Michael Krüger (65)

Michael Krüger

Michael Krüger wird heute 65 Jahre alt.

Martin Hielscher, Programmleiter Literatur bei C.H. Beck, gratuliert ihm zum Geburtstag:

„Das erste Mal habe ich Michael Krüger 1977 erlebt, als ich, kurz vorm Abitur, noch zur Schule ging und das Lyrikfestival im damaligen Winterhuder Fährhaus besuchte, das es nicht mehr gibt, und neben dem alten, mächtigen Ernst Meister, der nur noch mit einer Lupe seine Gedichte lesen konnte, Krüger lauschte und seinen „Notizen zur Geschichte des Fensters“ aus dem schönen Band „Diderots Katze“: Das Fenster beobachtet mich/“ las Krüger, jung, etwas nervös, mit diesem manchmal überwältigend charmanten Lächeln, „beim Schreiben/ Ich spüre seinen hellen Blick/zwischen den Zeilen/“ las er, und in diesem Fährhaus herrschte an diesem Tag ein für Hamburger Verhältnisse geradezu münchnerisches Leuchten, „Das Fenster sieht/ jede Wiederholung,/ jede Unentschiedenheit,/ jeden Rückfall/ jede Versöhnung/ mit mir selber.“

Schreiben ist Unversöhnlichkeit, aber das Leben, auch das Leben der Literatur hat hier vielleicht eine kleine Ausnahme gemacht? Wenn ich das Fenster wäre, das auf den dichtenden, schreibenden, herausgebenden, verlegenden und Kultur regulierenden, unermüdlich schuftenden und agierenden, Kontakte und Freundschaften pflegenden Michael Krüger blickte, ihn beobachtete und einschätzte, also ich wäre außerordentlich versöhnt, ja ein geradezu strahlendes Lächeln würde sich auf meiner frisch polierten, vom bloßen Zusehen völlig transparenten Scheibe ausbreiten.

„Es beobachtet meine Anstrengung/ ein anderer zu werden/ auf dem Papier“ heißt es über das Fenster – also mich – , aber das Besondere ist ja, Krüger ist immer er selbst, es ist nicht so, dass er einerseits verlegt und im Kulturbetrieb auf eine fast Klonschaf-Dolly-mäßige Art omnipräsent ist und andererseits auch noch Gedichte und Romane, Novellen und Geschichten schreibt – sondern er hat den Raum der Literatur, der Poesie, nie verlassen. Und wir anderen blicken ein wenig neidisch durchs Fenster auf dieses irgendwie großartig mit sich versöhnte Leben, wenn ich das als Fensterscheibe einfach mal so sagen darf. Diese ungeheure Dichte, Konzentration, Effektivität, Fülle, wenn alles immerzu aus der Literatur kommt und in sie zurückführt. Und er lässt ja nichts aus, wenn man seine höchst unterhaltsamen, scharfsinnigen und nicht selten bissigen Romane und Geschichten liest, dann merkt man – da kommen ja alle drin vor, da wird ja nichts ausgespart.

Er mag auf dem Papier ein anderer werden wollen oder sogar werden – der bewundernswerte, den einen oder anderen schon erschütternde Erfolg Michael Krügers auf allen öffentlichen und auch den eher klandestinen Bühnen der Literatur beruht auf dieser wundersamen Verwobenheit aller seiner Tätigkeiten, und ich als frisch geputztes und weithin schauendes Fenster wüsste niemand, auf dessen Versöhnung mit sich selber ich so versöhnlich schauen könnte.

Man kann sich Michael Krüger als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“

Kontakt: krueger@hanser.de

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