Top-Personalie Tessloff: Dr. Thomas Seng überraschend ausgeschieden

Dr. Thomas Seng

Es stimmt also doch – und es sind nicht gesundheitliche Gründe, wie wir alle befürchtet hatten, warum man in Nürnberg mauert: Tessloff-Geschäftsführer Dr. Thomas Seng (Foto) ist bereits Anfang März überraschend und offensichtlich nicht freiwillig aus dem Unternehmen ausgeschieden.

Das Gerücht machte schon vor Leipzig die Runde und bekam zusätzliche Nahrung, weil Seng dort verabredete Termine nicht wahrnahm. Seither gibt es auch weiterhin keine Infos, die das bestätigen oder erklären. Im Hause gibt es wohl einen Maulkorberlass, auch bei der Tessloff-Auslieferung Sigloch gibt es keine Auskünfte.

Jetzt kann man nur spekulieren, was die Tessloff-Mutter, der Telefonbuch Verlag Müller, veranlasst hat, sich von ihrem langjährigen Geschäftsführer zu trennen, der schon ganz jung aus der Müller-Geschäftsleitung in die Verlagsleitung bei Tessloff gekommen war.

Er hat zu Recht schon ganz früh Karriere gemacht: Studiert hat er zwar Philosophie und Rhetorik, aber schon seine 1994 veröffentlichte und außerordentlich lesenswerte Doktorarbeit über die Verlagsgeschichte des ersten deutschen Philosophie-Verlags Otto Reichel (Weltanschauung als verlegerische Aufgabe — Der Otto Reichl Verlag 1909-1954) hat seinen Blick auf die wirtschaftliche Seite des Verlagswesens gelenkt. Das mag ihn jetzt aber den Job gekostet haben: Seng hat auf Internationalisierung der Marke Tessloff – auch im Osten – gesetzt. Und dort sind derzeit die Zeiten nicht rosig, das scheint die Rendite verhagelt zu haben.

Danach lag sein Schwerpunkt eher in der Konzeption und beim Marketing – die Konsequenz einer gründlichen Berufsvorbereitung: Nach Volontariaten bei Droemer und im kleinen Neske-Verlag hat er den Klett-WBS-Kurs Verlagsmarketing absolviert („Das war eine tolle Erfahrung, da habe ich viel gelernt“) und hat das danach als Trainee bei der Tessloff-Mutterfirma Müller in die Praxis umgesetzt.

Der heute 45-jährige Pfälzer mochte es noch nie, von Medien wie uns an die Front geschoben zu werden („Ich spiele in einem Team, das gern im Hintergrund bleibt“).

Jetzt, nach seinem Ausscheiden bei Tessloff, wird ihm das leider nicht erspart bleiben.

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