Das Sonntagsgespräch Ralph Möllers und Rainer Rossipaul: Buchempfehlungen über Book2look

Ralph Möllers und Rainer Rossipaul

Die neue Internetpräsenz Book2Look bringt zwei ehemalige Konkurrenten an einen Tisch: Ralph Möllers und Rainer Rossipaul. Beide sind seit langer Zeit im Bereich der neuen Medien aktiv, Möllers mit seiner Firma Terzio und Rossipaul mit Rossipaul Medien.

In Zeiten einer ständig zunehmenden Titelflut wird es für die Verlage zunehmend schwieriger, ihre Titel zu präsentieren und ins Gespräch zu bringen. An diesem Punkt setzen Möllers und Rossipaul an und befinden sich in der Entwicklung von Book2look, einer Internet-Plattform, auf der über Buchempfehlungen der Nutzer neue Titel verbreitet werden sollen.

buchmarkt.de: Herr Rossipaul, Sie beide zusammen an einem Projekt! Wie kommt das?

Rainer Rossipaul: Seit Jahrzehnten beackern wir als Konkurrenten das gleiche Feld, die Idee von Book2Look muss schon sehr überzeugend sein, dass ausgerechnet Ralph und ich darüber (endlich) zueinander gefunden haben, die Idee lag in der Luft. Wir beide verfügen über das entsprechende Know-how.

buchmarkt.de: Und was genau soll Book2Look also bieten?

Möllers: Sie müssen sich das so ähnlich wie Youtube vorstellen, nur dass statt der Videos eben Buchempfehlungen, so genannte Biblets von den Verlagen eingestellt werden.

buchmarkt.de: Und was beinhaltet so ein Biblet?

Möllers: Ein Biblet erstellen Sie mit Hilfe eines einfachen Tools auf der Basis eines PDFs. Was die Verlage darin integrieren, steht ihnen im Grunde frei. Coverabbildungen natürlich und Texte zum Buch. Das kann beliebig lang sein oder mit Animationen oder multimedialen Leseproben versehen sein.

Das besondere ist, dass der Nutzer die „neutralen Informationen“, die die Verlage eingestellt haben, mit persönlichen Empfehlungen anreichern, personalisieren und als E-Mail versenden kann.

buchmarkt.de: Und warum sollten Nutzer das tun?

Möllers: Mund-zu-Mund-Empfehlungen sind die effektivsten Werbeanstöße, rund die Hälfte aller Kaufentscheidungen im Bereich Belletristik, Kinderbuch, Sachbuch und Ratgeber beruhen auf Empfehlungen „der besten Freundin“. Anstatt auf das nächste Telefonat oder Treffen zu warten, kann man gleich die Empfehlung per E-mail weitersenden.

Die Seite soll über aktive Leser-Community funktionieren.

buchmarkt.de: Und wie möchten Sie die Verlage dafür gewinnen, Biblets einzustellen?

Rossipaul: Das System verspricht die virale Verbreitung von Buchempfehlungen im Internet. Und natürlich enthält jedes Biblet einen Kauflink, um sofort bestellen zu können. Außerdem – auch das ähnlich wie bei Youtube – kann man einzelne Biblets auf anderen Homepages integrieren. Der Verlag also zum Beispiel auf seiner eigenen Homepage.

Und das System bietet noch ein „Katalog-Widget“. Ein Widget ist nichts anderes als eine kleine Applikation, die jeder Betreiber in seine Website einbauen kann. Sehr beliebt bei den Webmasters sind z. B. Widgets, die aktuelle Wetterinformationen zeigen. Das „Katalog-Widget“ zeigt einen frei konfigurierbaren Katalog mit den neuesten Büchern eines ausgewählten Genres, Autors oder Verlages. Hat man sein Widget zum Beispiel auf der eigenen Krimi-Seite so eingestellt, dass immer die neuesten fünf Krimis angezeigt werden, bekommt man ein wechselndes Programm, ohne dass man als Homepage-Betreiber den Inhalt aktualisieren muss.

Das alles bietet den Verlagen ein breites Spektrum an Präsenz an verschiedenen Stellen.

buchmarkt.de: Trotzdem sehe ich noch nicht ganz, wieso ein Verlag das tun sollte. Die haben doch auf ihren Homepages all diese Möglichkeiten.

Rossipaul: Die Verlage haben im Netz schon viele Dinge ausprobiert. Blogs, Podcasts oder spezielle Unterseiten (sogenannte Micro-Sites) für bestimmte Autoren, Reihen oder Themen etwa. Jeder kennt diese Art von Fan-Seiten. Diese müssen aber extrem aktuell gehalten werden. Und die Betreuungskosten für eine solche Seite sind hoch. Wir bieten „Virales Marketing“, Mund-zu-Mund-Propaganda über einer Communities zu minimalen Preisen.

buchmarkt.de: Aber Communities gibt es doch bereits zahlreiche: lovelybooks, litcolony, krimi-couch … Da können die Verlage ihre Novitäten doch präsentieren.

Möllers: Die alle mit Informationen zu versorgen, ist extrem aufwendig. Wir wollen eine zentrale Plattform bieten, von der aus sich die Titel verbreiten.

Und all die bisher üblichen Modelle des Online-Marketings kämpfen entweder mit dem Handicap, dass es schwer ist, die einzelnen Informationen in den Weiten des Internets zu finden oder, wenn ein Verlag dann auch im Internet werblich deutlich auftritt, damit, dass das nur unter großem Geldeinsatz und damit nur für Spitzentitel oder eindeutige Genretitel möglich ist.

buchmarkt.de: Und wo liegen bei Ihnen die Kosten?

Rossipaul: Das Buch, d. h. das Biblet wird vom Verlag preisgünstig – ca. 100 bis 150 Euro pro Titel – auf die virtuelle Reise geschickt. Dann muss es Leser und Käufer durch Text, Cover und Originalität überzeugen. Der finanzielle Einsatz ist aber überschaubar und erlaubt auch Werbung für die B- und C-Titel eines Verlages.

buchmarkt.de: Ruft man die Homepage auf, bekommt man eine Seite angezeigt, kommt von der aber bisher nicht weiter. Sie befinden sich noch in der Testphase?

Möllers: Ja, wir akquirieren und die Homepage beziehungsweise das „Einstell-Tool“ erhalten den letzten Feinschliff. Neben einem großen Taschenbuchverlag (dtv, für den wir gerade die fast komplette Titelliste einstellen) haben wir weitere Zusagen und werden in einigen Wochen die Seite offiziell freischalten.

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