Uli Meier (70)

Uli Meier

Uli Meier wird heute 70 Jahre alt.

Ihm gratuliert Lothar Menne:

Wie die Altchen in der Sesamstraße sitzen wir auf unserem Balkon: Ach ja, nun wird Uli Meier auch schon 70. In blendender Form, amüsiert und mit unerwarteter Milde betrachtet er von der italienischen Riviera aus die Branche, zu deren Pionieren und Erneuerern er gehört.

Was für ein Macho, fanden wir einhellig, als Uli Meier vor 35 Jahren zu S. Fischer kam. Klar, irgendwie war auch der neue Werbeleiter ein Linker, aber als Speerspitze des feministischen Fortschritts ging er nicht wirklich durch. Auch sonst passten seine Ansichten nicht so recht ins progressive, kuschelige Weltbild des Traditionshauses. Er setzte auf aggressive Vermarktung, fand es wenig zweckdienlich, dass Vertrieb, Werbung und Presse nebeneinander werkelten statt gemeinsam und koordiniert den Markt zu beackern.

Er wurde zum Erfinder des modernen Verlagsmarketings. Durchsetzen konnte er den Innovationsschub freilich erst bei Hoffmann und Campe, wo die „Fischer-Mafia“ in den Achtzigern wieder zueinander fand: Margrit Osterwold, Jutta Siegmund-Schultze, Frank Scheffter, Uli und ich.

Zehn Jahre lang haben wir die SPIEGEL-Listen dominiert. Wenn es denn Erfolgsrezepte gibt, war unseres vielschichtig: Einsicht in die Abhängigkeit von unseren Autoren, Reibungsflächen mit Verleger Thomas Ganske und seinem Experten für Knurren, Karl-Udo Wrede, wenn’s um Kalkulatorisches ging, nur ein Minimum an formellen Sitzungen, dafür viele lange Abende, noch mehr Flaschen Wein, Tränen, Gelächter.

Von Uli angestachelt, prallten grundverschiedene Temperamente aufeinander, zankten sich, versöhnten sich. Der Streit drehte sich um die Qualität von Texten, um Schutzumschläge, Pressekampagnen, Handelswerbung, Publikumsanzeigen. Lektorat und Marketing empfanden die jeweils anderen als Banausen, Spießer, Hysteriker, Dilettanten, verkappte Staubsaugerverkäufer, wirklichkeitsentrückte Träumer… Weiland hätte man unsere Dramolettes wohl unter der Dialektik von Konflikt und Harmonie eingeordnet, heute wohl eher als emotionsgestützte Marktstrategie.

Aber, aber – am Schluss standen durchweg Kompromisse, mit denen alle leben konnten und die offenbar der unsichtbaren Hand des Marktes gefielen : Autoren wie Siegfried Lenz, den Uli auf allen Wegen begleitete, Amelie Fried, Irina Korschunow, Hellmuth Karasek, Leonie Ossowski, Klaus Bednarz, Wolf von Lojewski, John Grisham, Thomas Harris, Stephen King, Klaus Bednarz, Wolf von Lojewski, Ulrich Wickert und Scarlett und Guinness und…

Uli hat angeregt, ausgeteilt, eingesteckt, Leidenschaft geweckt, Leiden geschaffen und gelitten; mal schmiss er hin, wechselte kurzfristig zu Rogner & Bernhard, Harenberg, Heyne. Stets kehrte er jedoch zu den Seinen zurück, zu HoCa. Als die Gruppe auseinanderfiel, eine neue Generation mit den Hufen scharrte, entzog Uli sich dem Hamsterrad, übersiedelte mit Dorle nach Ligurien.

Unsere Freundschaft umhüllt Euch und gleichzeitig sind wir ein bisschen neidisch, Uli.
Bis 120.

Dein Lothar, und natürlich HPÜ & C.

Kontakt: dorle.meier@gmx.de

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