Schlappe für die Vergütungsregel / VdÜ-Vorstand nach „Schlammschlacht“ nicht wieder angetreten / Verlage enttäuscht

Es hat sich gerächt: Nur 150 Mitglieder waren am Samstag bei der Mitgliederversammlung

Der neue Vorstand

der Verbands deutschsprachiger Literaturübersetzer / Bundessparte Übersetzer in ver.di (VdÜ) vertreten.

Es ging vor allem um die Vergütungsregel mit Random House und anderen Verlagen. Der Entwurf einer Gemeinsamen Vergütungsregel [mehr…] wurde von 68 % der anwesenden Mitglieder (der VdÜ hat zzt. ca, 1250 Mitglieder) abgelehnt.

Vorausgegangen ist diesem Entscheid eine Schlammschlacht, in der die Gegner der Vergütungsregel „auch vor Lügen und Verleumdungen nicht zurückgeschreckt haben“, wie ein Teilnehmer erzählt.

Aufgrund der Ablehnung der Lösung ist der Vorstand bei der gestrigen Neuwahl nicht wieder angetreten.

Geführt wird der Verband für das nächste halbe Jahr von Hinrich Schmidt-Henkel (arte-Zuschauern aus der Sendung „Karambolage“ bekannt).

Die Versammlung sah in dem Vorschlag das neue Urhebervertragsrecht von 2002, das eine angemessene Vergütung der Urheber – namentlich der Übersetzer – vorsieht, nicht ausreichend umgesetzt. Für zu viele Übersetzer hätte der Vorschlag keine Verbesserung ihrer Honorare gebracht. Die Seitenhonorare drohten sogar hinter den Status Quo zurückzufallen, heißt es in einer Presseerklärung.

Der neue 1. Vorsitzende (Siehe auch Interviews) [mehr…] [mehr…]sagt dazu: »Als Interimsvorstand haben wir die Chance, bis zur nächsten regulären Mitgliederversammlung im Frühjahr 2009 gemeinsam mit den an einer Vergütungsregel interessierten Verlagen Perspektiven für eine langfristig tragfähige Branchenregelung zu entwickeln.«

Macht aus seiner Enttäuschung
keinen Hehl: Dr. Jörg Pfuhl

Auf Seite der Verlage bleibt, so etwa Dr. Joerg Pfuhl „eine große Entäuschung“ und die Befürchtung, dass nun doch die Richter entscheiden werden, auch wenn das der neue Vorsitzende im Interview das verneint.Denn Pfuhl; „Wo Herr Schmidt-Henkel den weiteren Verhandlungsspielraum sieht, ist mir ein Rätsel. Schon den jetzt abgelehnten Entwurf haben zahlreiche Verlage nicht mitgetragen.“

Im Foto der neue VdÜ-Vorstand (v.l.n.r.: Josef Winiger ( Schatzmeister),
Andrea Spingler ( Beisitzende), Irmgard Hölscher (Beisitzende), Hinrich
Schmidt-Henkel (1. Vorsitzender), Tanja Handels (Beisitzende), Luis
Ruby (2. Vorsitzender, Brigitte Große ( Schriftführerin).

Zu der o.a. Meldung erreicht uns jetzt (11.30 Uhr) diese Mail:

Ihre Mitteilung über die Situation des VDÜ weist leider schwerwiegende Verzerrungen auf. Als Teilnehmer der Versammlung möchte ich folgende Punkte ihrer Berichterstattung korrigieren.

1) Wenn davon die Rede ist, an der Versammlung hätten „nur“ 150 von 1250 Mitgliedern teilgenommen, so verzerrt das die Tatsache, daß eine Teilnehmerzahl von 150 bei einer Mitgliedversammlung des VDÜ schon eher hoch ist. Unter diesen 150 Anwesenden erklärte sich eine Minderheit von ca. 40 Personen mit der ausgehandelten Vergütungsregel einverstanden. Also nach Ihrer Rechnung „nur 40 von 1250“. Weiterhin muß man wohl erwähnen, daß im Laufe des Verhandlungsprozesses 2 von insgesamt 7 Vorstandsmitgliedern aus dem Vorstand zurückgetreten sind, weil sie das Verhandlungsergebnis nicht mittragen wollten, und das parallel aus dem gleichen Grund auch die Verhandlungskommission einen gewissen Schwund hatte.

2) Zu den von Ihnen erwähnten Begriffen „Schlammschlacht“, „Lügen“ und „Verleumdungen“ ist zu sagen, daß dies mit ziemlicher Sicherheit die Wahrnehmung eines einzigen Mitglieds des VDÜ ist. Nach meinen Eindrücken am Ort des Geschehens kann ich mir nicht vorstellen, daß dies die Ansicht der Gruppe der ernsthaften Befürworter der Vergütungsregel ist. Die Diskussion auf der Versammlung am Samstag verlief eigentlich sehr ausgewogen, informativ und für die brisante Problematik erstaunlich freundlich. Und es haben letztendlich wahrlich nicht nur „Verlierer“ gegen die Vergütungsregel gestimmt, sondern auch viele, die dadurch möglicherweise in den Genuß eines kleinen Vorteils gekommen wären. Die Solidarität mit der großen Gruppe all derer, die bei der beabsichtigten Regelung leer ausgegangen wären oder womöglich sogar verloren hätten, ist die Erklärung für das eindeutige Votum gegen die Vorlage.

Vor allem aber waren wohl viele einfach nicht bereit, etwas für „angemessen“ zu erklären, das die schwierige Situation vieler Übersetzer einfach nicht nennenswert verbessert.

Ich (und sicher auch viele Kollegen) fände es fair, wenn Sie Ihre Darstellung im Sinne dieser Informationen verändern würden.

Mit freundlichen Grüßen

Theo Kierdorf
theokierdorf@netcologne.de

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