Bücher und Autoren heute in den Feuilletons – und Urs Widmer zu Steinbrücks Schweizer „Charmeoffensive“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch.

Das Gesicht zur Faust geballt – dieses Motiv hat heute Konjunktur auf den Titelseiten, wenn denn dieses Gesicht Hartmut Mehdorn gehört, dem nun ach so freiwillig zurücktretenden Bahnchef. Schau’n wir mal, ob sein Nachfolger die Worte „Pünktlichkeit“ und „Service“ besser buchstabieren kann oder auch nur einer ist, der sich mit Drehen an der Preisschraube die Bilanzen schön macht.

Frankfurter Rundschau

„Ende der Globalisierung“: Zwei amerikanische Ökonomen lassen die Luft aus der Theorieblase: Bruce C. Greenwald, Judd Kahn Globalization – the irrational fear that someone in China will take your job (John Wiley & Sons). Tja, wir kennen viele bunte Theorien, aber nur eine graue Praxis…

Es war einmal eine Familie heißt der Roman von Lizzie Doron (Jüdischer Verlag) – erzählt wird eine Kindheit in Israel.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Kuhschweizer und Sauschwabe“ – Urs Widmer zu den deutsch-schweizer Kulturunterschieden: Es geht um Peer Steinbrück, der mit seinen Rüpeleien in der Schweiz für Unverständnis und Verstimmung gesorgt hat. Und um den Schweizer Parlamentarier, der darin gleich eine Nazi-Attacke vermutete. Aber leider – wie Widmer beweist – nicht einmal rechnen kann…

Felicitas von Lovenberg rezensiert Mary Ann Shaffers Deine Juliet (Kindler): „Erbauungslektüre der britischen Art“.

„Zwischenlösung“ titelt die FAZ zur gestrigen Top-Personalie Lutz Wolff [mehr…], der neuer DuMont-Chef wird.

Und in der Online-Ausgabe: Archivar Wolfgang Schopf hält im Archiv der Peter-Suhrkamp-Stiftung an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main ein Porträt des Verlegers Peter Suhrkamp in den Händen.

Die Welt

Einen Nachruf auf George Clare finden wir in der Welt. Clares Erinnerungen Letzter Walzer in Wien (Mandelbaum) ist für den Rezensenten ein „Klassiker der Erinnerungsliteratur“.

40 Jahre Zweitausendeins. Eine kurze Geschichte des Musik- und Buchversands von Uwe Wittstock.

Süddeutsche Zeitung

Daniel Alarcóns Debütroman Lost City Radio befasst sich mit dem Rechtssystem des südamerikanischen Dschungels, dem Militärterror, den Entführungen und vor allem mit der Suche nach den Verschwundenen. Jutta Person hat die Geschichte, die bei Wagenbach erschienen ist, gelesen: „Alarcón bewegt sich unübersehbar auf den Spuren der literarischen Überwachungsstaat-Klassiker, von Orwell über Bradbury bis zu José Saramagos Romanen …, in denen winzige Individuen dem Apparat trotzen.“

Unter „Rein sind die Freuden, die nicht aus einem Mangel entstehen“ erzählt Ijoma Mangold von seinem Besuch bei Robert Spaemann, der einer breiten Öffentlichkeit als der Philosoph bekannt ist, der päpstlicher ist als der Papst.

Nach der 46. Kinderbuchmesse in Bologna hat Roswitha Buddeus-Budde den Eindruck, dass die Kinder- und Jugendliteratur trotz aller Krisen überleben wird.

Neue Zürcher Zeitung

„Schon aus Freude über den Titel sollte man dieses Buch kaufen: Die Kuh. Leben, Werk und Wirkung„, empfiehlt uns heute morgen Manfred Koch. Florian Werner habe in dem Nagel & Kimche-Buch die kleine Kulturgeschichte eines „grossartigen Tiers“ geschrieben und überschreibt „Die Kuh in unserem Kopf“.

Kurz besprochen werden unter
> „Fakten und Fiktionen“: Sprache, Lügen und Moral. Geschichtenerzählen in Wissenschaft und Literatur Herausgegeben von Margery Arent Safir, Suhrkamp
> „Hübsch alt“: Arthur Schopenhauer, Die Kunst, alt zu werden, Herausgegeben von Franco Volpi, C. H. Beck
> „Heuristik der Furcht“: Blaupause des Menschen. Streitgespräche über die beschleunigte Evolution, Herausgegeben von Wolfgang Frühwald, Berlin University Press
> „Zeitungsfresser Joyce“: Hanns Zischler, Sara Danius, Nase für Neuigkeiten. Vermischte Nachrichten von James Joyce, Zsolnay-Verlag

Die Welt

Anlässlich seines 80. Geburtstags wird Milan Kundera als bedeutendster tschechischer Autor der Gegenwart gewürdigt. Wenn da nur nicht der Vorwurf der Denunziation wäre…

Süddeutsche Zeitung

Thomas Steinfeld interessiert das weniger. Er feiert Kundera als den „Bodenleger über über bodenlosem Abgrund“.

Johannes Willms interessiert‘s auch nicht. Aber Une rencontre, ein Essayband, der eben bei Gallimard erschienen ist, beeindruckt ihn.

Nikolai Gogol kann keinen Essayband zu seinem runden Geburtstag herausbringen. Er würde nämlich 200 Jahre alt. Dafür kommen aber die Toten Seelen in neuer Übersetzung bei Artemis & Winkler.

Wie Gogol an der Fortsetzung der Toten Seelen gescheitert ist, analysiert György Dalos (Der Vorhang geht auf. Das Ende der Diktaturen in Osteuropa bei Beck).

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert