Jetzt wird’s kriminell: BuchMarkt-Kolumnist Rainer Dresen als Angeklagter vor Gericht

Rainer Dresen

Eigentlich ist es keine Meldung wert, wenn Rainer Dresen einen Gerichtstermin hat, denn gelegentliche Auftritte vor Gericht gehören zum Berufsbild eines jeden Verlagsjuristen. Am 2. Juni 2009 wird das alles etwas anders sein:

Denn dieses Mal muss sich Dresen in der ungewohnten Rolle eines Angeklagten gegen den Vorwurf der gewerbsmäßigen vorsätzlichen widerrechtlichen Kennzeichenverletzung verteidigen, einer Straftat, die mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bedroht ist.

Wie eifrige BuchMarkt-Leser wissen [mehr…], geht es um folgendes: Im Jahr 2007 schaltete einer der von Dresen beratenen Verlage eine Titelschutzanzeige zum ursprünglich geplanten Fantasy-Titel Unter dem Elfenmond. Daraufhin meldete sich der Autor Guido Krain, der im Print on Demand-Verfahren bereits den Titel Elfenmond veröffentlicht hatte, und verlangte eine Titeländerung. Daraufhin änderte cbt auf Anraten Dresens, der sich auch noch bei einem Titelschutz-Experten einer externen Rechtsanwaltskanzlei rückversichert hatte, den Titel in Im Schatten des Elfenmondes und glaubte, die Sache sei damit wie in Dutzenden anderen ähnlich gelagerten Fällen erledigt.

Diese Annahme stellte sich jedoch als Irrtum heraus. Im Juli 2008 erschienen zwei Kriminalhauptkommissare und eine Staatsanwältin mit einem Durchsuchungsbefehl im Verlag und wollten wissen, wie es zu dem Buchtitel gekommen war. Dresen übergab seine aus drei Blättern bestehende Verfahrensakte und die Lektoratsunterlagen, aus denen sich ergab, dass der Verlag und Dresen keinesfalls, wie anfänglich unterstellt, planmäßig Titelklau betrieben hatten, sondern schlicht einen Titel für einen weiteren von zahlreichen Elfen-Büchern gesucht hatten. Wie der allgemeinen Leserschaft auch war ihnen der Krain-Titel zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt.

Nach Abschluss der Aktenauswertung und trotz Vorliegens einer gutachterlichen Stellungnahme des Börsenvereins, wonach schon mangels Verwechslungsgefahr beider Buchtitel eine Straftat ausscheide, erhob die durchsuchende Staatsanwältin nach eigenen Angaben aufgrund Weisung „von oben“ nunmehr Anklage zum Strafrichter.

Dieser beschloss am 6. Mai 2009 die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen den nunmehr offiziellen „Angeklagten Dresen“, der unverdrossen darauf hofft, dass der zuständige Richter „dieser Justizposse mit deutlichen Worten das längst überfällige Ende bereiten wird“. Freispruch oder schwedische Gardinen? BuchMarkt wird berichten.

Eine bescheidene Auswahl aktueller „Elfen“-Titel.
Nicht gemeint als Anregung für weitere Klagen

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