Deutscher Hörbuchpreis 2010: And the winner is… (Teil 1)

Welches Hörbuch, welcher Sprecher und welcher Verlag darf sich über den Deutschen Hörbuchpreis freuen? Das Geheimnis können wir immerhin schon teilweise lüften, denn die ersten drei Preisträger aus sieben Kategorien stehen fest.

Der Verein Deutscher Hörbuchpreis e.V. – bestehend aus WDR, Börsenverein, FOCUS, litCOLONY und Hessischer Rundfunk – macht es wieder spannend und veröffentlicht auch in diesem Jahr die Preisträger in zwei Teilen.

Wie man unsterblich wird

1. „Bestes Kinderhörbuch“ ist in diesem Jahr die Produktion „Wie man unsterblich wird“ nach dem Roman von Sally Nichols. Das WDR-Hörspiel, das bereits den Kinderhörbuchpreis „Auditorix“ einheimsen konnte, ist bei Igel-Records erschienen.

Die Jury begründete ihre Entscheidung unter anderem damit, dass das Hörspiel „grandios die Themen Sterben und Tod aus der Sicht eines Kindes“ schildere und „ungeschönt und ungeschminkt“ die Realität darstelle. „Es ist humorvoll, ohne die Tragik zu verharmlosen, anrührend, ohne rührselig zu sein, furchtbar und großartig zugleich.“

Zum Inhalt: Der 11-jährige Leukämie-kranke Sam erzählt von seiner Freundschaft mit dem 13-jährigen Felix. Sam sammelt Geschichten und interessante Tatsachen – und hat noch jede Menge Wünsche. Gemeinsam mit dem ebenfalls todkranken Felix macht er sich daran, sie zu verwirklichen: einen Weltrekord aufstellen, ein Mädchen küssen und ein berühmter Forscher werden.

„Das Buch war für mich eines der ganz besonderen Bücher in der letzten Zeit, das hab ich gleich nach wenigen Seiten lesen so empfunden“, so Mira Brinkschulte, Geschäftsführerin von Igel-Records. „Deshalb war ich wirklich gespannt, als die Hörspielumsetzung des WDR bei uns eintrudelte. Meine hohen Erwartungen sind dann aber mehr als erfüllt worden, und deshalb denke ich: Ja, diese Produktion hat den Preis wirklich verdient.“

Monika Frederking, Redakteurin beim WDR-Kinderradio-Programm, war bei „Wie man unsterblich wird“ für die Dramaturgie und Redaktion verantwortlich. Auch sie freut sich sehr über den Gewinn des Deutschen
Hörbuchpreises: „Das ist eine ganz besondere Anerkennung für die gemeinsame Arbeit an einem außergewöhnlichen Stoff. Bei aller Professionalität hat die Arbeit an dem Hörspiel das ganze Team sehr berührt und beeindruckt.“

Außerdem waren in dieser Kategorie nominiert: „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ (Hannes Hüttner / Argon) und „Charlie zieht aus“ (Hilary McKay / Patmos).

Der Himmel auf Erden

2. In der Kategorie „Das besondere Hörbuch“ wechselt jährlich der Themenschwerpunkt, diesmal ging es um den „Besten Krimi“. Gewonnen hat die Lesung „Der Himmel auf Erden“ aus der BRIGITTE-Edition „Starke Stimmen“ (Ake Edwardson / Random House Audio).

Die Jury lobt hier besonders die Interpretation von Matthias Brandt, die den Krimi zum „akustischen Erlebnis“ mache. Ihr Fazit: „Ein starker Interpret mit Übersicht, Ruhe und Klarheit trifft auf einen kalten, harten, nordischen Krimitext.“

Zum Inhalt: Kommissar Erik Winter steht vor einem Rätsel: Vier Studenten werden nacheinander überfallen, schwer am Kopf verletzt, aber nicht getötet. Fast zeitgleich behauptet ein Kind, von einem „Onkel“ aus seinem Kindergarten entführt worden zu sein. Angst macht sich breit im pittoresken Göteborg, Eltern und Studenten leben in permanenter Unruhe. Bis Winter erkennt, dass zwischen beiden Taten ein seltsamer Zusammenhang besteht.

Zum Gewinn des Deutschen Hörbuchpreises sagt Sabine Buss (Random House Audio): „Wir freuen uns riesig und verneigen uns vor dem tollen Sprecher. Für die tolle Inszenierung zeichnet mein Kollege Wolf Dietrich Fruck mit seiner Regie verantwortlich.“

Nominiert waren außerdem: „Irmis Ehre“ („Radio-Tatort“ von Robert Hültner / Der Hörverlag) sowie „Das Buschgespenst“ (Karl May / Karl-May-Verlag).

Geschichte einer Ehe

3. Ausgezeichnet als „Beste Interpretin“ wird Maria Schrader für das Hörbuch „Geschichte einer Ehe“ von Andrew Sean Greer, erschienen bei Random House Audio.

Die Sprecherin schafft es nach Meinung der Jury, „sich den Text subtil strukturiert und sprachlich ausgewogen zu eigen zu machen“ und ihm „figürliche Kontur“ zu geben. Das Jury-Fazit macht auch die Eigenständigkeit des Mediums deutlich: „Was nicht geschrieben werden kann, wird hörbar, die unter der Oberfläche brodelnden Emotionen werden erlebbar.“

Zum Inhalt: „Wir glauben, die zu kennen, die wir lieben.“ So beginnt Andrew Sean Greers „Geschichte einer Ehe“. Pearlie Cook erzählt rückblickend als alte Frau ihre Geschichte. Sie lebt mit ihrem Mann Holland und ihrem Sohn in einem kleinen Strandhaus. Alles ist wie immer, bis die Vergangenheit an die Tür klopft und alles verändert.

„Maria Schrader vermag es in ihren Rollen in Theater und Film, aus Figuren Menschen werden zu lassen. Dies auch auf Hörbüchern mit der Vielstimmigkeit von Romanen zu meistern, ist eine große Kunst“, erklärt Ines Wallraff, RHA. „Fantastisch, dass diese nun mit dem Deutschen Hörbuchpreis honoriert wird.“

Fast genauso gute Sprechleistungen bescheinigte die Jury den Interpretinnen Nicolette Krebitz für „Northline“ (Willy Vlautin / Patmos) und Suzanne von Borsody für „Bei Einbruch der Nacht“ (Fred Vargas / Der Audio Verlag).

Die restlichen Hörbuchpreis-Gewinner werden am 8. Februar bekanntgegeben – in den Kategorien „Beste Fiktion“, „Beste Information“, „Bester Interpret“ und „Beste verlegerische Leistung“.

Am 10. März folgt die neu konzipierte Gala zum Deutschen Hörbuchpreis, die im Radio live auf WDR 5 und hr2-kultur übertragen wird. Vier Tage später gibt es – erstmals – die Highlights der Gala als 90-minütige TV-Sendung auf 3sat (14.3., 11.30 Uhr).

rw

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