Piper: Hartges kommt, Ferchl geht

Marcel Hartges

Jetzt muss nicht mehr spekuliert werden: Es stimmt, was wir gestern gemeldet hatten [mehr…]: Marcel Hartges, der erfolgreichste Verleger des Jahres mit dem Sensationserfolg Feuchtgebiete (bisher 1,3 Mio Expl. in einem Jahr), wird (vermutlich schon im Frühjahr 2009) Verleger von Piper; Dr. Wolfgang Ferchl (Foto) geht. Das ist heute mittag den Mitarbeitern des Hauses mitgeteilt worden.

Uns liegt die Presseinfo schon vor. In ihr heißt es kurz und lapidar:

„Der Piper Verlag und sein Verleger Dr. Wolfgang Ferchl trennen sich aufgrund

Wolfgang Ferchl

unterschiedlicher Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung des Verlages. Der Geschäftsführer von Bonnier Deutschland, Hartmut Jedicke, dankt Wolfgang Ferchl ausdrücklich für die außerordentlich erfolgreiche Arbeit während der letzten fünfeinhalb Jahre.

Seine Nachfolge übernimmt Marcel Hartges. Nach Stationen als Verlagsleiter Taschenbuch bei Rowohlt und als Verleger des DuMont Buchverlages wird er den Piper Verlag zusammen mit dem bisherigen kaufmännischen Geschäftsführer Hans-Joachim Hartmann leiten. Marcel Hartges wird voraussichtlich im Frühjahr 2009 seine verlegerische Arbeit bei Piper beginnen.“

Die Personalie als solche und die Kürze der Mitteilung lässt auf ein tiefes Zerwürfnis zwischen Bonnier-Holdingchef Hartmut Jedicke (Piper gehört wie u.a. die Verlage ars Edition, Thienemann, Carlsen und Ullstein zu der schwedischen Verlagsgruppe) und Dr. Wolfgang Ferchl schließen, der immerhin seit 2003 die Geschicke der Bonnier-Tochter Piper lenkt.

Unter seiner Aegide ist der Umsatz des Verlages enorm gewachsen; Piper dürfte einer der derzeit rentabelsten deutschen Buchverlage sein (mit Kerkeling-Verkäufen, die zwar inzwischen nachlassen, aber nach wie vor bei anderen Verlagen Tränen vor Neid hervorrufen dürften).

Einzig könnte man dem sympathischen Verleger vorwerfen, das zeigt ein Blick auch auf die Sellerlisten, dass Piper seit dem Ausscheiden von Tanja Graf, der Marais-Entdeckerin („Die Glut“), nie wieder so recht in der Belletristik gepunktet hat, in diesem Jahr schon gar nicht. Und man darf vermuten, dass man der Mutter Bonnier versprochen hat, auch hier wieder zuzulegen, in der Rentabilität sowieso: Die Konsequenz, mit der Bonnier-Statthalter Jedicke gegen schwächelnde Bonnier-Töchter vorgeht, lässt weniger darauf schließen, dass Jedicke der Gruppe „seinen“ Stil gegenüber seinem Vorgänger Viktor Niemann aufdrücken will, sondern dass die Konzernverlage strikt auf weiteres Wachstum und Rendite getrimmt werden – immerhin ist Niemann, der Ferchl geholt hatte, noch höchst aktiv im Aufsichtsrat.

Dass sich Marcel Hartges nach drei Jahren in Köln entschlossen hat, im Jahr seines großen Erfolges der Domstadt wieder den Rücken zu kehren, das liegt aber nicht daran, dass man ihm verwehrt habe, einen eigenen Taschenbuch-Bereich aufzubauen: Kein Geheimnis natürlich, dass er auch daran interessiert war, den Aufbau-Verlag zu übernehmen. Das ist ihm aber nicht, wie man spekulieren könnte, von seinen Gesellschaftern abgeschlagen worden, sondern die Entscheidung darüber war „schlicht noch nicht gefallen, als das Angebot aus München kam“, wie Hartges sagt.

Wie es bei DuMont weitergeht, ist natürlich noch offen. Er jedenfalls geht „mit Wehmut“, aber als Taschenbuchmann mit Leib und Seele reizen ihn natürlich die größeren Möglichkeiten bei Piper, das gibt er zu. Und sagt: „Ich gehe im besten Einvernehmen mit meinen Gesellschaftern hier“. Man darf ihm das ohne wenn und aber glauben: „Das ist keine Floskel“.

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