Kritik am Jugendliteraturpreis: Offener Brief von bohem press-Verleger

Offener Brief des „erbosten“ Züricher bohem press-Verlegers O. Bozejovski unter dem Titel „Klub der Blinden. Oder: Oder: Quo vadis, Deutscher Jugendliteraturpreis?“:

„Als mir gestern als Beilage des ‚Börsenblattes‘ ein Plakat für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2002 auf den Tisch flatterte, konnte ich meinen Augen tatsächlich nicht trauen. So etwas wirbt für den Deutschen Jugendliteraturpreis???

Eine mühsame Collage, die nur ein Ziel zu haben scheint: das Kaschieren der eigenen Unbeholfenheit malen oder zeichnen zu können, mit dem stolzen Hinweis in billiger Computerschrift (immer noch ‚Typografie‘ genannt) ‚Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend‘ – sprich: auch aus meinem Geld, da auch Schweizer Verlage in Deutschland Steuern zahlen.
Und die so genannte Auswahl auf der anderen Seite dieses Elaborates hat mir bestätigt, wovon die meisten Verleger unter vier Augen schon längst sprechen: Der Deutsche Jugendliteraturpreis, vor allem in der Sparte Bilderbuch, ist keine Auszeichnung mehr.

Wie ist das möglich in einem Land, in dem Illustratoren verlegt werden wie zum Beispiel Klaus Ensikat, Binette Schröder, Jozef Wilkon, Ralph Steadman, Wolf Erlbruch, Tomi Ungerer von der älteren Garde, und von der jüngeren Generation Quint Buchholz, Jindra Capek, Dusan Kallay, Lisbeth Zwerger, Eric Battut – alles Weltklasse-Künstler! Sind die Leute in diesen Gremien blind oder ungebildet, inkompetent oder einfach alles zusammen?
Das Schlimmste aber kommt noch: Diese Leute beeinflussen die Auswahl der Buchhändler, die der Kunden und der Kunde meint: Dies ist der gute Geschmack!

Und gute Bücher bleiben auf der Strecke…

Das ist gerade das, was gute Buchhändler und Verleger in der heutigen Marktsituation brauchen können. Vielen Dank für solche ‚Förderungen‘!“

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