Stefan Könemann über seinen Vorstoß, den Landesverband NRW langfristig mit dem Bundesverband zu verschmelzen

Stefan Könemann

Der Landesverband NRW wird seinen Mitgliedern eine „behutsame Verschmelzung“ mit dem Bundesverband vorschlagen [mehr…] Faktisch bedeutet das langfristig die Aufgabe der rechtlichen Selbständigkeit des Verbands. Im Zuge dessen droht die gesamte Struktur des Börsenvereins mit den Landesverbänden ins Wanken zu geraten.

buchmarkt.de sprach mit Stefan Könemann, Geschäftsführer des gleichnamigen Barsortiments und Vorsitzender des Landesverbands.

buchmarkt.de: Herr Könemann, Ihr Vorstoß könnte die gesamte Struktur des Börsenvereins ins Wanken bringen.

Könemann: Mein Vorstoß kommt für den Bundesverband nicht aus heiterem Himmel. Wir haben uns mit dem Bundesvorstand besprochen.

buchmarkt.de: Sie haben dem Bundesvorstand gewisse Bedingungen gestellt.

Könemann: Das ist richtig. Wir haben drei Grundbedingungen gestellt. Erstens: Der Börsenverein bleibt weiterhin vor Ort vertreten. Zweitens: Das Regionalbüro erhält ein eigenes Budget. Drittens: Drastische – ich betone: drastische – Beitragssenkung für die Mitglieder in NRW. Ohne das führen wir das Projekt nicht weiter. Das weiß der Bundesvorstand. Und ich fordere einen vorsichtigen Verschmelzungsprozess, an dessen Ende erst die Auflösung des Landesverbands steht. Sollten wir im Verlauf sehen, dass die Interessen unserer Mitglieder auf Bundesebene nicht ausreichend gewahrt werden, wird der Prozess nicht fortgeführt.

buchmarkt.de: Es ist abzusehen, dass die Mitglieder anderer Landesverbände nachziehen werden. Gerade die doppelten Beitragssätze zu Bundes- und Landesverband sind vielen ja schon lang ein Dorn im Auge.

Könemann: Nach der BAG-Pleite habe ich ein Organigramm des Börsenvereins auf einer Mitgliederversammlung gezeigt. Das ist ein einziger gordischer Knoten. Sie brauchen Stunden, um die Zusammenhänge zu verstehen. Es kommen aber schwierigere Zeiten auf uns zu. Es geht darum, für die Zukunft schlagkräftig zu sein.

buchmarkt.de: Und Sie glauben, die Auflösung der Landesverbände und Umwandlung in Regionalbüros könnte die Schlagkraft für die Zukunft sichern?

Könemann: Unser Verband vereint die produzierende Seite, die Verlage, und die verbreitende Seite, den Sortimentsbuchhandel. Das ist etwas Besonderes. Aber diese Balance muss auch innerhalb des Verbands gewahrt werden. Es ist ein offenes Geheimnis: Der Bundesverband ist eher verlagslastig, die Landesverbände eher sortimentsgetrieben. Eine engere Verzahnung kann nur im Sinne des Verbands sein, der beide Seiten repräsentiert. Und es kann rationalisiert werden.

buchmarkt.de: Ähnliche Vorschläge gab es in der Vergangenheit bereits, allerdings eher von Seiten des Bundesverbands.

Könemann: Ich lege Wert darauf, dass die Initiative von unserer Seite ausgeht. Und wir haben das Glück, dass unsere Hauptamtlichen voll dahinter stehen. Aber auch ich plädiere schon länger für ein solches oder ähnliche Modelle. Wieder und wieder habe ich in den vergangenen Jahren versucht, andere Landesvorstände zu überzeugen: „Lasst uns weniger Verband wagen!“

buchmarkt.de: Jetzt wagen Sie es im Alleingang. Welche Verbandsaufgaben wollen Sie an den Bund abgeben?

Könemann: Buchhaltung, Controlling, die Pflege der Internetseiten oder auch Leistungen wie Rechtsberatung müssen nicht von den Landesstellen abgedeckt werden.

Alles, was Mitgliedernähe erfordert, dagegen, soll bei den Regionalstellen verbleiben, Kampagnen wie unsere „echt & gut“-Kampagne beispielsweise oder Regionaltreffen.

Das alles würde kleinere Geschäftsstellen vor Ort bedeuten, die sich dafür aber intensiver auf die inhaltliche Arbeit mit den angeschlossenen Unternehmen konzentrieren können.

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