Der Briefwechsel zum Thema Jugendliteraturpreis geht weiter: bohem press-Verleger hofft auf offene Diskussion

Der Biefwechsel zum Thema Jugendliteraturpreis geht weiter: bohem press-Verleger Otakar Bozejovsky antwortet auf den Brief (s. Meldung vom 15.5.) von Carlsen-Verleger Klaus Human:

„Sehr geehrter Herr Human,

ich freue mich über Ihre Antwort auf mein Schreiben vom 10.5. und hoffe, dass das der Beginn einer offenen Diskussion über den Deutschen Jugendliteraturpreis ist.

Ich möchte etwas feststellen: Ich bin und war mit den Mitglieder der Jury nie per Du, und habe erst nach meinem Brief geschaut, wer überhaupt in der Jury sitzt, und festgestellt, dass ich dort tatsächlich eine Dame persönlich kenne. Auch die früheren Mitglieder der Jury habe ich nicht gekannt, und, wie Sie vermuten, keinen Preis von diesem Gremium erhalten.

Ich bin nicht sauer oder gekränkt, dass kein bohem press-Buch bei dieser Auswahl dabei ist. Sonst müsste ich seit 28 Jahren fast durchgängig in der Schmollecke sitzen. Wir erhalten genug Bestätigung unserer Arbeit. So habe ich gerade gestern erfahren, dass eines unserer Bücher mit dem „Premio Andersen 2002“ in Italien ausgezeichnet wurde – einem Preis der dem Deutschen Jugendbuchpreis entspricht. Neid ist sicher nicht der Grund für meinen Brief.

Ich möchte auch nicht eigene Illustratoren in den Vordergrund stellen. Die allermeisten von mir als wirklich preiswürdig bezeichneten Illustratoren veröffentlichen in den Verlagen, die ich als unsere direkte Konkurrenz betrachte – wie Neugebauer, Hanser, Nord- Süd, Peter Hammer, Gerstenberg und andere.

Sicher bin ich nicht gegen junge Illustratoren, halte deren kontinuierlichen Aufbau und Pflege für ein wichtiges Prinzip jeglicher Verlagstätigkeit. Mindestens 80% unserer Illustratoren (viele im Alter zwischen 20 und 35 Jahren) haben ihr erstes Buch bei uns veröffentlicht. Darauf bin ich stolz.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Ich bin aber der Überzeugung, dass gerade Bilderbücher auch eine kunsterzieherische Funktion haben sollten. Genau diese wird aber von der Jury (und nicht erst in diesem Jahr) m.E. ignoriert. Da der deutsche Jugendliteraturpreis eine höchst offizielle Angelegenheit ist, halte ich dies für keine Lappalie, sondern für äußerst diskussionswürdig.

Wir können nicht auf der einen Seite betroffen auf die Ergebnisse einer PISA-Studie reagieren, ohne auf der anderen Seite die Rolle unserer eigenen Arbeit in diesem Zusammenhang zu hinterfragen und wenn nötig auch zu streiten.

Mit den besten Grüssen aus dem sonnigen Zürich

Otakar Bozejovsky v. Rawenoff, bohem press“

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