Rahmenprogramm: Sit in China

Stuhl „Fake“ von Danful Yang

Im Museum für Angewandte Kunst Frankfurt fand heute ein Pressekonferenz zur Ausstellung Sit in China statt, die ab 8. Oktober besucht werden kann.

Die Schau zeigt etwa 100 Exponate zur Kultur des Sitzens von der Ming-Zeit (1368 – 1644) bis zur Gegenwart.

Prof. Dr. Ulrich Schneider, Direktor des Museums, erinnerte sich an seinen Besuch im Reich der Mitte Anfang der 90er Jahre. Der Strom der Fahrräder wurde wie von einer magischen Kraft gelenkt, dazwischen, am Rand der Straßen, immer wieder Sitzende, Ruhende, Schlafende – enorm entspannungsfähig und ungewöhnlich für Europäer.

Der Kurator Dr. Stephan Graf von der Schulenburg ging auf die Entwicklung des Sitzens in China ein. Nach asiatischer Tradition saß man am Boden, erst vor 2000 Jahren sind erste Sitzmöbel in China nachweisbar, allerdings nur für besondere Würdenträger.

Die hier zusammengetragenen Stücke reichen von „high“ bis „low“; so sind kostbare Armstühle der Ming-Dynastie genauso wie „Bastard Chairs“, aus allem Möglichen gebastelte Sitzgelegenheiten, zu sehen. Außerdem werden Stühle moderner chinesischer Designer gezeigt.

Prof. Dr. Volker Fischer, der die Ausstellung ebenfalls kuratiert, weist auf den Untertitel Ein Streifzug durch 500 Jahre Kultur des Sitzens hin und ergänzt, dass diese Exposition nur Einblicke gewähren kann, nicht aber Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Ein spezieller Bereich mit vielen Bildern wurde dem Thema „Sitzen im öffentlichen Raum“ gewidmet. In China geschieht sehr viel in der Öffentlichkeit, hier werden Haare auf der Straße geschnitten, man kommt an großen Schaufenstern vorüber und kann einem Zahnarzt bei der Behandlung seines Patienten zusehen. „In China hat alles eine andere Dimension, Möbelhäuser sind so groß wie Stadtteile“, erläutert Volker Fischer.

Auch das Phänomen „Shanzhai“ wird beleuchtet. Mit diesem Wort sind Plagiate gemeint, Nachahmungen, die europäischen Herstellern oft enormen Schaden zufügen. In China werden Fakes nicht geahndet, es ist eher eine Frage der Mentalität, die in Nachahmungen nichts Verbotenes sieht. Ob Le Corbusier, Mies van der Rohe, Philippe Starck – alles ist kopierbar. Doch ist perfekte Nachahmung nicht auch eine Kunst, so sie denn wirklich nicht vom Original zu unterscheiden ist?

Im Begleitprogramm gibt es am 10. und 11. Oktober eine Konferenz The Scene & The Roles über Entwicklungslinien in der Avantgarde Chinas, auf der Kunsthistoriker, Kritiker, Künstler, Kuratoren, Galeristen und Autoren miteinander diskutieren.

Am 10. Oktober findet außerdem eine Buchbesprechung zu Das Daodejing des Laozi mit Dr. Rainold Simon, dem Übersetzer der neuen Ausgabe, statt.

Die Ausstellung, die gleichermaßen zum Sehen und Lesen einlädt, ist vom 8. Oktober 2009 bis zum 31. Januar 2010 geöffnet.

JF

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert