Heinold fragt: Wer war’s?

Lesen Sie aufmerksam folgenden Text und schicken Sie uns die richtige Lösung: Er galt als leichtfüßiger Rheinländer mit einem Millionenvermögen im Rücken, der sich jedes verlegerische Experiment leisten konnte.

Zwar kam er aus einer wohlhabenden Industriellen- und Zuckerdynastie, aus der ihn einzelne Mitglieder immer wieder unterstützten, wenn er Finanzprobleme hatte. Das mütterliche Erbe hatte er allerdings zu einem großen Teil aufgezehrt, als er seinen Verlag in der damaligen „Weltmetropole des Vergnügens“, der Hauptstadt einer benachbarten Republik, gründete. Das geschah vornehmlich, um den zweiten großen Roman eines künftigen Nobelpreisträgers herauszubringen, dessen erster Roman in deutscher Übersetzung in einem der führenden Verlage der Zeit keinen Erfolg gehabt hatte.

Als er sich entschloss, das Verlegerhandwerk – das er ebenso wenig wie den Buchhandel erlernt hatte – zu seiner Profession zu machen, übersiedelte er an den damaligen Hauptort des deutschen Buchhandels und nach kurzer Zeit in die Hauptstadt eines zum Deutschen Reich gehörenden Königreiches. Heute Hauptstadt eines der deutschen Bundesländer, ist sie noch immer Sitz des Verlages, der 22 Jahre nach dem Tod des Verlegers mit einem anderen ortsansässigen Verlag zunächst kooperierte und dann zu einer Doppelnamen-Firma fusionierte. Seit 42 Jahren gehört dieser Doppelnamen-Verlag – inzwischen um drei weitere Namen bereichert – zu einer konzernunabhängigen Gruppe vorwiegend belletristischer und Sachbuchverlage.

Fast bekannter als der Name des Gründungsverlegers ist der einer von ihm ins Leben gerufenen satirischen Zeitschrift, deren Titel von einem frühen deutschen Abenteuerroman abgeleitet war. Sie erscheint schon lange nicht mehr, ist aber bis heute vor allem durch ihr bissiges rotes Wappentier auf schwarzem Grund bekannt. Wegen eines darin abgedruckten Beitrages musste der Verleger Deutschland im letzten Jahr des vorvorigen Jahrhunderts verlassen, um nicht wie der Autor und der Zeichner des inkriminierten Beitrages wegen Majestätsbeleidigung in Festungshaft zu wandern. Vier Jahre später wurde er gegen Zahlung eines „Bezeigungsquantums“ von 20.000 Mark vom König eines deutschen Landes begnadigt und durfte an den Verlagssitz zurückkehren. Bis dahin hatte er sein Unternehmen von jener ausländischen Hauptstadt aus geleitet, in der er es zehn Jahre zuvor gegründet hatte.

Genau vor 100 Jahren, sechs Jahre nach seiner Rückkehr, starb der Verleger an einer verschleppten Mittelohrentzündung. Zwei Jahre zuvor hatte er unter dem Namen eines Kalendermonats als positives Gegenstück zu dem erwähnten Satiremagazin eine „Halbmonatsschrift für deutsche Kultur“ gegründet, zu deren Herausgebern ebenfalls ein künftiger Nobelpreisträger gehörte und die zehn Jahre lang eine wichtige kulturpolitische Rolle spielte.

Der gesuchte Verleger war Technik-Fan und ein früher leidenschaftlicher Automobilist. Einer seiner Onkel hatte die Wuppertaler Schwebebahn erbaut. Er selbst gründete eine Chauffeurschule und war sozusagen im Nebenberuf in seinen letzten beiden Lebensjahren Generalvertreter einer italienischen Automobilfabrik.

Als Buchverleger hatte der Frühverstorbene, der nur 40 Jahre alt wurde, europäisches Format. Er war mit der Tochter eines norwegischen Literatur-Nobelpreisträgers verheiratet und brachte Werke bedeutender zeitgenössischer Autoren aus Skandinavien, Frankreich und Deutschland und in geringerem Umfang aus den angelsächsischen Ländern sowie aus Italien und Russland heraus. Im Buchmarketing setzte er mit modernen Werbemethoden und der Einführung von Broschurbänden neue Maßstäbe. Nach französischen Vorbildern hatten diese einen mit dem Buchblock fest verbundenen, farbig gedruckten, plakatähnlichen Umschlag – daraus entwickelte sich der klassische Buchumschlag. Als dessen Erfinder ging der Gesuchte ins kollektive Gedächtnis der Branche ein.

Heinold fragt: Wie hieß der Verleger (Name und Vorname)?

Senden Sie die Lösung an: heinold@buchmarkt.de. Einsendeschluss ist der 17. August 2009. Unter den Einsendern, deren Lösung komplett und richtig ist, verlosen wir ein Exemplar „Bücher und Buchhändler“ (Bramann) von Wolfgang E. Heinold.

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