Zufriedene Gesichter bei der Pressekonferenz des Aufbau-Insolvenzverwalters

Matthias Koch, Joachim Voigt-Salus
und Bernhard F. Lunkewitz (v.l.)

Der Aufbau Verlag wird künftig als Aufbau GmbH und Co. KG firmieren und besitzt alle Rechte. Das teilten der Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus gestern in den Räumen seiner Kanzlei gemeinsam mit dem bisherigen Eigentümer Bernd F. Lunkewitz und dem neuen Besitzer Matthias Koch mit [mehr…]. Lange Rechtsstreitigkeiten hätte der Verlag nicht überstanden, sagte Voigt-Salus und bedankte sich bei Lunkewitz für den „Vergleich in vorbildlicher Manier“.

Zahlreiche Kaufangebote auch von anderen Wettbewerbern seien eingegangen. Zum Schluss hätten noch drei Bieter, darunter ein großes Verlagshaus, im Rennen gelegen, so Voigt-Salus. Namen wollte er nicht nennen.

Am Montagmorgen um 2 Uhr sei der Vertrag unterzeichnet worden. Der Kaufpreis, über den Stillschweigen vereinbart wurde, habe bei der Entscheidung eine wesentliche Rolle gespielt, ebenso wie das Personalkonzept, das der Käufer vorgelegt hat, so Voigt-Salus. „Ab 1. November wird der neue Eigentümer über alle Assets verfügen und den Aufbau Verlag in ruhige Gewässer führen. Auch aus Sichte der Belegschaft haben wir das Bestmögliche erreicht.“ Das Personal werde um acht Mitarbeiter, darunter vor allem Teilzeitkräfte reduziert. Lobende Worte fand Voigt-Salus auch für die Geschäftsführer Tom Erben und Réné Strien, die ihn ebenso wie der Betriebsrat in vorbildlicher Weise unterstützt hätten. „Mit dieser Belegschaft wird es Spaß machen, die Zukunft zu erschließen.“

Bernhard F. Lunkewitz sagte, er habe sein Ziel erreicht, den Aufbau Verlag nach dem Untergang der DDR zu retten und zu einem der besten und interessantesten Verlage zu machen. „Die Autoren und fast alle Mitarbeiter blieben an Bord.“ Nach wie vor teiler aber nicht die Ansicht des Insolvenzverwalters, dass die GmbH durch Eintrag ins Handelsregister rechtsfähig geworden sei. Aber er wollte nicht, dass der Verlag auseinander gerissen wird. „Diesen Trumpf wollte ich der Treuhand nicht gönnen.“ Auch aus Verantwortungsgefühl für die Autoren habe er sich auf den Vergleich eingelassen. Damit sei erstmals eine rechtliche Klarheit erreicht, die Lunkewitz selbst nie hatte, und der Verlag könne ungehindert arbeiten. „Das war mein Ziel, das ist erreicht.“

Matthias Koch, der als Lehrer für Deutsch, Französisch und Literatur tätig war und im Mai seinen Hauptwohnsitz von Mühlheim/Ruhr nach Berlin verlegte ist außerordentlich zufrieden mit der neuen Situation. Erstmals seit 1991 sei klar wem der Verlag gehört, „nämlich mir“, sagte Koch, der eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft für den Verlag sieht. Aufbau sei ein guter Verlag, der gute Bücher mache. Diese müssten aber besser vermarktet werden. Das klare Profil des Verlags will Koch beibehalten. „Aufbau bleibt ein unabhängiger Verlag für kritische Gegenwartsliteratur, sagte er und kündigte Einzelheiten zum Programm für die morgige Aufbau-Pressekonferenz auf der Buchmesse an.

Koch selbst, der seine Anteile an einem Familienunternehmen verkaufte, um in Berlin in die Kreativwirtschaft zu investieren, wird als Verleger für die Vernetzung zuständig sein. Das operative Geschäft bleibt in den Händen der Geschäftsführer Tom Erben und René Strien.

Außerdem kündigte Koch bis 2010 den Umzug des Verlags in neue Räume in Berlin Kreuzberg an. Im Bestein-Haus am Moritzplatz soll auf 14 bis 15 000 Quadratmetern ein Kreativzentrum mit Werkstätten, Galerien und einer Buchhandlung entstehen. 1.200 Quadratmeter sind für den Aufbau Verlag vorgesehen.

„Ich hätte den Verlag damals gerne mit dieser Rechtssicherheit und zu diesem Preis gekauft“, sagte Lunkewitz, der sich künftig seiner Familie widmen und Bücher lesen will, und eilte zum Flug nach Frankfurt, wo er auch die Buchmesse besuchen wird. „Dass ich keinen Verlag mehr besitze heißt nicht, dass ich mich nicht fürs literarische Leben interessiere.“

ML

Beachen Sie bitte auch unsere drei Fragen an Tom Erben [mehr…].

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