Offener Brief: Sorge um die Qualität der Buchhändlerschule

Dieser offene Brief wurde gestern beim Abschlussfest des 162. Blockes in der Buchhändlerschule Frankfurt-Seckbach am 7. Mai 2010 verlesen. Er wurde vorab von 91 Schülern unterschrieben, das entspricht über 90%.

(Gleichzeitig findet heute das erste BuchCamp auf dem Campus um die Zukunfftsthemen der Branche – und vor allem um die Digitalisierung und ihre Folgen:)

Offener Brief an die Geschäftsleitung des mediacampus Frankfurt
Sehr geehrte Frau Kolb-Klausch,

neun schöne, arbeitsame aber auch ereignisreiche Wochen liegen hinter uns. Wir haben die besondere Atmosphäre und die ersten Frühlingstage auf dem Campus genießen dürfen.
Die Schule hat unbestritten und zu Recht den Ruf die beste und wichtigste Ausbildungsstätte der Branche zu sein. Der kollegiale Umgang zwischen Lehrern und Schülern verbindet sich hier mit der Kompetenz und dem Engagement der Dozentinnen und Dozenten. Diese meistern den schwierigen und spannenden Spagat zwischen der Vermittlung wirtschaftlichen Denkens und der uns alle einenden Begeisterung für das Buch.
Wir sehen in der Buchhändlerschule nicht nur einen Dienstleister. Sie bringt die Zukunft der Branche hervor. Wir fühlen uns mit der Schule verbunden – und wir machen uns Sorgen.

Neun ereignisreiche Wochen – diese waren für uns nicht nur von Lernen und Feiern geprägt, sondern auch von Ereignissen, die uns verunsichert und ratlos zurück ließen. Viele Dozenten, die das Gesicht dieser Schule über Jahrzehnte geprägt haben, sind nicht mehr da oder werden sie in Kürze verlassen – ein großer Verlust für uns alle. Unter denen, die hier nach wie vor einen tollen Job machen, ist eine große Anspannung zu spüren. Wir kennen die Gründe dafür nicht im Einzelnen, sondern geben hier lediglich unseren subjektiven Eindruck wieder.

Wir hätten uns eine offenere Kommunikation gewünscht, die viele Gerüchte erst gar nicht hätte aufkommen lassen.
Wir fordern deshalb mehr Offenheit für die Zukunft – auch in Hinblick darauf, wohin sich die Schule bewegt.

Denn die eingeschlagene Richtung scheint sich vom Buch zu entfernen.
Teilnehmer von Wochenendseminaren berichten, dass sie bei der Erwähnung der Buchpreisbindung auf Unkenntnis bei externen Dozenten gestoßen sind.
Im Zusammenhang mit dem neuen Bachelor-Studiengang möchten wir anbringen:
Für uns ist Wirtschaft ein Mittel für den Zweck Buch, und nicht das Buch der zufällige Gegenstand des Wirtschaftens.
Wir hoffen, dass das Medium Buch seine zentrale Stellung auf dem mediacampus behält.
Wir sehen die Gefahr, dass der Schwerpunkt zu einseitig auf die Neuen Medien gesetzt wird – es wäre nicht die erste Blase, die platzt.
Wir wünschen uns deshalb, dass Sie als Geschäftsführerin auf die Zukunft des Buches setzen.

Unsere weltweit einzigartige Buchhandelslandschaft steht und fällt mit der Preisbindung, mit der Wertschätzung des Kulturgutes Buch, die von gut ausgebildeten Buchhändlern und Buchhändlerinnen vermittelt wird. Die Branche lebt deshalb zu einem guten Teil von dieser Schule.
Und die Schule lebt von ihrem guten Ruf in der Branche, den die Schüler verbreiten, die von kompetenten, engagierten Lehrern unterrichtet wurden – Lehrern, die mit Liebe zum Buch unterrichten. Denn ohne sie geht es nicht!

Mit freundlichen Grüßen

Die unterzeichnenden Schüler des 162. Kurses

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