßen webaffinisten deutschen Autoren, wie Ralf Müller, kauf. Geschäftsführer von Droemer und dort für das digitale Geschäft verantwortlich sagt, sondern auch, weil wir als „early tech mover“ immer wieder gerne neue Publikationsformen austesten und weil wir uns „ständig Gedanken darüber machen, wie wir digitale Inhalte für die bestehenden und neuen Zielgruppen attraktiv(er?) machen können. Das war Anlass ihn zu fragen:

BuchMarkt: Sollten andere Verlage auch über die Entwicklung von Apps nachdenken?

Ralf Müller: Natürlich. Apple ist ein starker Player im Online Business. Und neue Plattformen generieren neue Vertriebswege für unseren Content. Dazu kommt: Durch das

Ralf Müller:
„Content is king“

Austesten neuer Leseformen machen wir den Verlag zukunftssicher, das gilt natürlich dann für andere Verlage auch.

Was ist der Unterschied von Apps im Vergleich zum eBook?

Einen ganz wesentlichen Unterschied: Es sind die derzeit einzigen wirklichen „enhanced“ eBooks. Die derzeit erhältlichen E-Reader bieten keine Multimedialität.

Und was reizt Sie an der Entwicklung solcher neuen Formen?

Buchcontent war noch nie „free-content“, hier kann das Geschäftsmodell „paid content“ sofort digital adaptiert werden, ohne den „Gratis-Umweg“, den die Zeitungen eingeschlagen haben.

Welche Infrastruktur benötigt man bei der App-Entwicklung ?

Kurzfristig brauchen Sie nur einen guten, schnellen Dienstleister. Bei entsprechender Marktentwicklung würde ich aber mittelsfristig prüfen, die Entwicklung ins Haus zu holen.

Warum?

Sie sind dann einfach schneller beim Testen, aber, das finde ich viel wichtiger, wenn Sie wirklich auf Kundenwünsche, Kundenfeedback, Aktualisierungen, Bugs reagieren wollen.

Was muss eine App „können“?

Die App muss sich auch außerhalb des Apple-Kosmos vernetzen können. Ich denke da an Twitter, Facebook, meinVZ, damit weitere Aufmerksamkeit generiert werden kann.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Content is King

Wenn das so einfach wäre. Da gibt es doch Hürden…

Klar, „early mover“ haben einiges zu Bedenken. Die beauftragten Konzeptioner müssen sehr firm im Umgang mit den Geräten sein, für die sie entwickeln. Besser ist, wenn die Ideen und Konzepte direkt aus dem Verlag kommen. Ansonsten: Schnelligkeit ist Trumpf.

Wir Ihnen nicht angesichts der Möglichkeiten unheimlich?

Ja, aber man kann auch unheimlich viel machen, da die Endgeräte immer mehr können. Aber nicht alles, was machbar ist, muss man auch machen. Der Verlag sollte das „Leseerlebnis“ nicht aus den Augen verlieren und sich darin verzetteln, vollwertige (ich meine damit: teure) Applikationen, Spiele, etc. zu bauen, w enn man keine ausreichende Kompetenz dafür hat; von der dafür nötigen Marketingpower- und Finanzkraft will ich erst gar nicht reden.

Wie sehen Sie in diesem Szenarion das iPad?

iPad-Apps werden für andere Zwecke entwickelt werden, etwa für längere Texte und längeres Lesen und Schreiben. Das iPhone ist gedacht für mobile Dienstleistungen wie Navigation, Kneipen-Spaß, kleine Spiele. Langfristig wird sich der Markt bestimmt teilen, und nicht jede App für iPhone auch auf dem iPad angeboten werden – und umgekehrt.

Wie wird in Ihren Augen der App-Markt in fünf Jahren aussehen – falls es ihn dann noch gibt?

Ich glaube nicht, dass die Appschwemme so weiter geht. Die meisten Entwicklungen dürften kaum kostendeckend sein. Der Gratis-App-Markt wird meiner Ansicht nach schrumpfen und die kostenpflichtigen Apps werden teurer werden.

Ihre Prognose?

Smartphones und Netbooks werden das Handy ablösen, aber noch nicht das Ende der Entwicklung im Gerätebereich sein.

Was kommt dann?

Bieg/Rollbare Displays stehen in den Startlöchern. Ich glaube der Trend wird in Richtung von hochmobilen oder transportablen Geräten gehen, die noch leistungsfähiger sind, gepaart mit langen Batterielaufzeiten. Die Mobilfunkgebühren für Internetzugang werden immer billiger. Betriebssysteme tendieren dazu, immer Netzbasierter zu werden (z.B. Chrome OS). Damit spielen evtl. Browserplugins, aber auf jedenfall vernetzte Webapps (Facebook & Co.) gewichtigere Rollen. Der App markt wird sich in solche Netzwerke verschieben. Evtl. migriert/verschiebt Google Android in diese Richtung – man weiss ja nie…

siehe auch das Interview in der letzten Woche mit Rolf Müller über neue Märkte auf mobilen Endgeräten [mehr…]

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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