Erste Reaktion auf den offenen Brief des bohem press-Verlegers

Der offene Brief des bohem press-Verlegers O. Bozejovski, in dem er sich äußerst kritisch zur Vergabe des Jugendliteraturpreises äußerte (s. Meldung: JUNGE ZIELGRUPPE, Kritik am Jugendliteraturpreis), blieb nicht ohne Reaktion. Hier meldet sich Carlsen-Verleger Klaus Human zu Wort:

„Sehr geehrter Herr Bozejovski,

ich beziehe mich auf Ihren offenen Brief vom 10. Mai, in dem Sie massive Kritik an den auf der Nominierungsliste zum Jugendliteraturpreis stehenden Bilderbüchern übten. Das waren eben andere Zeiten, als man mit den Mitgliedern der Jury zum Jugendliteraturpreis noch per Du war und hoffen konnte, die eigenen Illustratoren auf die Liste zu bekommen. Die Zeiten haben sich geändert und die Arbeit der Jury mit ihnen.
Es steht Ihnen zu, enttäuscht zu sein, dass dieses Mal keiner Ihrer Illustratoren nominiert wurde. Daraus aber gleich eine Jury-Schelte zu machen und die für preiswürdig befundenen Illustratorinnen und Illustratoren zu beleidigen, fällt auf Sie zurück. Die Liste der von Ihnen favoritisierten Zeichner, besonders der, wie Sie sie nennen, ‚‚jüngeren Generation‘, sämtlichst über 50, ist bezeichnend – fehlen doch all die jüngeren Zeichner, die zu Recht in den letzten Jahren in Deutschland aufgefallen sind und auch international wahrgenommen werden. Dazu gehören auch vier auf der von Ihnen kritisierten Liste: Jutta Bauer, Susanne Janssen, Karoline Kehr, Jackie Gleich. Alle vier Frauen haben schon für Carlsen gearbeitet und wir sind stolz darauf. Und dazu gehört ein bestechendes Bildererlebnis, was jedes Verlagsprogramm, auch das unsere, geschmückt hätte: „Die ganze Welt“ von Katy Couprie und Antonin Louchard.
Die meisten von uns sind mit der einen oder anderen Preisentscheidung nicht einverstanden gewesen. Oft leider auch zu Recht. Aber die Nominierungsliste ist fast immer dadurch aufgefallen, das Gängige mit dem Gewagten, das Schrille mit den Betulichen zu verbinden. Und das ist gut so und soll so bleiben. Diesen Wagemut wünschte man der Jury aber auch bei ihrer endgültigen Preisentscheidung.
Mit Ihrer pauschalen wie ungerechten Kritik haben Sie weder sich noch der Sache des Bilder- und Kinderbuchs einen guten Dienst erwiesen.“

Klaus Humann, Verleger des Carlsen Verlags, Hamburg

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